Linguistische Termini 9 NJ
Phonetik (Lautlehre) - Teildisziplin der Linguistik, die die physikalischen (akustischen) und physiologischen (artikulatorischen) Eigenschaften der Laute zum Gegenstand hat; untersucht im Gegensatz zu Phonologie nicht die Funktion der Laute im sprachlichen System
Plural (Mehrzahl) - Teilkategorie des grammatischen Numerus. Er wird morphologisch aus dem Sg. abgeleitet, und zwar im Deutschen durch -n (Gabeln), -s (Autos), Umlaut (Mütter) u. a. In einigen Fällen gibt es Doppelformen im P., die aber unterschiedliche Bedeutungen haben, z. B. Wort - Worte - Wörter. In Korrelation zum Sg. Bezeichnet der P. Mehrere Lebewesen (Bzw. Gegenstände, Erscheinungen usw.). Einige Substantive kommen nur im P. vor und werden Pluraliatantum genannt. Dazu gehören im Deutschen z. B. Namen für Feste (Weihnachten, heute schon meist als Sg. aufgefasst), einige Krankhei-ten (Masern, Windpocken usw.) u. a. Im Russischen z. B. sind Pluraliatantum häufiger. In besonderen stilistischen Funktionen kann sich der P. auf nur eine Person beziehen: Plural der Majestät oder Pluralis majestatis: im Feudalismus übliche Ausdrucksweise, bei der Fürst, König usw. von sich selbst in der Mehr-zahl sprach, und damit seine Bedeutung zu unterstreichen, z. B. Wir, Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg,...; Plural der Bescheidenheit (skromnosť) oder Pluralis modestiao: im Gegensatz zu Pl. der M. wird hier der P. Gewählt, um die eigene Person nicht zu sehr in den Vordergrund zu rucken, z. B. als Autorenplural: In unserer Diplomarbeit wollen wir untersuchen...
Pluraliatantum - Substantive ohne Singularform. Im Deutschen kommen Pluraliatantum nur vereinzelt vor (Eltern, Alpen, Masern…), dagegen lassen sich z. B. im Russischen mehrere semantische Klassen von nur pluralisch vorliegenden Substantiven aufstellen: l. paarweise auftretende Gegenstände (očky - Brille, sani - Schlitten/, 2. geographische Namen (Alpy – Alpen), 3. Personengruppen (rebjata - Jungens, trudiaščijesja - Werktätige usw.) 4. Nahrungsmittel (frukty - Obst, šči - Kohlsuppe u. a.), 5. Zeitspannen (časový úsek) (sutky - 24 Stunden, kanikuly – Ferien), 6. komplizierte Gegenstände (časy – Uhr)
Plusquamperfekt (Vorvergangenheit) - grammatisches Tempus, z. B. des dt. Verbs, steht in Beziehung zur Zeitstufe der Vergangenheit Tritt fast ausschließlich in komplexen Sätzen auf, und zwar zum Ausdruck der Vorzeitigkeit der Abhängigen Handlung zur imperfektisch ausgedruckten Haupthand-lung. (Als wir die Unterkunft verließen, hatte das Gewitter gerade aufgehört.). Auch in selbständigen Sätzen behält das P. seine Funktion, Vorzeitigkeit auszudrücken
Polysemie - Mehrdeutigkeit ein und desselben Wortes: Stock kann bedeuten Holzstück, Spazierstock (palička na prechádzku) oder Topfpflanze (kvet v kvetníku)
Positiv (Grundstufe) - Grundform des Adjektivs (neu, groß). Beim Verglichen durch den P (Vergleichswort WIE) werden Dinge einander gleichgesetzt: Dieses Buch ist ebenso neu wie das erste.
Prädikat - Satzglied, das zusammen mit dem Subjekt den Satz gründet. Die traditionelle Grammatik ermittelt das P. mit Hilfe der Frage Was wird (über das Subjekt) ausgesagt? Nach dieser Auffassung sind 2 Haupttypen zu unterscheiden: das verbale P., das aus einfachen oder zusammengesetzten Verbalformen besteht: Er kommt. Er hätte kommen müssen; das nominale P., besteht aus Kopula (sponové sloveso) und Prädikatsnomen (menný prísudok): Hans ist Dreher. Die Äpfel sind reif. Nach neueren Auffassungen in der Germanistik wird das Prädikatsnomen als selbständiges Satzglied (Ergänzung, prädikative) gewertet; auch die kopulativen Verben erhalten Satzgliedwert, da sie die gleichen Funktionen im Satz wie die Vollverben übernehmen können
Prädikatsgruppe - unmittelbare Konstituente des Satzes, die zusammen mit der Subjektsgruppe den Satz bildet. Die Pg. Kann in bestimmten Fällen vom Verb allein gebildet werden: Die Tulpen blühen. Meistens fordert das Verb eine Ergänzung: Wolfgang bringt das Buch.
Prädikatsnomen (Prädikativ) - nominaler Prädikatsteil, vorwiegend durch Substantiv oder Adjektiv vertreten; bildet nach der Auffassung der traditionellen Grammatik erst zusammen mit der Kopula ein selbständiges Satzglied (Prädikat): Hans ist Angestellter. Das Wetter ist schön. Neuere germanistische Forschung bestimmt das P. als primäres Satzglied (Ergänzung, prädikative)
Präfigierung - anfügen eines Präfixes an ein Wort: be-raten, ver-raten. Präfix = Vorsilbe
Prager Schule (funktionale Linguistik) - eine der 3 Hauptrichtungen des Strukturalismus, die sich in den 30-er Jahren unseres Jh. aus den Grundeinsichten de Saussures entwickelte, dass die Sprache ein System von Zeichen ist. Zentralbegriff der Funktionalen Linguistik ist die Funktion der Elemente im Sprachsystem. Ihre größte Leistung besteht in der Schaffung einer neuen sprachwissenschaftlichen Disziplin, der Phonologie. Sie führte die Begriffe des distinktiven Merkmals und der Opposition zunächst in der Phonologie ein und übertrug sie später auch auf die Morphologie und Syntax. Die PS geht von der Existenz verschiedener Ebenen des Sprachsystems (Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik) aus und stellt sich die Erforschung der paradigmatischen und syntagmatischen Beziehungen auf jeder Ebene zum Ziel. Die moderne tschechische Linguistik knüpfte nach dem 2 Weltkrieg an die positiven Traditionen der PS an