Westdeutsche Lyrik (Ende 60-er, Anfang 70-er und 80-er Jahre)NJ

Ende 60-er - Anfang 70-er Jahre
- neue Generation (Nachkriegsgeneration - die jüngeren Autoren) kommt zum Wort und Lyrik bekommt neue
Funktionen:
1.) Vollkommenheit der ästhetischen Form tritt immer mehr zurück - Metrum, Reim, Strophenform sind
nicht immer mehr so wichtig
2.) Themen ändern sich - sie stammen aus dem Alltag.
3.) Erfahrungen einzelner Menschen werden ausgedrückt
- die Gedichte werden also „privater“. (Lyrik war immer irgendwie subjektiv). Das sieht man in der
Liebeslyrik - Rückzug ins Private, was eine Reaktion auf die Politisierung der Literatur war. Diese Lyrik
ist nicht nur Politisierung, sie richtet sich auch gegen die Nachkriegslyrik als solche - z. B. G. Eich.
- diese Nachkriegslyrik war für den Leser durch ihre Metaphorik und Verkürzungen immer schwerer
verständlich und am Ende nur noch eine Angelegenheit für Spezialisten.
- Programm dieser Nachkriegslyrik:
1.) alles hat Platz im Gedicht (auch das Banale) und ist mitteilungswert. (weil es authentische Erfahrungen
sind)
2.) lyrisches Subjekt beschreibt, wie es die Welt in seinem Alltag (egal wo) erlebt.
3.) statt Schriften und Symbolen verwendeten die Lyriker die Umgangssprache.
4.) das lyrische Subjekt nimmt die Umwelt wahr, es geht um das Festhalten der verschiedenen Wahrnehmungen.
5.) es entsteht ein „Bild“, ähnlich zu einer Postkartenansicht.
6.) das neue in der Lyrik ist auch die Tatsache, dass die Alltagslyrik das Politische nicht ausschließt. Es gibt
kein entweder - oder (entweder Politik oder das Private). Die Lyrik ist privat. Wenn die Politik Platz in
diesen Erfahrungen hat, mischt sich in die Lyrik ein, aber die Lyrik ist nicht politisiert. Für diese Lyrik
gibt es die Bezeichnungen „Neue Subjektivität (Sensibilität)“
Rolf Dieter Brinkmann
(1940 - 1975 Autounfall in London)
Er benutzt in seiner Lyrik postmodernistische Technik. Seine Lyrik hat provokative zynische Züge, typisch
ist die Rebellion gegen die konventionelle Welt. Seine Bilder sind keine Naturbilder, sondern die Bilder der
Zivilisation. Seine Gedichte behandeln die Welt der Großstadt, die negativen Auswirkungen von Zivilisation
und Technik und gehen oft von ganz persönlichen Situationsschilderungen aus.
- Werke: „Ein Tag in der Stadt“ (1966), „Straßen und Platz“ (1967), „Westwert 1 & 2“ (1975)
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Für die Liebeslyrik dieser Zeit ist die Glückerfahrung des Augenblicks und der Eindruck des Vorübergehenden
im Mittelpunkt.
Die Fragilität der Beziehungen kommt ebenso zur Sprache wie das veränderte Rollenverständnis von Mann
und Frau (Beispiel: Gedichte von Karin Kiwus > Gedicht „Fragile“)
80-er Jahre (Postmoderne)
Postmoderne - es ist schwer zu sagen, was es ist.
Lyrik - Motive der Vereinsamung des Menschen und der zunehmenden Natur- und Umweltzerstörung
- es werden wieder Reim und Metrum eingesetzt.
Populär wird (die) Ullahan - Sammlung „Herz über Kopf“ (1981)
- typisch für sie: - die Rückkehr ins Innere
- intime Themen
- Gedichte: auf einfache Weise gedichtet, sie wirken sehr frisch