INTERPRETATION DES ROMANS „DER TUNNEL“
INTERPRETATION DES ROMANS „DER TUNNEL“
In dem Roman „Der Tunnel“ beschreibt Kellermann die Schwierigkeiten beim Bau eines Tunnels von Amerika nach Europa. „Mit großer Verzügerung wird der Tunnel endlich fertig. Die Technik, gemeistert von kühnen und harten Männern, triumphiert über die Natur. Dieser Kampf steht im Mittelpunkt der Gestaltung.“ (Der Literatur Brockhaus, 1988, S.1137)
Es ist ein harter Kampf: „... Menschem mit bleichen Geschiter, einen Brei von Schmutz auf den Lippen... und das grelle Licht der Scheinwerfer blendete unbarmherzig auf sie hernieder, während die Luft der Wetterführung wie ein Sturmwind in sie hineinpfiff. Die Schlacht bei der Bohrmaschine war mörderlich und täglich gab es Verwundte und häufig Tote.“ (Kellermann1931, S.142)
Die Technik wird dämonisch dargestellt: „Mitten in diesem Chaos von rollenden Leibern und Steinen aber lebte und kroch ein graues, staubbedecktes Ungentum, wie ein Ungeheuer der Borzeit, daß sich im Schlamm gewälzt hatte: Allans Bohrmaschine. ...Kabel und Elektromotoren als Eingeweibe, nackte Menschenleiber im Schädel, einen Schwanz von Drähten und Kabel hinter sich vorschleifend...“ (Kellermann 1931, S139)
Der Autor beschreibt die positivistische Einstellung seiner Epoche mit der Begeisterung für die moderne Technik, der nichts mehr unmöglich scheint. So will der Ingenieur Allan, in wenigen Jahren ein Tunnel bauen.
Mc Allan, genannt Mac – ist ein hochbegabter und intelligenter Mensch
- verfügt über große Phantasie
- ist kühn
- kann auch sehr hart, rücksichtlos sein
- handelt zielstrebig
- eine starke Persönlichkeit, natürliche Autorität
- hat eisernen Willen, er ist eine titanische Gestalt
Als der ehrgeizige Projekt nach 26 Jahren verwiklicht ist, hat es einige der urpsrünglich erwarteten Vorteile eingebüßt, denn während dieser Zeit sind auch die Dampfer schneller geworden, und Luftschiffe fliegen über den Atlantik. Die technischen Anlagenm des Tunnels sind längst überholt. Damit zeigt Bernhard Kellermann auch die Ambivalenz zunächst fortschrittlich erscheinender technischen Großprojekte.
Nicht nur die Rezeption von Sentiments seiner Zeit gelingt Kellermann, er antizipiert daneben gesellschaftliche Ereignisse wie die Weltwirtschaftskrise.
Kellermann gestaltet seine technische Utopie in Form eines filmartigen, durch kontrastierende Szenen dramatisch wirkungsvollen Bildablaufs. Ein Bildkräftiger Reportagestil bringt die hervorstechende Qualität des Romans, Kellermanns exakte Phantasie, nachhaltig zur Geltung: Realistisch antizipiert wird jenes Amerika, in dem das „höllische Tempo dieser Zeit zur Raserei gesteigert war“, aber auch jene Dämonisierung der Technik, die nach dem Ersten Weltkrieg eine eminente literarische Rolle spielte, oder die an die Entfaltung der Technik gebundenen Phänomene der „Masse“ und der universellen wirtschaftlichen Verflechtung. (Der Literaturbrockhaus,1988)