Linguistische Termini 5 NJ
Junggrammatiker - Gruppe von Sprachwissenschaftlern (u. a. Otto Behaghel, W. Braune, K Brugmann, B. Delbrück, F. Kluge, H. Paul, E. Sievers), deren Gedanken seit den 70er Jahren des 19. Jh. an Einfluss gewannen. Sie betonten die Lautlehre und wendeten sich der gesprochenen Sprache und da-mit den Mundarten zu. Die Auffassungen von Junggrammatikern haben ihren Niederschlag in H. Paul's „Prinzipien der Sprachgeschichte“ gefunden. Sie haben wesentliche Grundlagen der traditionellen Sprachwissenschaft geschaffen
Kanzleisprache - Sprache der in den mittelalterlichen Kanzleien geschriebener Urkunden, z. B. die Sprache der Prager Kanzlei (Karls IV)
Kasus (Fall) - grammatische Kategorie der Nomina
Keilschrift - unter den vorderasiatischen Völkern der antiken verbreiteten Schriftart, die ihrem Namen den Keilförmigen Schriftzeichen verdankt. In K. sind seit dem 4. Jh. die Sprachen der Babylonier, Assyrer, Altperser u. a. niederlegt. Die K. ist aus einer Hieroglyphenschrift entstanden. Sie erhielt ihre Form v. a. durch die Schreitechnik (Schräggehaltener Griffel auf Tontafeln). Sie ist eine Silbenschrift mit Überresten von Hieroglyphen; in einigen Sprachen wurde sie bis zu Ansätzen einer Buchstabenschrift weiterentwickelt
Kentumsprachen - Gruppe der ide. Sprachen, in denen sich die ide. palatalen Verschlusslaute (K-Laute) erhalten haben, im Gegensatz zu den Satemmsprache, die an deren Stelle Zischlaute (sykavky) aufweisen. Kennzeichen ist die Form des Wortes für 100: lat. centum (kentum), d. h. hundert, steht gegenüber satem, russ. sto. Zur Kentumgruppe gehören im Westen Griechisch, Italisch, Keltisch, im Osten das Tocharische und Hethitische; zur Satemgruppe Indisch, Armenisch, Albanisch, Baltisch, Slawisch
Kernwort - Ausgangswort für die Bildung einer Wortfamilie, z. B. Geben für Gabe, aufgeben, freigebig usw.
Klassifikation der Sprachen - in der SW (Sprachverwandtschaft) verwendetes Prinzip, nach dem mehrere Sprachen aufgrund gewisser Gemeinsamkeiten in Gruppen zusammengefasst werden. Eine wissenschaftliche K.d.S. der Erde kann nach zwei unterschiedlichen Kriterien vorgenommen werden, entweder nach der Verwandtschaft der Sprachen oder nach ihrem grammatischen Bau. Die ältere Methode ist die Sprachgenealogie, d. h. die Klassifikation nach der Sprachverwandtschaft. Sie wurde im 19. Jh. entwickelt und führte zur Aufstellung der wichtigsten Sprachfamilien der Erde. Diese Klassifikation ist historisch orientiert. Erst im 20. Jh. entstand die typologische K.d.S., die auch morphologische genannt wird, zu Unrecht, denn die Sprachtypologie erfasst nicht nur die morphologische Ebene der Sprache. Sie klassifiziert die Sprachen nicht nach ihrem gemeinsamen Ursprung, sondern nach ihrem formalen Bau
Kommunikation - Verständigung durch die Sprache in mündlicher oder schriftlicher Form oder mittels anderer Kommunikationssysteme, der Kommunikationsprozess zerfallt in drei Abschnitte: Senden (Koodieren), Vermitteln (Übertragung durch einen Kanal), Empfangen (Dekodieren)
Kommunikationswissenschaft - Wissenschaft von der Verständigung auf der Grundlage von Zeichensystemen. Sie macht sich die Erkenntnisse der Informationstheorie zunutze
Komparation (Steigerung, Höherstufe, Mehrstufe) - grammatische Veränderung der Adjektive (erste Steigerungsstufe des Adjektivs) und der von ihnen abgeleiteten Adverbien. Stufen der K. in den modernen ide. Sprachen sind Positiv, Komparativ und Superlativ. Mit Hilfe dieser Stufen kann der Vergleich zwischen Eigenschaften und Merkmalen ausgedrückt werden, bzw. es wird angegeben, dass sich der Grad seiner Eigenschaft steigert (z. B. groß - größer - am größten). Die Bildung der Komparationsstufen erfolgt durch Suffigierung (pripojenie) (z. B. -er im Komparativ und -e/st im Superlativ), oder mit Hilfe bestimmter Gradationswörter (im russ. Und Engl.), bei unregelmäßiger Steigerung auch mit Hilfe unterschiedlicher Wortstämme (z. B. gut-besser-best, viel-mehr-meist/. Einige Gruppen von Adjektiven können nicht gesteigert werden, z. B. Farbbezeichnungen (blau) und allgemein Adjektive, deren Bedeutung eine solche Veränderung des Merkmals ausschließt (fertig, tot, täglich usw.)
Kompositionsfuge - Nahstelle zwischen den einzelnen Gliedern einer Komposition, die - wie z. B. bei Genitivkomposita - durch die entsprechende Kasusendung ausgefüllt sein kann: Tageslicht, Löwenzahn. Hundesteuer, Rinderzucht. Einige dieser Endungen haben sich verselbständigt und sind zu Fugenelementen geworden (besonders -en-, Fugen- oder Binde-s), so dass sie auch da auftreten können, wo sie ursprünglich nicht hingehören, z. B. -s- bei femininem erstem Kompositionsglied: Arbeitslohn, Liebesdienst usw.
Kompositum (Komposition, Zusammensetzung) - Verbindung von zwei oder mehreren selbstständigen Wörtern zu einer neuen Worteinheit, deren Wortart und Genus im Allgemeinen vom 2. Glied bestimmt werden, meistens zweigliedrig