Hermann Hesse

Hermann Hesse (1877-1962)

Hesse war ein deutschsprachiger Dichter, Schriftsteller und auch Maler (Künstler). Er wurde am 2.Juli 1877 in Calw (Deutschland) geboren und starb am 9.August 1962 in Montagnola (Schweiz).
Hesse stammte aus einer christlichen Missionarsfamilie, seine Eltern waren beide als Missionar der Basler Mission in Indien tätig, wo seine Mutter Marie Gundert auch geboren wurde. Sein Vater Johannes Hesse stammt aus Estland. 1881 zog die Familie für fünf Jahre nach Basel, kehrte dann aber wieder nach Cale zurück. Nach dem erfolgreichen Besuch der Lateinschule in Goppingen kam Hesse 1891 in das Evangelische Seminare Maulbronn und Blaubeuren in Maulbronn. Hermann Hesse war depressiv und äusserte Selbstmordgedanken („...ich möchte hingehen wie das Abendrot...“,Brief vom 20.März 1892). Im Mai 1892 kommt es in der Anstalt Bad Roll unter Fürsorge des Theologen und Exorzisten Christoph Blumhardt zu einem Selbstmordversuch. Ab Ende 1892 besuchte er das Gymnasium in Stuttgart-Bad Canstatt. 1893 bestand er zwar das Einjährigen-Examen in Cannstatt, brach aber dennoch die Schule ab. Im Frühsommer 1894 begann Hesse eine 14 Monate dauernde Mechanikerlehre in einer Turmuhrenfanrik in Calw. Im Oktober 1895 war er bereit eine neue Buchhändlerslehre in Tübingen zu beginnen und ernsthaft zu betreiben. Diese Erfahrung seiner Jugend hat er später in seinem Roman Unterm Rad verarbeitet. Er arbeitete ab dem 17.Oktober 1895 in der Buchhandlung Heckhauer in Tübingen. Der Schwerpunkt des Sortiments bestand aus Theologie, Philologie und Jura. Nach theologischen Schriften las Hesse insbesondere J.W. von Goethe, später Gotthold Ephraim Lessing, Friedrich Schiller und Texte aus griechischen Mythologie. Im Jahr 1898 war er Buchhändlergehilfe und hatte ein respektables Einkommen, das ihm finanzielle Unabhängigkeit von den Eltern sicherte. Zu dieser Zeit las er Werke der deutschen Romantik : Clemens Brentano, Joseph Freiherr von Eichendorf, Novalis. Noch als Buchhändler veröffentliche Hesse im Herbst 1898 seinen ersten kleinen Gedichtband Romantische Lieder und im Sommer 1899 die Prosasammlung Eine Stunde hinter Mitternacht. Ab Herbst 1899 arbeitete Hesse in einem angesehenen Antiquariat in Basel. Basel bot dem Einzelgänger auch reiche Rückzugsmöglichkeiten in sehr privates Erleben bei grösseren Fahrten und Wanderungen, die der kunstlerischen Selbsterforschung dienten und auf denen er die Fähigkeit sinnliches Erleben schriftlich niederzufassen, stets aufs Neue erprobte. Im Jahr 1900 wurde Hesse wegen seiner Sehschwäche vom Militärdienst befreit. 1901 konnte er sich einen grossen Traum erfüllen und erstmals nach Italien reisen. Im selben Jahr wechselte er zu einem neuen Arbeitgeber, Antiquar Wattenwyl in Basel. Alsbald wurde der Verleger Samuel Fischer auf Hesse aufmerksam und der Roman Peter Camenzind, der erstmals 1903 als Vordruck und 1904 regulär bei Fischer erschien, bedeutete den Durchbruch. Von nun an konnte Hesse als freier Schriftsteller leben. Der literarische Ruhm ermöglichte es Hesse sich zusammen mit seiner ersten Ehafrau Maria Bernoulli in Gaienhofen am Bodensee niederzulassen und dort eine Familie zu