Jazykoveda NJ 48
Österreich
gewann ab 15. Jh. Einen beträchtlichen sprachlichen Einfluss im süddeutschen Sprachraum. In der zweiten Hälfte des 15.Jh. hatte sich in den Gebieten von Wien bis Nürnberg die Amtsprache der Kaiserlichen Kanzlei unter Karl IV. in Prag und später unter den Habsburgern in Wien, das „gemeine“ Deutsch, eine Vorranstellung erobert.
Im Osten des deutschen Sprachraumes hatte die meißnisch-sächsische Kanzleisprache einen starken Einfluss.
Neben anderen gab es also zwei Varianten mit großräumiger Geltung, die sich durch die ständigen Kontakte einander annäherten.
Unter Maria Theresia wurde Deutsch auch in den böhmischen landesteilen Amtsprache.
Im 17. und 018. Jh. Machet sich französischer Einfluss in Österreich bemerkbar. In der Letzten hälfte des 19. Jh. Begann in Österreich eine industrielle Entwicklung. 1871 ist der österreichische eigenständige Staat entstanden, und die Sprache entwickelte sich nach den Bedürfnissen von Wirtschaft und Politik.
Es entstanden mehr als 600 Amtstitel und Funktionalbezeich¬nungen (Wirklicher Hofrat, Bergrat, Oberjäger, Erzeug-
er = Wa¬renproduzent, Finanzrat u. a.).Dazu kamen Bezeichnungen für bestimmte Erscheinungen der sich entwickelnden kapitalistischen Gesellschaftsordnung (Gehaltsvorrückung- Gehaltserhöhung, Behe¬bung – Geldabhebung u. a.).
Ein Teil der Bezeichnungen sind Entlehnungen aus anderen Sprachen (Insultierung, Pragmatik –aus Dienstordnung; Tabaktrafik, Trafikant, Powidl, Buchteln, Klobasse, Palatschinken).
Als typische Austriazismen gelten auch: Adaption (Renovierung), Demolation (Abrissarbeiten), Ansuchen (Antrag, Gesuch), Korrespondenz (Postkarte), Gegenstand (Unterrichtsfach), Präsenzdienst ( Militär-, Wehrdienst ), Paradeis (Tomate), Ribisel
( Johannisbeere ) u. a.
In der österreichischen Variante gibt es viele Besonderheiten in der Wortbildung, im Lautbestand und Formenbestand, die auf die Dialekte zurückgehen.
z. B. Komposita mit Fugen-s. Fabriksbesitzer, Aufnahmsprüfung, Beamtensgattin
 Substantive auf –ung, -nis, -ler, -er, -e: Kundmachung (Bekanntmachung), Ausforschung (polizeiliche Ermittlung), Bedingnis (Bedingung), Einvernahme (Verhör), Finanzer u. a.
 Apokopierung von- e: Pädagog, Meteorolog, Psycholog
 Präfixbildungen bei Verben: etw. aufstecken (erreichen), auflassen (schließen), auskommen (entwischen), ausspeisen (mit Essen versorgen)
 Morphologische Besonderheiten: Genera der Substantive (das Offert statt die Offerte)
Plural auf –n (Onkeln, Mädeln, Sesseln, Knödeln)
Hilfsverben sein bei sitzen, stehen, liegen (er ist gesessen)