Westdeutsche Prosa (die 50-er Jahre, Wolfgang Koeppen) NJ

Wolfgang Koeppen
(1906 – 1996)
Nonkonformistischer Autor. Seine Werke sind voll von Pessimismus und Melancholie (keine heitere Lektüre).
Er verfolgt den Weg der westdeutschen Gesellschaft vom Zustand, relativer Offenheit gegen das Ende der
40-er Jahre zur Restauration der bürgerlich-kapitalistischen Ordnung in Deutschland zur Remilitarisierung
Deutschlands und schließlich zu drohenden Restauration (Wiedergeburt) nationalsozialistischen Denkens.
Schrieb drei Nachkriegsromane:
Tauben im Gras (1951) - ein Bild Deutschlands nach dem Krieg. Es geht um Amerikaner in Deutschland.
Er schildert die Kontakte zwischen Amerikanern und deutschen Frauen. Es ist ein Tagesgeschehen in München
1948. Er benutzt Montagetechnik, inneren Monolog, es ist in der Form einer antiken Tragödie geschildert. Die
Szenen wechseln oft.
Das Treibhaus (1953) - die Hauptgestalt ist ein Abgeordneter des Bundestags in Bonn, vor dem NS war er
Sozialdemokrat, er war im Exil. Nach dem Kriege kommt er, er findet in Ruinen Mädchen Elke. Sie ist allein,
ihr Vater war NS-er Funktionär. Er heiratet sie und dann wird er gewählt.
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Inhalt hat 2 Linien:
1.) tragische - es geht um die Beziehung: um Elke, weil sie mit ihm in Bonn ist und langweilt sich.
Zwischen den beiden ist nicht gute Beziehung, sie haben sich nicht verstanden.
2.) seine Tätigkeit als Politiker - er ist enttäuscht von der Nachkriegsentwicklung. Seine Partei gerät in
Opposition. Er hat Stress mit dem Führer der Partei, weil sich dieser Führer nur für die
Macht und nicht für die Arbeit der Menschen interessiert. Sie wollen ihn nach Guatemala
schicken, er will nicht und begeht Selbstmord.
Koeppen verwendet in diesem Roman assoziative Technik des Erzählens: es werden Assoziationen ausgedrückt
- keine Gedanken der alltäglichen Logik, eher Zitate der Gedanken der Menschen. Es evoziert einen lyrischen
expressiven Eindruck und Unmittelbarkeit.
Tod in Rom (1954) erinnert an Tod in Venedig von T. Mann. Koeppen schildert die Geschichte einer deutschen
Familie, in der jeder ganz individuell ist. Sie sind grundverschieden. Einer der Söhne ist Münch, der andere
ist Homosexuell und Dirigent. Er dirigiert ein Konzert, die Eltern fahren dorthin. In Rom ist auch Judejahn
– ein Verwandter der Familie und ehemaliger Nazi, der dort Selbstmord begeht. Der letzte Satz ist derselbe wie
in Tod in Venedig. Koeppen benutzt hier keine assoziative Technik. Es geht hier um die Abrechnung mit dem
Nazismus und seinen Folgen für die Gegenwart.