Jazykoveda NJ 83
Die Stellung der Prädikatsteile bei mehrteiligen Prädikaten:
Das Prädikat kann einteilig oder mehrteilig sein. Bei mehrteiligen Prädikaten gilt für die Stellung der einzelnen Prädikatsteile: Das Finitum steht in Kern-und Stirnsätzen an derselben Stelle wie in Sätzen mit einteiligem Prädikat, nämlich an zweiter oder erster Stelle. Die nichtfiniten Prädikatsteile stehen am Ende des Satzes oder – bei Ausklammerung – zum Ende des Satzes hin.
Satzklammer und Stellungsfelder :
In Kern –und Stirnsätzen bilden Finitum und nichtfinite Prädikatsteile eine Klammer, in die die Satzglieder eingeschlossen sind; außerhalb dieser Klammer bleibt im Kernsatz das Satzglied, das Erststellung hat. Man spricht hier von einer Satzklammer.
Kernsatz: Peter hat seinem Vater im Garten geholfen.
Stirnsatz: Hat Peter seinem Vater im Garten geholfen?
In Spannsätzen wird die Klammer aus dem Einleitewort und dem Finitum gebildet:
Spannsatz:......., dass Peter seinem Vater im Garten geholfen hat.
Von der Stellung der Klammerteile her gliedert man den Satz in Stellungsfelder. Das Feld vor dem ersten Klammerteil nennt man Vorfeld, das Feld zwischen den Klammerteilen nennt man Mittelfeld. In bestimmten Fällen kann man Teile des Satzes auch aus der Klammer herauslösen und hinter den zweiten Klammerteil setzen; man spricht dann von Ausklammerung und nennt das Feld hinter der zweiten Klammer Nachfeld.
Auf Grund der Klammerbildung im deutschen Satz lässt sich folgendes allgemeine Schema aufstellen:
Kernstaz
beiordnete Vorfeld finites Mittelfeld infiniter Nachfeld
Konjunktion Verb Verbalkomplex
Stirnsatz
beiordnete finites Mittelfeld infiniter Nachfeld
Konjunktion Verb Verbalkomplex
Spannsatz
beiordnete unterordnende Mittelfeld Verbalkomplex Nachfeld Konjunktion Konjunktion mit finitem Verb
beiordnende
Konjunktion Vorfeld Mittelfeld Verbalkomplex Nachfeld mit finitem Verb
Die Besetzung der einzelnen Stellungsfelder:
Die Besetzung des Vorfelds
In Spann –und Stirnsätzen ist das Vorfeld nicht besetzt. Im Kernsatz ist es immer besetzt, in der Regel mit einem Satzglied.
Grundsätzlich kann jedes Satzglied im Vorfeld stehen.
1.Wenn das Subjekt im Vorfeld steht, spricht man von Grundstellung: Susanne hat gestern für ihren Freund ein Geschenk ausgesucht.
2.Wenn ein anderes Satzglied als das Subjekt im Vorfeld steht, spricht man von
Gegenstellung: Für ihren Freund hat Susanne gestern ein Geschenk ausgesucht.
3.Im Vorfeld kann neben einem Satzglied auch noch eine nebenordnende Konjunktion wie denn oder und stehen. Solche Konjunktionen sind Verbindungswörter zwischen Sätzen, keine Satzglieder. Sie beeinflussen daher auch die Wortstellung nicht:
4.Nur im Vorfeld steht es in Platzhalterfunktion; es fällt weg, wenn ein Satzglied ins Vorfeld gestellt wird : Es wartet jemand auf dich. – Jemand wartet auf dich.
5.Partikeln wie nicht, sogar, eben, halt, schon und normalerweise Verbzusätze sowie generell ins Vorfeld gestellt werden. Das Reflexivpronomen der echten reflexiven Verben können nicht.
6.Häufig nennt der Sprecher mit dem Satzglied im Vorfeld etwas, was dem Hörer bekannt ist bzw. was als bekannt vorausgesetzt wird, oder der Sprecher schließt mit dem Satzanfang an etwas an, was bereits gesagt worden ist. In diesen Fällen wird das Satzglied im Vorfeld nicht besonders betont und hervorgehoben: Susanne hat ein Geschenk ausgesucht .Das Geschenk ist für ihren Freund. Es ist federleicht.
Der eigentliche Kern der Aussage steht dann im Mittelfeld, und zwar häufig gegen Ende des Satzes.
7.Der Sprecher kann aber auch das Satzglied mit dem er etwas Neues, ihm Unbekanntes angeben will, ins Vorfeld setzen. Es wird dadurch besonders hervorgehoben, mitunter auch zur Andeutung eines Gegensatzes: Nach Hause ist sie nicht gegangen.
Niemals wird das geschehen! So habe ich es nicht gemeint!
Diese Stellung nennt man AUSDRUCKSSTELLUNG. In so eine Ausdrucksstellung kann auch ein Prädikatsteil gebracht werden, oder sogar alle Satzglieder, deren einzelne Teile betont sind: Gelogen hat er!
Die Besetzung des Nachfelds – die Ausklammerung
Bestimmte Teile des Satzes können ausgeklammert, ins Nachfeld gestellt werden. Grammatisch notwendig ist das nie, doch können stilistische Gründe eine Ausklammerung nahelegen. Dabei spielt die Länge des Elements eine Rolle – so werden umfangreiche Satzglieder und längere Nebensätze häufig ausgeklammert – außerdem das Gewicht, das ein Element im Satz hat.
1.Wenn ein Satzglied besonders umfangreich ist, kann es ins Nachfeld gestellt werden.