Max Frisch: Homo Faber

Max Frisch: Homo Faber
(Roman, 1959)
Ein Bericht: Faber ist 1933-35 Assistent an der Eidgenossischen Technischen Hochschule in Zürich
und lernt dort die Kunststudentin Hanna kennen. Hanna gesteht im eines Tages, dass sie von ihm schwanger
sei; daraufhin entschließt sich Faber, Hanna zu heiraten. Sie zögert jedoch. Faber erhält das Angebot der UNESCO,
in Bagdad zu arbeiten, und nimmt dieses an. Dies fuhr zur Trennung von Hanna. Faber bittet kurz vor
dem Abflug nach Bagdad seinen Freund Joachim, sich um Hanna zu kümmern - und Hanna verpflichtet er dazu,
ihr gemeinsames Kind abzutreiben.
Erste Station (geschrieben 21. 06. - 08. 07. 1957): Der Bericht beginnt mit einer tagebuchartigen Schilderung
von Reisen Fabers in Amerika im Frühjahr 1957. Auf einer Flugreise von New York nach Mexiko muss
ein Flugzeug in der Wüste Mexikos notlanden. Bei dem dadurch folgenden mehrtägigen Aufenthalt kommt er
immer mehr mit dem Deutschen, Herbert. Es stellt sich heraus, dass dieser auf dem Weg ist, seinen Bruder Joachim
im Urwald zu besuchen - den Freund Fabers, von dem Faber seit 1936 nicht mehr gehört hatte! Faber entschließt
sich, Herbert zu begleiten. Nach einer Irrfahrt durch die Wildnis gelangen sie zur Plantage Joachims.
Doch dieser hatte sich erhangt. Herbert entschließt sich, die Plantage zu übernehmen. Weil Faber bei einem
Zwischenstopp in New York möglichst schnell seiner „Geliebten” Yvi entrinnen mochte, begibt er sich auf eine
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Schiffsreise nach Europa. Auf dieser Fahrt lernt er eine junge Frau namens Sabeth kennen. Völlig unerwartet
stellt er ihr am Schluss der Reise einen Heiratsantrag, obwohl Sabeth mit männlicher Begleitung verreist war.
Durch Zufalle treffen sich Faber und Sabeth wieder in Paris; und Faber entschließt sich, Urlaub zu nehmen und
Sabeth auf einer Fahrt quer durch Europa zu begleiten. Von Vorahnungen geplagt fragt Faber schließlich Sabeth,
wer ihre Mutter sei: Hanna. Zwar hofft Faber zunächst, dass Hanna tatsachlich ihr gemeinsames Kind
abgetrieben hatte, ziemlich schnell wird allerdings klar, dass Sabeth seine eigene Tochter ist. In Griechenland -
dort lebt Hanna mittlerweile - angelangt, wird Sabeth eines Morgens von einer Giftschlange gebissen, und
stürzt eine Böschung herunter. Mühsam gelingt es Faber, sie in ein Krankenhaus zu bringen; dort verstirbt sie
allerdings bald (am 28. 05.) an einer nicht diagnostizierten Schädelbasisbruch. Im Krankenhaus trifft Faber
auch Hanna wieder.
Zweite Station (geschrieben 19.07. - Ende August): Die Zweite Station ist geprägt von Reflexionen Fabersuber
das bisherig erlebte – und handelt auch über die Zeit, in der er über den ersten Teil seines Berichts, die
„erste Station”, schreibt. Nach Aufenthalten u. a. in Kuba, Düsseldorf und Zürich trifft er wieder in Athen ein.
Es sieht danach aus, dass er sein Leben ändern möchte - er hat gekündigt, will sich mit Hanna versöhnen, die
ihm vorwirft, seine - und ihre Tochter zum Tod gefuhr zu haben. Faber bricht in Athen zusammen, und wird ins
Krankenhaus gebracht. Dort stellt sich heraus, dass er an Magenkrebs leidet. Eine Operation soll in 94,6 % aller
Falle erfolgreich sein - so redet er sich immer ein, dass er danach die Chance hat, u. a. Hanna zu heiraten. Der
Bericht endet zwar offen „08.05 Uhr Sie [die Ärzte] kommen.”, aber es ist deutlich anzunehmen, dass Faber an
der Magenoperation stirbt - und damit seine ständig präsenten Vorahnungen zum Tod wahr werden.
Wichtige Merkmale des Stils: Das gesamte Werk ist an sich streng chronologisch gegliedert. Nur die
zweite Station besteht aus zwei parallelen - jeweils abschnittsweise aufeinander folgenden - ineinander geschlossenen
Erzählsträngen: der Zeit vor der Einlieferung ins Krankenhaus und der Zeit im Krankenhaus. Die
Reflexionen Fabers sind geprägt von einem „Tagebuchcharakter”, in dem - passend zur Persönlichkeit Fabers -
eine technische, klinisch trockene Sprache vorherrscht, die kaum durch Metaphern aufgefrischt wird.
Interpretation: Zu dem Roman-Bericht „Homo Faber” existiert die wohl schon „klassische” Interpretation,
dass Faber als Technik-Verrückter den Bezug zur Natur verloren hat, und in ihr die Rettung vor dem Tod
sieht. Als Gegenpol hierzu tritt Hanna auf, die mit der Natur leben will und sie in vollen Zügen genießen will -
ohne Technik.