Linguistische Termini 8 NJ

Parole (de Saussure), dt. auch Sprachen oder Rede: Realisierung der langue in individuellen Sprachereignissen: konkreter Sprechakt. P. ist die historische Voraussetzung der langue, ist ihr Instrument aber zugleich auch ihr Produkt.
Partizip - infinite Verbalform z. B. der ide. Sprachen, die zwar zum Formenbestand des Verbs gehört, aber wie ein Adjektiv dekliniert wird. Das Deutsche z. B. hat zwei Partizipien, das Präsensp. (lesend) und das Perfektp. (gelesen), im Russischen dagegen gibt es für beide P.-formen je eine aktivische und eine pasivische Form (čitajuščij - lesend, čitajemyj - gelesen werden, pročitavšij - gelesen habend, pričitannyj – gelesen). Syntaktisch können Partizipien wie ein Adjektiv attributiv oder prädikativ stehen (das spannende Buch, das Buch ist spannend). Im Deutschen dient das Perfektpartizip außerdem auch zur Bildung der Zusammengesetzten Zeitformen (Ich habe gelesen) und des Passivs (Das Buch wird gelesen)

Passiv (Leideform) - Genus des Verbs, neben Aktiv

Rattern - besonders im FSU verwendetes Phrasen- oder Satzscheme. Jedes P. kann durch beliebige konkrete Sätze oder Konstruktionen gleichen Typs belegt werden. Zum Beispiel repräsentiert das P. „Subjekt-Verb-lnfinitiv“ Sätze wie: Wir beginnen zu arbeiten. Es hat aufgehört zu regnen usw.

Patterngrammatik - Darstellung von Syntax und Morphologie an Patern, die Schrittweise erweitert werden von einfachen zu komplexen Äußerungen. Besonders verwendet zur Vermittlung von Fremdsprache. Realisiert die wichtige methodische Einsicht, dass eine Sprache noch nicht beherrscht wird, wenn man viele theoretische Kenntnisse über sie hat. Füllt diese Lücke (medzera) durch vielseitiges Drillen der Pattern

Perfekt - grammatisches Tempus, z. B. des dt. Verbs, steht in Beziehung zur Zeitstufe der Vergangenheit. Die Unterscheidung zum Imperfekt (minulý čas) liegt in der Betonung des Resultats, weniger der Handlung selbst. Im P. werden Handlungen und Zustände ausgedrückt, die in ihrer Wirkungen und Folgen in die Gegenwart hinreichen, z. B. Es sind Gäste angekommen (d. h. Sie sind jetzt hier und warten z. B. auf den Hausherrn) gegenüber: Abends um 20 Uhr kamen dann die Gäste (Teil einer Schilderung im Imperfekt)

Perfektpartizip - infinite Verbalform; im Dt. aus dem Infinitiv durch Präfix ge- und Suffix -en/-et Gebildet (gelesen, gelächelt, gearbeitet), meist mit passivischer Bedeutung ist im Dt. in festen Wendungen erhallten (ein gelernter Mechaniker) und tritt bei Verben auf, die das Perfekt mit sein bilden (der abgetretene Minister)

Person - grammatische Kategorie des Verbs und Grundlage für die Einteilung der Verbalformen in finite (mit Ausdruck der Person) und infinite (ohne diese Kategorie)

Philologie - Wissenschaftszweig, dessen Aufgabe es ist, das Schrifttum (Texte) einer bestimmten Sprache in sprachlichen und literaturwissenschaftlichen Methoden auf seinen sprachliche, literarischen und (Kultur) historischen Inhalt hin zu untersuchen und zu interpretieren. Man unterscheidet die klassische Philologie (griechisches und lateinisches Schrifttum), die Orientalistik und die Neuphilologie (Schrifttum der modernen Sprachen, z. B. Germanistik, Slawistik, Anglistik, Romanistik)

Phon - Lautform, die als Segment einer Äußerung identifiziert, aber noch nicht als Allophon eines Phonems klassifiziert ist. Vgl. Allophon

Phonem - Grundbegriff der Phonologie; entsprechend verschiedenen Schulen auf unterschiedliche Weise definiert. Die gebräuchlichste (najobvyklejší) Definition des Phonems als kleinste Bedeutungsdifferenzierende Einheit der Sprache geht auf die Ermittlung des Phoneinbestands einer Sprache mit Hilfe distinktiver (phonologischer) Opposition im Rahmen der Prager Schule des Strukturalismus zurück. Das P. wird dabei als Glied phonologischer Oppositionen begriffen und umfasst die Gesamtheit der phonologisch relevanten Eingeschalten eines Lautes. Es wird in der Regel durch verschiedene lautliche Varianten (Phonemvariante) realisiert. Die deskriptive Linguistik definiert das Ph. auf der Grundlage der Distribution unter Berücksichtigung der phonetischen Ähnlichkeit als Klasse von Allophonen. Andere Definitionen versuchen, den Phonembegriff völlig von der lautlichen Substanz zu lösen

Phoneinvariante - lautliche Repräsentationsform eines Phonems (auch Allophon). Es werden verschiedene Arten unterschieden: Solche Varianten, die an bestimmte einander ausschließende lautliche Umgebung gebunden sind und an diesen Positionen obligatorisch auftreten, heißen kombinatorische (auch positionelle) P. Zum Beispiel sind die russischen Laute u (i) und (y) kombinatorische Varianten eines Phonems (I), da (Y) nur nach harten (nicht palatalisierten) Konsonanten vorkommt, (i) in allen anderen Positionen. Ein analoges Beispiel im Deutschen bilden der Ich-Laut und der Ach-Laut. Dagegen sind fakultative (auch freie) P. nicht positionsbedingt, sondern können frei gewählt werden (z. B. Zungen-r oder Zäpfchen-r im Deutschen). Das Zungen-r ist Charakteristikum der Bühnenaussprache. In der Prager Schule wurde auch zwischen Grund- und Nebenvarianten eines Phonems unterschieden Als Grundvariante bezeichnete man diejenige Variante eines gegebenen Phonems, die an wenigsten von der phonetischen Umgebung abhängig ist. Alle anderen Varianten nannte man Nebenvarianten.