Industrie und Wirtschaft 2

Nach dem Kriegseintritt der USA mit ihrem überlegenen Wirtschaftspotential und einem nahezu ungehinderten Zugriff auf kriegswichtige Ressourcen Ende 1941 war der Rüstungswettlauf für Deutschland nicht mehr zu gewinnen. Gleichwohl kam es ab 1942 zu einer enormen Leistungssteigerung der deutschen Kriegsproduktion. Nach dem tödlichen Flugzeugabsturz Todts im Februar 1942 ernannte Hitler den Architekten Albert Speer zu dessen Nachfolger im Reichsministerium für Bewaffnung und Munition (ab September 1943: Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion). Zielgerichtet baute Speer die Kompetenzen und Einflussmöglichkeiten seines Ministeriums aus, dem schließlich die zentrale Steuerung der deutschen Gesamtwirtschaft unterstand. Durch effektives Management sowie durch konsequente Umstrukturierungs- und Rationalisierungsmaßnahmen gelang Speer zwischen Anfang 1942 und Juli 1944 - dem Höhepunkt der Produktivität - eine beachtliche Steigerung des Rüstungsindex von 100 auf 322. Der Ausstoß von Panzern verfünffachte sich in diesem Zeitraum. Verbunden mit der ideologischen Mobilisierung der Bevölkerung wurde diese unter den Bedingungen des „Totalen Kriegs“ ab 1943 zu Höchstleistungen bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von über 70 Stunden animiert und angetrieben.
Unerlässlich für die deutsche Kriegswirtschaft waren ausländische Zwangs- und Fremdarbeiter, deren Rekrutierung der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel (1894-1946), aufgrund des steigenden Arbeitskräftemangels ab 1942 intensivierte und die schließlich gut 20 Prozent der Gesamtbeschäftigten ausmachten. Eingesetzt waren sie vor allem in Rüstungsbetrieben und gut zur Hälfte in der Landwirtschaft, in der die von den Nationalsozialisten propagierte „Erzeugerschlacht“ auch unter schwersten Kriegsbedingungen auf Hochtouren laufen sollte. Allerdings war der gesamte Agrarsektor von einem Rückgang der Nutzflächen und der Produktionsergebnisse gekennzeichnet. Die chemische Industrie war nicht in der Lage, die Bedürfnisse der Landwirtschaft an Stickstoffdünger zur Ertragssteigerung zu befriedigen. Zwischen 1939 und 1944 reduzierte sich die Getreideernte von rund 24 auf 18 Millionen Tonnen. Im gleichen Zeitraum sank die Kartoffelernte vor allem aufgrund des Einsatzes biologischer Waffen durch die Alliierten - unter anderem in Form des Kartoffelkäfers - von etwa 51 auf 38 Millionen Tonnen. Auch die Herstellung von Landmaschinen ging um 50 Prozent zurück, was den Übergang zur verstärkten Hand- und Spannarbeit unumgänglich machte. Unter dem Defizit fehlender Mechanisierung hatte die deutsche Landwirtschaft auch nach Kriegsende 1945 noch lange zu leiden.
Die SA war die uniformierte und bewaffnete Kampf-, Schutz- und Propagandatruppe der NSDAP. Sie wurde 1920 als „Ordnertruppe“, d. h. als Saalschutz für politische Veranstaltungen der Nationalsozialisten, gegründet und rekrutierte sich vor allem aus ehemaligen Soldaten. 1921 wurde die Truppe unter der Leitung ehemaliger Frei-korpsoffiziere, unter ihnen Ernst Röhm, zum Teil mit Mitteln der Reichswehr in einen paramilitärischen Kampfverband umgewandelt und schon bald auch für propagandistische Zwecke und gezielte Terroraktionen gegen politische Gegner eingesetzt.
Nach dem gescheiterten Hitler-Putsch am 9. November 1923 wurde die inzwischen von Hermann Göring geleitete Organisation verboten und ihr Führer wurde Ernst Röhm. 1925 erfolgte der Neuaufbau der SA. Nach Auseinandersetzungen mit Hitler um den Status der SA innerhalb der NSDAP trat Röhm 1925 von der Leitung der SA zurück, SA-Chef wurde nun Franz Pfeffer von Salomon. Unter ihm entwickelte sich die SA zu einem weitgehend unabhängigen, zentral gelenkten Kampfverband. Die Mitgliederzahl stieg von etwa 30 000 (1924) auf 80 000 (1930). Nach Konflikten mit Pfeffer von Salomon über den Einfluss der NSDAP auf die SA übernahm Hitler im Herbst 1930 selbst die Führung der SA; im folgenden Jahr rief er Röhm zurück und ernannte ihn zum Stabschef, also zum Leiter der SA. 1932 hatte die SA etwa 220 000 Mitglieder. Sie beherrschte mit ihren Aufmärschen und Gewaltaktionen schon bald das Straßenbild der Weimarer Republik.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde die SA, inzwischen auf etwa 700000 Mitglieder angewachsen, zum Teil auch als Hilfspolizei zur Verfolgung von politischen Gegnern und Juden eingesetzt. Im Frühjahr 1933 errichtete die SA die ersten Konzentrationslager.
Gegenüber der Partei führte die SA zunehmend ein Eigenleben, und Röhm als Chef der größten Organisation innerhalb der NSDAP beanspruchte mehr Einfluss und Macht für sich und die Organisation. Mit seinem Plan, SA und Reichswehr zu einem Volksheer unter seiner Führung zu vereinen, forderte Röhm den Widerstand nicht nur der Reichswehroffiziere, sondern vor allem Hitlers heraus. Unter dem Vorwand des so genannten Röhm-Putsches ließ Hitler am 30. Juni 1934 die gesamte Führungsriege der SA ermorden. Unter ihrem neuen Stabschef Viktor Lutze konnte die SA ihren alten Einfluss nicht mehr wieder erlangen, an ihre Stelle trat die aus der SA herausgelöste SS.
In den Nürnberger Prozessen nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur wurden SA und SS 1946 als Hauptinstrumente des politischen Terrors zu „verbrecherischen Organisationen“ erklärt.