Verhältnisse zwischen Ost und West nach der Wende

Verhältnisse zwischen Ost und West nach der Wende


Am 9. November 1989 wurde die Grenze zwischen West- und Ostdeutschland geöffnet. An den folgenden Tagen stand die ganze Republik Kopf. Später wurde das West- und Ostdeutschland vereinigt. Doch das Ostdeutschland war im Vergleich mit Westdeutschland unterentwickelt. Deshalb hat der Aufbau Ost begonnen.

Aufbau Ost

Ziel des Aufbaus Ost ist es, im Osten Deutschlands ähnliche wirtschaftliche, soziale und infrastrukturelle Verhältnisse wie in den alten Bundesländern zu erreichen. Nach Berechnungen des SPIEGEL flossen seit der Wiedervereinigung ca. 1250 Milliarden Euro an Fördermitteln nach Ostdeutschland, das ist etwa 20 000 Mark pro Kopf.(Stand Sommer 2004).
Mittlerweile ist man dazu übergegangen, einzelne Regionen zu fördern und so zum Motor ganzer Regionen zu machen, statt Fördergelder großflächig auszuschütten. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff Leuchttürme gebraucht. Beispiele für solche, sich positiv entwickelnde Regionen sind die Regionen Chemnitz und Zwickau mit Automobilbau, Leipzig mit Automobilbau und Messe, Dresden mit Halbleiterindustrie, Jena (Technologieunternehmen) und die touristisch geprägte Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns.
Der Hacken an der Sache ist, dass es für viele Westdeutsche im Osten keine sichtbaren oder fühlbaren Verbesserungen durch ,ihr` Geld gibt, denn die ostdeutsche Wirtschaft läuft noch immer nicht so wie man es nach der Wende angenommen hat.
Viele der Ostbürger sind immer noch neidisch auf ihre westlichen Nachbarn, denn noch immer sind die Wirtschaft, die Löhne, die Renten und die soziale Versorgung schlechter oder geringer als im Westen. Doch mit den jahren steigen auch die Zahle.
Kurz nach der Wende 1991 war noch durchschnittlich Bruttolohn von 12.616 Euro, der Wert hat sich 14 Jahre später fast verdoppelt. Mit 22.517 Euro je Arbeitnehmer verdient ein Erwerbstätiger in den neuen Bundesländern durchschnittlich 5000 Euro weniger als ein Beschäftigter in den alten Bundesländern. Ein Jahr nach der Wiedervereinigung lag der Unterschied noch bei 9000 Euro je Arbeitnehmer.
Parallel zu den Löhnen sind auch die Renten in den neuen Bundesländern zunächst sprunghaft gestiegen und liegen jetzt mit einer durchschnittlich verfügbaren Eckrente von 943 Euro knapp unter dem Westniveau von 1073 Euro.

Nach der Wiedervereinigung investierten sehr viele Westfirmen in die neuen Länder, da sie dort eine Bezuschussung für den ,Aufbau Ost` bekamen und dies eine lukrative Erweiterungsmöglichkeit darstellte. Es siedelten sich sowohl kleine Firmen, wie zum Beispiel Sanitärinstallationsbetriebe und Schreinereien als auch große High-Tech-Konzerne wie AMD (Microchiphersteller) oder Siemens an. Dies förderte den Wirtschaftsanlauf in den neuen Ländern und brachte neue, konkurrenzfähige Produkte nach Ostdeutschland, außerdem wurden neue Arbeitsplätze geschaffen, was sich an den Erwerbspersonen messen lässt, die von 31.8 Mio. 19967 auf 32.0 Mio. 19987 gestiegen sind.
Ein weiterer Aspekt, der die Furche zwischen den Deutschen bestehen lässt, ist die Tatsache dass die ehemaligen DDR-Bürger keinerlei Erfahrungen mit der Demokratie und dem Rechtsstaat hatten. Viele Bürger hatten sich das Leben in Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit als Paradies vorgestellt in dem sie tun und lassen können, was sie wollen. Die Enttäuschung und Verbitterung gegen den Westen und seine Bürger war groß, als viele merkten dass es auch in einem Rechtsstaat strenge Regeln und Gesetze gibt.
Keiner hatte bedacht, was sich später als Knackpunkt für das Zusammenleben von Ost und West herausstellen sollte, dass es ganz andere Gesellschaftsordnungen in der DDR gab. Und dass es einer großen Umstellung bedurfte und bedarf, sich auf die Gesellschaftsordnung der BRD umzustellen. Ein Beispiel für die verschiedene Gesellschaftsordnung ist die Stellung der Frau in der DDR damals und der BRD heute. In der DDR gab es viel mehr Tages-Kinder-Betreuungsstetten, damit die Frauen einem Berufsleben nachgehen konnten, im System der heutigen BRD ist es allerdings sehr schwierig für Frauen, Kinder und Beruf unter einen Hut zusammen zu bringen. Frustration und Vorurteile gegenüber den westlichen Landsleuten waren vorprogrammiert. Auch die Aufteilung in Ober-, Mittel- und Unterschicht war aufgrund des kommunistischen Systems nicht so stark wie heute in der BRD.
Man hat durch die Wiedervereinigung die Geschichte der DDR ,unterschlagen` und ,übergangen` hat. Denn auch die DDR hat während 40 Jahren der Trennung ihre eigene Geschichte geschrieben, die jetzt nicht wieder auftaucht. Bestes Beispiel hierfür sind die Geschichtsbücher in den Schulen, hier werden Mauerbau, Mauerfall und 40 Jahre Geschichte der Bundesrepublik Deutschland aufgeführt, aber kein Wort wird über Ereignisse in der ehemaligen DDR verloren. Viele Ostdeutsche sehen dies als Erniedrigung und Beleidigung an, denn auch sie hatten eine separate Geschichte und geschichtliche Ereignisse die nichts mit dem kommunistischen System der DDR zu tun hatten.