gründen. Hier schrieb er seinen zweiten Roman Unterm Rad, der 1906 erschien. In der Folgezeit verfasste er vor allem Erzählungen und Gedichte. In seiner Ehe vermehrten sich nun die Dissonanzen und um Abstand zu gewinnen, brach Hesse 1911 zu einer grossen Reise nach Sri Lanka und Indonesien auf. Die erhoffte innere Befreiung fand er dort jedoch nicht. Nach seiner Rückkehr zog die Familie 1912 nach Bern um, doch auch dieser Ortwechsel konnte die Eheprobleme nicht aufloden, wie Hesse 1914 in seinem Roman Rosshalde offenbarte. Hesse ist noch in eine grössere Lebenskrise gestürzt durch den Tod seines Vaters am 8.März 1916. Er begab sich in psychotherapeutische Behandlung. Im September/Oktober 1917 verfasste er in einem dreiwöchigen Arbeitsrausch seinen Roman Demian. Das Buch wurde nach Kriegsende 1919 unter dem Pseudonym Emil Sinclair veröffentlicht. Als Hesse sein ziviles Leben weiterführen konnte, war seine Ehe zerrüttet. Bei seiner Frau war zwischenzeitlich eine schwere Psychose ausgebrochen, aber auch nach ihrer Heilung sah Hesse keine gemeinsame Zukunft mit Maria. Er siedelte allein ins Tessin um, wo er in dem Dorf Montagnola in einem seltsamen, schlossartigen Gebäude, der „Casa Camuzzi“, eine Wohnung bezog. Hier began er zu malen, was sich in seiner nächsten grossen Erzählung Klingors letzterSommer von 1920 deutlich niederschlug. 1922 erschien Hesses Indien-Roman Siddhartha, hier kam seine Liebe zur indischen Kultur und zu asiatischen Weisheitslehren zum Ausdruck. 1923 heiratete er seine Geliebte Ruth Wenger, doch diese Ehe war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er erhielt in diesem Jahr auch die Schweizer Staatsburgerschaft. Hesses nächsten grösseren Werke, Kurgast von 1925 und Die Nürnberger Reise von 1927, sind autobiographische Erzählungen mit ironischen Unterton, in denen sich schon der erfolgreichste Roman Hesses ankundigte- Der Steppenwolf von 1927. Schon kurz nach dem neuen Erfolgsroman erlebte der einsame Steppenwolf Hesse eine Wende durch die Beziehung zu seiner aus Czernowitz in der Bukowina stammenden späteren dritten Ehefrau Ninon Dolbin, geb. Ausländer. Resultat dieser Wandlung zum dualistischen Miteinander war der Roman Narziss und Goldmund von 1930. Mit seiner Lebensgefährtin zog Hesse in ein grösseres Haus oberhalb von Montagola. Er begann mit den Entwurfen zu seinem letzten grossen Werk, dem Glasperlenspiel. 1932 Veröffentlichte er als Vorstudie dazu die Erzählung Die Morgenlandfahrt. Für dieses grossartige Spätwerk wurde im 1946 der Nobelpreis für Literatur verliehen. Nach dem zweiten Weltkrieg schrieb er nur noch Erzählungen und Gedichte, aber keinen Roman mehr. Hermann Hesse verstarb am 9.August 1962 und wurde auf dem Friedhof von San Abbondio bei Montagnola beigesetzt, auf dem auch Hugo Ball begraben ist.


I. b) Bekannteste Werke

1904 – Peter Camenzind
1906 – Unterm Rad
1910 – Gertrud
1919 – Demian
1919 – Klein und Wagner
1920 – Klingors letzter Sommer
1922 – Siddhartha
1927 – Der Steppenwolf
1930 – Narziss und Goldmund
1932 – Die Morgenlandfahrt
1943 – Das Glasperlenspiel

Gedichte

1900 – Elisabeth
1901 – Wie eine Welle
1902 – Soirée
1904 – Julikinder
1905 – Im Nebel