SCHICHTUNG DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES

SCHICHTUNG DES DEUTSCHEN WORTSCHATZES

Spezi, Schlagober, Karfiol - sind regionalbegrenzte Wörter
- weichen von der Norm der dt. Sprache ab
- gehören zu einem Dialekt oder Umgangssprache
- werden meist in österreichischem Deutsch verwendet

Deutscher Wortschatz
Wortschatz der dt. Sprache ist mehrfach gegliedert. Deutscher Wortschatz gehört zum Binnendeutsch - Deutsch in Österreich, Schweiz, Luxemburg, Lichtenstein, in deutschsprachigen Teilen Belgiens.
Den Kernbereich des dt. Wortschatzes bildet Binnendeutsch. Dieses Binnendeutsch wird folgenderweise charakterisiert, zwar als Abstraktion der tatsächlichen Existenzweisen oder Existenzformen betrachtet.

Existenzweisen / Existenzformen - Mundarten, überlandschaftliche Verkehrsprachen,
Umgangssprachen, Standardsprache, Literatursprache,
Berufsprache, Fachsprache

Diese EW oder EF existieren nebeneinander und dienen verschiedenen kommunikativen Zielen und sind unterschiedlich auf die Sprecher verteilt.

Das Kerngebiet des dt. Wortschatzes wird in den Erläuterungswörterbüchern verzeichnet, da finden wir auch noch den Wortschatz, verschiedeneVarianten, so weit sie überregional gelten. Im Mittelpunkt des dt. Wortschatzes steht der literatursprachliche Standart.

Existenzweisen der deutschen Wortschatzes

1. Mundarten - regionalbegrenzte Lexeme (Wörter). Dienen als Alltagssprachen und leben v.a. in ländlichen Gebieten (auf dem Lande). Ihr Wortschatz ist Gegenstand der WORTGEOGRAPHIE und ist in Mundartwörterbuchern und Wortablauten fixiert (geogr. Angaben zu jeweiligem Mundartort).

2. Umgangssprache - als Stadtsprache durch die Mundarten beeinflusst. Sie ist als regionaleVariante der Standartsprache meist als Alltagsrede stillistisch markiert.
Umgangssprache = Alltagssprache = Koiné

Aus den Mundarten geht der Wortschatz oder das Wortgut in die Literatursprache über, oft auf den Weg über Umgangssprache und existiert dort in Form landschaftlicher Dubletten, die wir als Heteronyme bezeichnen.

Heteronyme sind Dubletten mit identischer Bedeutung, die aus verschiedenen regionalen Varietäten stammen
Samstag - Sonnabend
Heute dringt mehr literatursprachliches Wortgut in regionalen Umgangssprachen und Mundarten ein als umgekehrt (aus pragmatischen Gründen - Arbeit).



MOTIVATION

motiviertes Wort unmotiviert
Tischler Tisch
(der Mensch beschäftigt sich mit den Tischen) (man weiß nicht, warum Tisch
gerade Tisch genannt wird)
Fenster - etymologisch motiviert ist - lat. fenestra
- unmotiviertes Wort - auch wenn etymologisch motiviert ist - alle sind unmotiviert

motivierte Wörter - Wortbildungskonstruktionen (WBK) - Tischler
unmotivierte Wörter - Simplizia (Sg. Simplex) = Lexeme - Tisch

Simplex sekundäres Simplex = WBK
schiessen Schuss

motiviert unmotiviert
Sauerkraut

Wörter als Benennungseinheiten sind kommunikativ und kognitiv bestimmt. Mit jedem Wort werden einige Eigenschaften der Objekte fixiert, so kann ein und derselbe Gegenstand mit verschiedenen Lexemen benannt sein.
Zimmerpflanze, Grünpflanze, Zierpflanze
beziehen sich auf dasselbe Gewächs = sind referenz identisch = sie beziehen sich auf dasselbe Objekt - Pflanz und betonen doch unterschiedliche Eigenschaften.
Pflanze - 1. für das Zimmer bestimmt
2. ist nur grün

Benennungsmotive - die Merkmale, die für den Benennungsprozess benutzt werden
Motivbedeutung - die Bedeutung der benennenden sprachlichen Einheiten

ARTEN DER MOTIVATION
1. phonemisch - phonetische Motivation
2. morphematische Motivation
3. semantische oder figurative Motivation

1) Als phonemisch - phonetisch oder natürlich motiviert betrachten wir Wörter, deren Formative einen Laut oder Schall nachbilden - kuckuck, zischen.
Bei diesen Wörtern besteht ein natürlich gegebener Zusammenhang zwischen den Merkmalen des Bezeichneten, d.h. den akustischen Eigenschaften und den Zeichen. Solche Wörter bezeichnet man als Onomatopoetika (onomatopoje). Sie werden als Argument gegen die Bestimmung sprachlicher Zeichen als arbiträr angeführt, d.h. der Lautkörper ist kein getreues Abbild des Geräusches oder des Klangs.
Den besten Beweis für die prägende Kraft der Sprache und damit auch den arbiträren Charakter des Zeichens liefert der Vergleich der Onomatopoetika in verschiedenen Dialekten und Sprachen.

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2) morphematische Motivation - damit ein Wort morphematisch motiviert ist, muss das Benennungsmotiv 2 Bedingungen erfüllen:
a) es muss in einer direkten Beziehung zur Bedeutung stehen
b) das Benennungsmotiv muss den Angehörigen einer Sprachgemeinschaft bewusst sein

Im Laufe der Zeit kann das Benennungsmotiv verblassen (zblednut), und dann treten 3 Prozesse ein:
1. Lexikalisierung - bei der L geht der Syntagmacharakter einer WBK verloren und das komplexe Lexem erhält eine einheitliche Bedeutung.
2. Idiomatisierung - eine Folge der L, denn aus der Summe der Teilbedeutungen einer Konstruktion ist die Lexembedeutung nicht zu erschliessen.
3. Demotivierung - es trifft D ein, d.h. Verlusst der Motivbedeutung.

• ganz motivierte Wörter - Tageslicht, Himmelblau
- die ganze Bedeutung ist durch Teilbedeutungen motiviert
• teil motivierte - Handtuch, Schulterblatt
- Tuch - muss nicht nur zu ertrocken benutzt werden
• demotivierte - Nachtigall, Brautigam - vollidiomatisiert
slávik - hat mit Nacht gar nicht zu tun


3) semantische Motivation - liegt dann vor, wenn ohne weitere Wortbildungsprozesse ein Wort zur Benennung neuer Begriffe und damit andere Objekte benutzt wird.

Menü - heute - bei Computer
Mouse – ursprünglich Tier – heute – Teil des Computers