Widerstand gegen den Nationalsozialismus 2

In der evangelischen Kirche war der Dahlemer Pfarrer Martin Niemöller einer der konsequentesten NS-Gegner. Er gründete im September 1933 den Pfarrer-Notbund, der Anfang 1934 rund 7.000 Mitglieder zählte und gegen die Einführung des „Arierparagraphen“ in Kirchenämter und die Entlassung von Geistlichen „jüdischer Herkunft“ protestierte. Aus dem Notbund ging wenig später die „Bekennende Kirche“ hervor. Sie berief sich in der Auseinandersetzung mit dem NS-Staat und mit den „Deutschen Christen“, die sich als „SA Jesu Christi“ verstanden, auf ein „Kirchliches Notrecht“, das den religiösen Widerstand legitimierte. Eine christliche Gesinnung führte auch den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer in den Widerstand. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs unterhielt er enge Kontakte zur militärischen Opposition um Admiral Wilhelm Canaris und Hans Oster und wurde am 9. April 1945 gemeinsam mit diesen im KZ Flossenbürg erschossen.
Keiner festen Widerstandsgruppe zuzuordnen ist der Diplomat Rudolf von Scheliha. Seit 1932 an der Botschaft in Warschau tätig, wurde er bei Kriegsausbruch ins Auswärtige Amt zurückberufen. Hier nutzte er seine dienstlichen Möglichkeiten, um verfolgten Juden und Polen zu helfen und die nationalsozialistischen Verbrechen in Polen und anderen Ländern aufzudecken. Sein Wissen über die Judenvernichtung übermittelte er in das neutrale Ausland. An Vorbereitungen für einen Staatsstreich wirkte Scheliha ebenfalls mit. Ohne genaue Kenntnis seiner Widerstandsaktivitäten wollte die Gestapo den ihr als Gegner bekannten Scheliha ausschalten. Wegen angeblicher Zugehörigkeit zur „Roten Kapelle“ wurde Scheliha Ende Oktober 1942 verhaftet, aus dem Auswärtigen Dienst entlassen, wegen „Landesverrats“ zum Tode verurteilt und am 22. Dezember in Plötzensee gehängt.
Der nationalkonservative Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler, ein auch von Hitler hoch angesehener Finanzfachmann, trat 1937 aus Protest gegen den in Deutschland herrschenden Antisemitismus sowie die nationalsozialistische Wirtschafts- und Finanzpolitik von seinem Posten zurück. Nach Kriegsbeginn wurde Goerdeler zum Mittelpunkt eines konservativ, nationalliberal ausgerichteten Widerstandskreises, dem auch der frühere deutsche Botschafter in Italien, Ulrich von Hassell, General Ludwig Beck, über den Goerdeler Zugang zu militärischen Widerstandskreisen erhielt, und Johannes Popitz angehörten. An den Planungen zu einem Umsturzversuch und der Neuordnung Deutschlands nach Überwindung der NS-Herrschaft nahmen aber auch Gewerkschafter wie Wilhelm Leuschner und Jakob Kaiser (1888-1961) teil. Hinsichtlich der Staatsform, wie sie 1941 in der Denkschrift „Das Ziel“ dargelegt wurde, neigte der Goerdeler-Kreis zu der Wiedereinführung der Monarchie und zu einem Zweikammer-System.
Ein Zentrum des bürgerlich zivilen Widerstands war der „Kreisauer Kreis“, benannt nach dem niederschlesischen Gut Kreisau von Helmuth James Graf von Moltke, wo ab 1940 auf regelmäßigen Treffen Konzepte für eine grundlegende staatliche, wirtschaftliche und soziale Neuordnung Deutschlands nach dem Sturz der NS-Diktatur erörtert wurden. Im Unterschied zu anderen Widerstandsgruppen lehnte der „Kreisauer Kreis“ Nationalismus weitgehend ab und orientierte sich an einer europäischen Föderation. Vor allem über Adam von Trott zu Solz suchte der Kreis Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen im In- und Ausland sowie zu den Alliierten. Ab 1943 wuchs auch bei den Mitgliedern des „Kreisauer Kreises“ die Überzeugung von der Notwendigkeit eines Staatsstreichs. Nach der Verhaftung Moltkes im Januar 1944 schlossen sich einige Mitglieder der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Goerdeler an und wirkten an den Vorbereitungen zum Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 mit.
Nach dem misslungenen Umsturzversuch nahm die Gestapo in den folgenden Wochen Tausende von Regimegegnern fest, rund 5.000 von ihnen wurden bis Kriegsende hingerichtet oder starben an den Haftbedingungen.