Vergleich des Geburtenverhaltens in Ost- und Westdeutschland in den ersten sechs Jahren nach der Wen

Vergleich des Geburtenverhaltens in Ost- und Westdeutschland in den ersten sechs Jahren nach der Wende

Für die ostdeutsche Bevölkerung war das Ende der DDR begleitet von massiven sozialen und ökonomischen Umbrüchen. Fast zeitgleich mit der Wiedervereinigung sanken die ostdeutschen Geburtenraten auf ein beispiellos niedriges Niveau. Die zusammengefasste Geburtenziffer fiel von 1,6 im Jahre 1989 auf 1,0 im Jahr 1991 und erreichte in den Jahren 1992-1994 mit 0,8 ihren niedrigsten Stand (siehe Abbildung). Angesichts der ökonomischen Krise auf der einen und der niedrigen Geburtenziffern auf der anderen Seite lag es nahe, die hohe Arbeitslosigkeit, die relativ niedrigen Löhne und die unsicheren Beschäftigungsverhältnisse für die ostdeutsche "Fertilitätskrise" verantwortlich zu machen. Diesem "Krisenszenario" wurde vielfach die Hypothese entgegen gesetzt, dass mittelfristig eine "Anpassung" an westdeutsche Fertilitätsmuster erfolgen würde. Ziel der Studie am Max-Planck-Institut für demografische Forschung ist es, jene Faktoren zu diskutieren, die - trotz der politischen und rechtlichen Vereinigung der ehemals getrennten Staaten - einer Konvergenz der Fertilitätsraten in Ost und West entgegenwirken. Außerdem wird die Datenbasis des Mikrozensus verwendet, um das Geburtenverhalten der Jahrgänge 1961-1970 zu analysieren. Die Analyse kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass ostdeutsche Frauen weiterhin etwas jünger sind als westdeutsche Frauen, wenn sie ihr erstes Kind bekommen. Für Geburten höherer Ordnung (d.h. für Zweit- und Drittgeburten) zeigt sich dagegen eine deutlich niedrigere Geburtenrate als in den westlichen Bundesländern.

Ostdeutsche psychisch stabiler

Die vielen Veränderungen, die die Ostdeutschen nach der Wende bewältigen mussten, galten lange als krank machende Belastungsfaktoren. Eine repräsentative Erhebung der psychischen Gesundheit der Bundesbürger in Ost und West zeigt jedoch, dass die meisten Ostdeutschen seelisch robuster sind als erwartet. Drei Psychologen der Technischen Universität Dresden verglichen die Daten von 4 181 Deutschen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Dabei zeigte sich, dass in Westdeutschland Alkoholabhängigkeit, Depressionen, soziale Phobie und somatoforme Störungen häufiger vorkommen als in Ostdeutschland. Tendenziell häufiger sind im Westen außerdem Drogenabhängigkeit, psychotische und bipolare Störungen sowie Ängste. In den neuen Bundesländern ist hingegen die allgemeine Lebenszufriedenheit tendenziell schlechter, insbesondere in den Bereichen Arbeitssituation, Wohnung und finanzielle Lage. Keine Unterschiede fanden sich bei der Zufriedenheit mit Gesundheit, familiärer Situation und sozialen Beziehungen. „Diese Ergebnisse widersprechen der Annahme, dass die ökonomisch besseren Bedingungen im Westen einen Schutzfaktor gegen psychische Störungen darstellen“, sagen die Forscher. Sie erklären sich die bessere seelische Gesundheit der Ostdeutschen damit, dass in den neuen Bundesländern die soziale Unterstützung nach wie vor eine große Rolle spielt, Konkurrenz und Neid hingegen weniger ausgeprägt seien als in den alten Bundesländern.