Linguistische Termini 13 NJ
Sprachwissenschaft (Linguistik) - Wissenschaft von der Sprache; als selbständige Disziplin erst im 19. Jh. nach der Entdeckung des Sanskrits und dem einsetzenden Historischvergleichenden Sprachstudium entwickelt
Sprachwissenschaft (allgemeine Sprachwissenschaft) - Art der SW, die das Allgemeingültige in allen natürlichen Sprachen aufdeckt und damit zu klären versucht, was eine natürliche Sprache ist und wie sie funktioniert. Sie erforscht ebenso die allgemeinen histonsch-genetischen Zusammenhänge und Entwicklungstendenzen von Sprachen und den Einfluss der Gesellschaft auf die Sprache. Zu ihrer Gegenstand gehören auch die Geschichte der SW und die Methodologie der SW
Sprachwissenschaft (angewandte Sprachwissenschaft) - Art der SW, das sich mit der Anwendung der Linguistischen Theorien für außerlinguistische Zwecke befasst. Dazu gehören die Maschinenübersetzung, Sprachpädagogik, Fremdsprachenunterricht usw.
Sprachwissenschaft (Historischvergleichende Sprachwissenschaft) - Spezialdisziplin innerhalb der Linguistik, die sich das Ziel stellt, Herkunft, historische Entwicklung und Verwandschaftsbeziehungen von Einzelsprachen durch Historischvergleichendes Studium der Einzelsprachen zu erforschen. Sie entstand im 19. Jh. v. a. durch die Arbeiten von F. Bopp, J. Grimm, R. Raak und A. Vostokov. In der 2. Hälfte des 19. Jh. errang die Historischvergleichende SW eine Monopolstellung in der Linguistik, der Historismus wurde als die allein wissenschaftliche Methode angesehen (H. Paul) und damit andere Forschungsbereiche ausgeschlossen bzw. stark zurückgedrängt. Erst im 20. Jh. wurde das methodologische Dogma des Historismus beseitigt und die linguistische Problematik wurde erneut vom synchronischen Aspekt beachtet. Dabei spielt das Wirden F. de Saussures und einiger Schulen des Strukturalismus eine bedeutende Rolle
Sprachzweig - in engeren Verwandschaftsbeziehungen zueinander stehende Gruppe von Sprachen innerhalb einer Sprachfamilie (z. B. sind das Germanische, das Slawische und das Romanische Sprachzweige innerhalb der ide. SF)
Stilistik - Wissenschaft von Stil. Die S. untersucht die Regeln der Auswahl und Kombination sprachlicher Mittel zu einem bestimmten Zweck und deren Wirkung. Die S. entwickelte sich im 19. Jh. durch Trennung von der Rhetorik zur selbständigen wissenschaftlichen Disziplin. Ihre theoretische Fundierung (podloženie) erfolgte im 20. Jh. parallel zur Weiterentwicklung der SW
Struktur - 1.) Synonym mit Bau, Aufbau in Satzstruktur, Wortstruktur 2.) allgemeinste Eigenschaften und Relationen zw. den Elementen, die in einem funktionalen Zusammenhang stehen und die Organisation einer Sprache als Zeichensystem ausmachen, man kann von einer S. insgesamt oder von der Organisation eines Teiles ihrer Eigenschaften und Relationen sprechen. So sind z. B. unter morphologischer bzw. phonologischer S. alle wesentlichen Eigenschaften und Relationen zu verstehen, die auf der morphologischen bzw. phonologischen Ebene der Analyse auftreten
Strukturalismus - auf der weltanschaulichen Grundlage der bürgerlichen Philosophie, insbesondere des Positivismus und Neopositivismus, entstandene Richtung der SW, deren Blütezeit vom Ende der zwanziger Jahre bis Mitte der 50-er Jahre des 20. Jh. reicht. Der S. übte großen Einfluss auf die Entwicklung der SW aus. Sein linguistischer Ausgangspunkt ist das grundlegende Werk Cours de linguistique generale (Grundfragen der allgemeinen SW) des Genfer Sprachwissenschaftlers F. de Saussures (Veröffentlichung seiner zwischen 1906 und 1911 gehaltenen Vorlesungen). Zum klassischen S. gehören: 1.) die Prager Schule, genannt auch funktionale Linguistik; 2.) die Kopenhagener Schule (Glossematik) und 3.) die amerikanische deskriptive Linguistik. Gemeinsam für alle Schulen ist v. A. die scharfe Trennung synchronischer Sprachbetrachtung von der diachronischen unter Betonung des synchronischen Aspekts und das Bestreben, die Sprache nicht als bloße Summe isolierter Erscheinungen zu betrachten, sondern als gehangenen Strukturen bestimmt werden. Diese Grundorientierung ist als Gegenreaktion auf den Atomismus und ausschließlichen Historismus der Junggrammatiker zu verstehen. Sie führte zur Bereicherung (obohatenie) der SW durch eine Reihe wesentlicher neuer Erkenntnisse, insbesondere auch durch die Schaffung neuer sprachwissenschaftlicher Disziplinen (wie z. B. der Phonologie) und die Ausarbeitung neuer sprachwissenschaftlicher Sprachbeschreibung, ist aber andererseits mit fehlerhaften Auffassungen und Tendenzen verbunden (die Überbetonung der Synchronie, teilweise verbunden mit theoretischer Unterschätzung und praktischer Vernachlässigung der diachronischen (historischen))