Marlen Haushofer und Volker Braun
Marlen Haushofer
(1920 in Frauenstein, Molln - 1970 in Wien)
M. Haushofer, eigentlich Marie Helene Haushofer, geb. Frauendorfer, war eine österreichische Schriftstellerin.
Sie Studierte Germanistik in Wien und Graz und lebte später in Steyr. Ihre Erzählung „Wir töten Stella“
(1959) wurde 1963 mit dem Arthur-Schnitzler-Preis ausgezeichnet. Im Jahr 1968 erhielt sie den österreichischen
Staatspreis für Literatur.
Roman „Die Wand“ (1962) - über eine namenlose Frau, die eines Tages aufwachte und stellte fest, dass
sie alleine ist. Über Nacht war eine dicke, unzerbrechliche, gläserne Wand zwischen ihr und der Umwelt entstanden.
Auf der anderen Seite existiert kein Leben mehr. Die Angst der Frau vor der Wand richtete sich gegen
Menschen. Als erstes verbarrikadiert sie sich in ihrer Hütte und versucht dann ihre Überlebenschancen auszurechnen
und zu verbessern. Ihre einzigen Gefährte sind ein Hund, eine Kuh und eine Katze, um die sie sorgen
muss, die aber durch Milch, Wärme und Lebendigkeit auch ihr Überleben sichern. Nach drei Jahren sind der
Hund und die Katzen tot - die Gewalt hat sie auch hier eingeholt. Sie beginnt ihre Gedanken aufzuzeichnen:
ihre Tage sind sehr gleichförmig, geprägt von der Sorge ums tägliche Überleben (Versorgen der Tiere, Holz
hacken, Gemüse pflanzen, Heu ernten, …).
Werke:
Erzählungen: Die Vergißmeinnichtquelle (1956); Wir töten Stella (1958); Lebenslänglich (1966);
Schreckliche Treue (1968); Begegnung mit dem Fremden (1985); Die Frau mit den interessanten Träumen
(1990);
Romane: Eine Handvoll Leben (1955); Die Tapetentür (1957); Die Wand (1962); Himmel, der nirgendwo
endet (1966); Die Mansarde (1969);
Kinderliteratur: Brav sein ist schwer (Kinderbuch, 1965); Müssen Tiere draußen bleiben? (Jugendbuch,
1967); Wohin mit dem Dackel? (Jugendbuch, 1968); Schlimm sein ist auch kein Vergnügen (Kinderbuch,
1970);
Hörspiele: Das Kreuzworträtsel (1953); Die Überlebenden (1958); Ein Mitternachtsspiel (1984)
Anderes: Das fünfte Jahr (Novelle, 1952); Bartls Abenteuer (Forum, 1964); Die Überlebenden (Unveröffentlichte
Texte aus dem Nachlass, 1991)
Volker Braun
(1939 in Dresden)
Ein deutscher Schriftsteller, der vor einem Philosophiestudium in einer Druckerei und im Tiefbau arbeitete.
Seine ersten künstlerischen Meriten (zásluhy) erwarb er 1965 (auf Empfehlung von Helene Weigel) als
Dramaturg am Berliner Ensemble. Unzählige Theaterstücke, Lyrik- und Prosabände hat er zu DDR-Zeiten veröffentlicht
und war einer der hochdekorierten Autoren des sozialistischen Staates: Heinrich-Heine-Preis, Heinrich-
Mann-Preis, Nationalpreis 1. Klasse oder Georg-Büchner-Preis für das Gedichtband „Tumulus“.
Dabei war Volker Braun (VB) weder ein staatstragender Dichter noch gehörte er zu den lautstarken Dissidenten.
VB glaubte an einen dritten Weg, an einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz.
Zwei Jahre lang haben VBs literarische Figuren „Hinze“ und „Kunze“ die DDR-Kulturzensoren beschäftigt.
Stück „Hans Faust“ ist die überbearbeitete Bühnenfassung Hinze und Kunze, in dem sich der Bauarbeiter
Hinze auf einen Pakt mit dem Parteisekretär Kunze (eine Art sozialistischer Mephisto) einlässt und Karriere
macht. Im Jahr 1983 erschien „Die Berichte von Hinze und Kunze“ in Prosaform. Es waren Texte, die
start an Brechts Keuner-Geschichten erinnerten und in denen die Widersprüche zw. Herr und Knecht, Macht
und Ohnmacht und Mann und Frau thematisiert wurden. Zwei Jahre später lies VB die beiden Paradefiguren
noch einmal in einem „Hinze-Kunze-Roman“ wieder aufleben und aus der zeitlichen Distanz lässt sich heute
konstatieren, dass VB mit Hinze und Kunze die Mechanismus des Sozialismus viel präzisier und subtiler demaskiert
hat alle stimmgewaltigen Systemkritiker zusammen. Erst 4 Jahre nach der Veröffentlichung im Westen
konnte das Buch auch in der DDR erscheinen.
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Auch sein Theaterstück „Die Übergangsgesellschaft“ (1982) präsentiert seine meisterhafte Mischung
aus Poesie und Gesellschaftsanalyse.
Auch nach der Wende blieb VB bei den leisen, bedächtigen Tönen. Zwar mahnte er einen langsameren
Übergang an, aber seine Stimme war frei von jedweder „Ostalgie“.
VB erweist sich mehr und mehr als philosophischer Poet, der seine subjektiven Ansprüche und die gesellschaftliche
Realität gegeneinander austariert. Seine letzen Veröffentlichungen, der Gedichtsband „Totentanz“
(2000) und die Prosabände „Das Wirklichgewollte“ (Erzählungen, 2000) und „Wie es gekommen ist“
(2002) zeigen VB noch einmal als pointierten, zu Lakonie und mildem Spott neigenden Autor - eben ein großer
Dichter, dessen wahre Heimat allein die Sprache ist.