Westdeutsche Prosa (die 50-er Jahre, Alfred Andersch) NJ
In den 50-er Jahren entwickelte sich in der BRD eine realistische (gehört nicht zum Realismus!) Romanliteratur.
Den Stoff für diese Werke bilden die jüngste Vergangenheit - NS und Krieg, aber auch zeitgenössische
gesellschaftliche Entwicklung.
Viele Werke dieser Zeit sind Zeugnis der Skepsis und der Enttäuschung nach vergeblicher Hoffnung auf
einen radikalen Neubeginn nach 1945. Zur Leitfigur dieser Werke wird der Außenseiter mit kritischer Distanz
aber auch mit Hoffnung und Humanität, in der als inhuman erlebten Gesellschaft individuell verwirklichen zu
können. Es war oft der Fall bei diesen Autoren - v. a. bei Heinrich Böll (Protagonisten sind anders als Gesellschaft,
sind distanziert, andererseits glaubten sie, dass sie selbst etwas bewirken können).
Es wurden v. a. Romane geschrieben, aber nicht nur Romane. Autoren: A. Andersch, Wolfgang Koeppen,
Heinrich Böll, G. Grass, …
Die Werke dieser Autoren stehen in Opposition zur restaurativen Wohlstandsgesellschaft. Ihre kritische
Position ist aber außerhalb jeder politischen Gruppierung und Parteiung. Für diese sog. Nonkonformistische
Literatur ist typisch: - verletzt und in Frage stellt die Tabus dieser Gesellschaft
- anderes Verständnis der Moral.
Alfred Andersch
(1914 - 1980)
Er war ein linker Mann (ľavičiar), sogar in der Kommunistischen Partei, dann hat er sie verlassen und wurde
Antikommunist.
Autobiographische Berichte (kein Roman) „Die Kirschen der Freiheit“ (1952) - Thema: die Flucht von den
Problemen und die Entscheidung (es ist immer bei ihm das Thema: die Flucht). Er stellt Die gefährdete Jugend
in Deutschland und seine Desertion in die freiheitliche Welt dar.
Roman „Sansibar oder der letzte Grund“ (1957) - über das Leben in der Hilter-Zeit. Es ist die Geschichte
der Rettung einer Jüdin und eines Kunstwerkes (Plastik von Barlach). Es gibt hier 5 Personen in einer Kleinstadt
an der Ostsee und an ihren Verhalten wird exemplarisch das Verhalten der Menschen gezeigt. Die Personen
wollen die Rettung vollziehen. Alle haben unterschiedliche Beweggründe für ihr Handeln (schwärmerische).
Im Vordergrund ist das Thema der Flucht in die Freiheit und zugleich spiegelt sich Anderschs eigene
Aussichtslosigkeit und Unentschlossenheit während des 3. Reiches.
Seit 1958 lebte er in der Schweiz bis zu seinem Tode. Seit 70-er J. war er schweizerischer Staatsbürger. Er
distanzierte sich einiger maßen von der . Er konzentrierte sich ausschließlich
Er schrieb auch Reiseberichte.
Roman „Efraim“ (1967) - die Gestalt eines heimatlosen Juden deutscher Herkunft mit englischem Pass.
Kurz vor seinem Tode hat er eine Erzählung geschlossen: „Der Vater eines Mörders“ (1980) – er geht zurück
in seine Jugend und berichtet die Geschichte einer Griechischstunde. Und sein Lehrer war Vater von Heinrich
Durch die Schilderung der Unterrichtsstunde mit einem autoritären Erziehungssystem, mit
Angst und Unterdrückung gibt es die Antwort auf die Frage, wie es zu den Ereignissen von 1933 hatte kommen
können.