Jazykoveda NJ 49
Schweiz
Für die Schweiz ist das ständige Nebeneinander von Mundart (Schwizerdütsch und) Schriftsprache bei einer sehr starken Erhaltung der Mundart charakteristisch.
Das Schwitzerdütsch ist keine Mundart, sondern die kleinräumige Vielheit stark abweichender Orts- und Regionaldialekte mit beachtlichen Unterschieden.
Daneben gibt es verschiedene Formen einer mehr oder weniger mundartreinen schweizerdeutschen Volkssprache, in gewissem Sinne Stadtsprache in Basel, Bern, Zürich, dann Schweizerhochdeutsch in vielen Schattierungen (das sog. Kantonsratsdeutsch), ein mit
mundartlichen Elementen durchsetztes Schriftdeutsch, in der Presse ein mehr oder weniger schweizerisches Hochdeutsch.
In fast mundartfreier deutscher Schrift- und Hochsprache sind die Werke der über die Schweizer Grenzen hinaus bekannten Schriftsteller verfasst.
Die alte Eidgenossenschaft war bis. 1798 deutschsprachig, die romanischen Sprachgebiete der heutigen Schweiz waren der alten Eidgenossenschaft nur als Untertanenländer verbunden.
Mit der napoleonischen Besetzung verstärkte sich der fran¬zösische Einfluss, der im 17. und 18. Jh. so gro3 war, dass man in einigen Städten das Französische als Schriftsprache der ober¬sten Gesellschaftsschicht verwendet hatte.
Die Verfassung von 1848 brachte die Gleichstellung des Deutschen, Französischen und Italienischen als Amts- und Natio¬nalsprachen.
1938 wurde das Rätoromanische als vierte Landessprache an¬erkannt, wenn es auch aus praktischen Gründen nicht als Amts¬sprache gilt.
 In der Schweiz gibt es also drei Amtssprachen und vier Landessprachen.
Das Schwyzerdütsch ist die altertümlichste aller hochdeutschen Mundarten. Die meisten Neuerungen der seit dem 15. und
16. Jh. entstehende neuhochdeutsche Schriftsprache ostmittel¬deutschen Gepräges hat das Schweizerdeutsche nicht mitgemacht.
Es ist auf der Stufe des Mittelhochdeutschen des 13. Jh. ganz im Süden sogar des Althochdeutschen des 9.-11. Jh. stehengeb1ie¬ben.
Einige typische Helvetismen:
Türfalle (Klinke), Wallholz (Teigrolle, Nudelholz), Kartoffelstock (Kartoffelbrei), Zwetschge (Pflaume), Schüttstein (Ausguss), Serviertochter (Kellnerin), Fürsprech (Rechtsanwalt), innert (innerhalb), gesamthaft (insgesamt) bis anhin (bis jetzt), jemanden anläuten (jn anrufen), Velo (Fahrrad), Tram (Straßenbahn) usw.
Der typisch politische Wortschatz: Eidgenosse, Schultheiß, Bundesrat, Kantonsrat, Eintretensdebatte usw.
Morphologische Besonderheiten:
 Genera der Substantive: sämtliche Teilzahlen sind Maskulina ( der Drittel); e Photo,
r Taxi, r Radio, s Efeu, s Kamin, s Bikini
Hier sind nur einige zu nennen:
 In der Lautung: Die Verwendung des Zäpfchen-[R] s neben dem
Zungenspitzen-[r]; die Artikulationsschwächung Reduktion von „en“ in Nebensilben.
 Plurale zum Singulariatantum: die Amtsdauern, die Auskünfte, 500 Eintritte (=Besucher)
 In der Wortbi1dung: Häufige Substantivierungen, Bildung umfangreicher Komposita,
auf der anderen Seite Dekompositionen.
Die Tendenzen in der Entwicklung der deutschen Sprache beweisen, dass sich die Sprache
den Erfordernissen der Zeit anpasst.
im Plural: Krägen, Hauswärter besondere Flexion der Verben: ihr frägt, ihr schläft
 Diminutivbildungen auf –li: Spätzli, Müsli
Auf das Schweizerdeutsche hat das musikalische Akzentsystem der romanischen Nachbarsprachen einen starken Einfluss ausgeübt, es wird im Allgemeinen mit romanischem Akzent gesprochen.
In Luxemburg gibt es zwei Hochsprachen (das Deutsche und das französische), eine Halbsprache (das luxemburgische-letze-burgesch9 und Ortsmundarten.
Das Deutsche ist die Sprache der Presse und des kirchlichen Lebens, da weite Kreise der Bevölkerung mit dem Französischen zu wenig vertraut sind. Das Französische gewinnt außer in der Presse an Boden. Die Verhandlungssprache des Parlaments war bis zum 2. Weltkrieg Deutsch und Französisch, seitdem auch Luxemburgisch.
Die deutsche Hochsprache in Luxemburg besitzt viele Eigenheiten des Wortschatzes
(z. B. hospitalisieren statt im Krankenhaus unterbringen, Geburtshaus statt Entbindungsheim usw.), aber auch des Satzes (z. B. seit seiner Söhne dreier studieren etc.) und der Flexion (am Unfalle, in unsern Grenzen, Bette, Hemde, Tribunäle, Artikeln, Messern, imperativ „helfet“), ob seines hohen Alters statt wegen seines hohen Alters usw.). Sehr reich sind Wortentlehnungen aus dem Französischen, aber auch Erscheinungen der Lehnsyntax und Verwendung fremder Wortbildungsmittel.
Das Letzeburgesch ist eine moselfränkische Mundart.