Linguistische Termini 12 NJ

Sprachbund (hovorové pásmo) - Gruppe verwandter oder nichtverwandter Sprachen, die systematische Ähnlichkeiten in Grammatik und Wortschatz aufweisen, ohne dass diese aus direkter Verwandtschaft über eine gemeinsame Grundsprache erklärt werden können. Sprachbünde sind Ergebnis länger andauernder Sprachkontakte im Verlauf der historischen Entwicklung der betreffenden Sprachen. Als Beispiel eines Sprachbundes gelten die agn. Balkansprachen (Albanisch, Rumänisch, Neugriechisch, Bulgarisch, Makedonisch und Serbokroatisch), die miteinander durch verschiedene gemeinsame, jedoch gleichzeitig nicht für alle geltende Erscheinungen verbunden sind

Sprache - alle Definitionen

Sprachfamilie - Gruppe aller derjenigen Sprachen, die genetisch miteinander verwandt sind, d. h., für die solche Übereinstimmungen im grammatischen Bau und im Wortschatz nachweisbar sind, dass für sie eine gemeinsame Herkunft (Grundsprache) angenommen werden kann. Die Verwandschaftsverhältnisse können so beschaffen sein, dass innerhalb der Sprachfamilie wiederum einzelne Sprachzweige zu unterscheiden sind. Die Anzahl schwank zwischen ca. 30 und 100 Sprachfamilien. Am genauesten ist das Ide, erforscht; weitere bekannte und verhältnismäßig gut beschriebene SF sind das Hamito-Semitische, das Finno-Ugrische, die Turksprachen, das Sino-Tibetische und das Dravidische. Auch Austronesisch, Bantusprachen, Mongolisch, Tungusisch, Altaisch, Uralo-Altaisch

Sprachkontakt - durch geographische Lage, historische Entwicklung, soziale und politische Gegebenheiten bedingtes Aufeinandertreffen verschiedener (auch picht miteinander verwandter) Sprachen. Die Notwendigkeit der Kommunikation zw. Mitgliedern verschiedener Sprachgemeinschaften erfordert Mehrsprachigkeit einzelner oder aller Individuen der betreffenden Gemeinschaft(en) und fuhr meist zu Erscheinungen der Interferenz

Sprachkultur - im engeren Sinne der Grad (stupeň) oder der Maß (miera), in dem der Sprachgebrauch den für die entsprechende spräche geltenden orthoepischen, grammatischen und stilistischen Normen entspricht bzw. die Fähigkeit, in der individuellen Verwendung der Sprache diese Normen zu erfüllen. Im weiteren Sinne wird zur SK auch die Einflussnahme der Gesellschaft zur Erreichung eines möglichst hohen Niveaus der Sprache gerechnet

Sprachschicht - bestimmte Erscheinungsform einer Sprache in einer Zeitepoche, die geographisch, soziologisch, atilistisch usw. bedingt sein kann. Als Schichtung (vrstvenie) der gesprochenen deutschen Sprache der Gegenwart ergäbe sich z. B. eine geographische Gliederung in: Mundart, landschaftliche Umgangssprache, Hochsprache

Sprachsystem - Menge von sprachlichen Elementen und Relationen, die sich ständig auf dieselbe Art und Weise wiederholen. Das S. wird aus allen gleichartig wiederholbaren Spracherscheinungen (z. B. morphologischen, phonologischen oder Satzstrukturen) abgelesen und gibt die Möglichkeit zu Voraussa-gen über die Beschaffenheit noch nicht verwendeter sprachlicher Äußerungen. Vgl. auch Langue

Sprachtyp - Klasse von Sprachen, die auf Grund von strukturellen Übereinstimmungen, v. a. des morphologischen Baues, aber auch phonetischer und syntaktischer Gemeinsamkeiten, unabhängig von ihren historischen Verwandschaftsverhältinissen aufgestellt wird. Es werden folgende S. unterschieden:
1.) nach dem Vorhandensein (existencia) grammatischer Morpheme: Formsprache, z. B. die indoeuropäischen, hamito-semitischen, finno-ugrischen u. a. Sprachen und formlose Sprachen (auch amorphe oder Wurzelsprachen), die nur lexikalische Morpheme kennen (vollständig amorphe Sprachen gibt es nicht, sehr weitgehend amorph ist z. B. das Chinesische),
2.) nach der Art der Formenbildung: isolierender S.: amorphe Sprachen, keine Formenbildung vorhanden, agglutinierender S.: grammatische Beziehungen werden durch Aneinanderreihung (priraďovanie) (Agglutination) bestimmter grammatischer Morpheme gekennzeichnet, d. h. für jedes gramm. Bedeutungselement steht ein sprachliches Element, in den finno-ugrischen Sprachen z. B. für Pl. und Kasus je ein Suffix, flektierender S.: grammatische Beziehungen werden durch Endungen ausgedrückt, die von der Form des Stammes abhängen und in sich mehrere Bedeutungen vereinigen können, im russ. z. B. kann -a Nominativ, Sg. und Femininum bezeichnen (kniga).
3.) nach dem Grad der Synthese bei der Formenbildung: analytischer S. - grammatische Bezeichnungen werden durch Hilfselemente ausgedrückt, z. B. Deklination durch Präpositionen (Vater in vier Kasus): synthetischer S.: gramm. Beziehungen werden innerhalb der Wortform selbst ausgedrückt, ohne Hilfselemente. Sprachen von vorwiegend synthetischem S. sind z. B. Griechisch, Latein, Sanskrit, Russisch, Deutsch u. a.; polysynthetischer S.: auch andere Wörter, v. a. Pronomen, werden direkt mit in die Form einbezogen (inkorporiert), z. B. in den Eskimosprachen. Diese Klassifikationsmerkmale können zusammentreffen; so ist das Deutsche z. B. eine Formsprache, flektierend und synthetisch