Japan

Landesnatur:

Vulkanische Gebirge, die im Fudschiyama (3776 m) südwestlich von Tokio gipfeln, bestimmen das Gesicht der vier großen (Honschu, Hokkaido, Kyuschu, Schikoku) u. zahlreichen kleineren Inseln. Die Gebirge nehmen rd. 80% der Fläche des Landes ein, das zu zwei Dritteln mit Wald bedeckt ist. Es gibt mehr als 60 tätige u. 500 erloschene Vulkane. Die Gebirgsketten gliedern die Inseln in zahlreiche kleine Tal- u. Beckenlandschaften, die ungewöhnlich dicht besiedelt sind.

Bevölkerung:

J. zählt zu den am dichtest besiedelten Staaten der Welt. Durch Maßnahmen der Familienplanung gelang es, das natürliche jährlichen Wachstum der Bevölkerung auf 0,34% (1989) zu reduzieren. Aufgrund der topographischen Gegebenheiten, rd. 80% des Territoriums besteht aus Bergland, ist die regionale Bevölkerungsverteilung sehr ungleich. Auf 2% der Fläche (im Großraum von Tokio u. Osaka sowie in anderen Ballungszentren an der pazifischen Küste) lebt etwa die Hälfte der Bevölkerung.

Wirtschaft:

Die Industrialisierung Japans u. seine Umwandlung in einen modernen Staat begann in der Meiji-Zeit (1868–1912). Dabei konnte zum einen auf »moderne« Wirtschaftselemente wie marktorientierte Produktion, Bankwesen, Börsensystem sowie einen vorhandenen Groß- u. Einzelhandel zurückgegriffen werden. Zum anderen griff der Staat aktiv in die Gesellschafts- u. Wirtschaftspolitik ein. Die Reform des ländlichen Abgabesystems wirkte im Sinne einer Bauernbefreiung u. trug wesentlich zur Schaffung einer Klasse von Lohnarbeitern bei. Tragende Sektoren der wirtschaftlichen Modernisierung waren die Textil- u. die Schwerindustrie. Erstere schuf mit modernen importierten westlichen Anlagen sowie mit moderner Arbeitsorganisation die Grundlage für die Exportproduktion.

Für die Schwerindustrie war kennzeichnend, daß ihre ersten Unternehmen im militärstrategisch wichtigen Bereich der Stahl-, Werft- u. Eisenbahnindustrie in staatlichem Besitz waren. Später wurden diese privatisiert, u. einige von ihnen wuchsen in wenigen Jahrzehnten zu Großkonzernen. Ergebnis dieser Entwicklung war in den 1920er u. 1930er Jahren die Entstehung einer dualen Wirtschaftsstruktur. Neben wenigen riesigen Familienkonzernen (zaibatsu), wie Mitsui, Mitsubishi, Sumitomo u. Yasuda, bestand eine Vielzahl kleiner u. kleinster Betriebe, die meist nur als Zulieferer der großen überleben konnten. Die Weltwirtschaftskrisen der 1920er u. 1930er Jahre trafen J. schwer. Doch die beginnende Kriegswirtschaft brachte dem Land ab 1937 einen neuen Industrialisierungsschub, bis J. 1945 in Trümmer sank.

Der schnelle Aufstieg nach 1945 vollzog sich vor dem Hintergrund massiver US-amerikanischen Wirtschaftshilfe, staatlicher Rahmenplanung u. geduldeten Protektionismus. Der militärische Schutzschirm der USA entlastete J. von hohen Rüstungsausgaben. In den 1960er Jahren, in einer Hochwachstumsphase, verlief die Wirtschaftsexpansion nach Rahmenplänen des MITI (Ministerium für Außenhandel u. Industrie), das seither als geheimnisumwitterte Steuerzentrale japanischer Wirtschaftsoffensiven gilt. Die strategische Rolle des MITI wird heute häufig überschätzt. In der Außenwirtschaft kann das MITI zwar durch »administrative Leitlinien«, wie beispielsweise die Selbstbeschränkungsabkommen im Export, Druck auf Unternehmen ausüben, auf die gegenwärtige Industriepolitik aber ist der Einfluß eher begrenzt. Dennoch erarbeitet das MITI auch heute noch Rahmenpläne, die bei privaten Unternehmen sorgfältig in die Unternehmensplanung einbezogen werden.

Japans Wirtschaft ist weniger von Exporten abhängig, als es auf den ersten Blick scheint: 1988 wurden ca. 15% des Bruttosozialprodukts über Exporte erwirtschaftet. Die Exporte konzentrieren sich aber auf nur vier Warengruppen: Autos, Unterhaltungselektronik, Computer u. Büromaschinen. Trotz hoher Zuwächse bei den Importen lag der Handelsbilanzüberschuß im Haushaltsjahr 1988 bei 95,3 Mrd. US-Dollar. Eine Yen-Aufwertung u. die Liberalisierung der Einfuhrbestimmungen zeigen jedoch, daß J. dem ausländischen Druck zum Abbau seines Handelsbilanzungleichgewichts nachgekommen ist. Die japanische Direktinvestitionen im Ausland erhöhten sich 1988 um rd. 47 Mrd. US-Dollar u. erreichten damit eine Gesamthöhe von 186 Mrd. US-Dollar. Als eines der größten Probleme der japanischen Wirtschafts- u. Finanzpolitik erweist sich die hohe innere Staatsverschuldung, die inzwischen fast die Hälfte des Bruttosozialprodukts erreicht. Der Schuldendienst erfordert fast ein Fünftel der Staatsausgaben. Die 1989 verabschiedete Steuerreform sichert dem Staat, im wesentlichen durch die Einführung einer allg. Mehrwertsteuer, stark steigende Mehreinnahmen, so daß der Haushaltsentwurf für das Fiskaljahr 1990 erstmals seit 16 Jahren ohne Neuverschuldung auskommt.

Produzierendes Gewerbe:

Neben der nach dem 2. Weltkrieg forciert vorangetriebenen Entwicklung der Schwer- u. der chemischen Industrie brachte die Massenproduktion einen raschen Wirtschaftsaufschwung: Japanische Uhren, Fotoapparate, elektrische Haushalts- u. Unterhaltungsgeräte, Computer u. Autos überschwemmten den Weltmarkt. Die weltweit marktbeherrschende Stellung besonders japanischen Konsumgüter (U-Elektronik) basiert längst nicht mehr auf dem Kopieren ausländischer Produkte, sondern gründet sich auf die Fähigkeit, neue Produkte schnell zur Serienreife zu entwickeln u. in Massen herzustellen. Dazu werden überall auf der Welt Patente u. Lizenzen eingekauft. Der Vertrieb erfolgt häufig über die Generalhandelshäuser (Sogo shosha), die weltweit ein dichtes Informationsnetz unterhalten.

Aber auch die Industrie setzt auf den Einsatz japanischer Werkzeugmaschinen, modernster elektronischer Bauteile u. Industrieroboter. Langfristige Planungen des MITI gehen davon aus, den bestehenden Trend weg vom produzierenden Gewerbe hin zur Entwicklung von technischem Know-how u. hochqualifizierten Dienstleistungen zu verstärken. Bereits 1988 waren nur noch ca. 7% aller Beschäftigten im Primärsektor (Landwirtschaft, Fischerei) tätig. In der verarbeitenden Industrie ist infolge der Strukturkrise im Montan- u. Werftbereich sowie tiefgreifender Rationalisierungsmaßnahmen in der Auto- u. Elektronikbranche nur noch ein gutes Drittel der Erwerbstätigen angestellt. Aber bereits deutlich mehr als die Hälfte arbeitet im Dienstleistungsbereich. Die verstärkte Hinwendung zum Forschungs- u. Entwicklungsbereich kommt nicht nur in einer überproportionalen Zunahme von Wissenschaftlern u. technischen Fachkräften zum Ausdruck, sondern auch in einer beeindruckenden Forschungsbilanz, die u.a. neue Chipsgenerationen, Magnet-Schnellbahnen, hochauflösendes TV (HDTV), Biotechnologie sowie »intelligente« Werkstoffe (u.a. Feinkeramik, Kohlenstoffasern) hervorgebracht hat. Die Resultate entstammen in der Regel der »Verbundforschung« mehrerer Unternehmen unter staatlicher Koordination des Forschungsministeriums. Die privaten u. staatlichen Forschungsaufwendungen überschritten am Ende der 1980er Jahre die 100 Mrd.-Dollar-Grenze.