Günter Grass: Katz und Maus
Günter Grass: Katz und Maus
(Novelle, 1959)
Katz und Maus ist eine Novelle aus der Danziger Trilogie von Günter Grass und ist 1961 erschienen.
Thema des Buches ist die Entwicklung des Jungen Joachim Mahlke. Er ist Teil einer Gruppe aus
Gleichaltrigen, mit denen er viel Zeit verbringt, jedoch nie wirklich Anschluss findet und daher eher Außenseiter
ist. Die Geschichte spielt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in Danzig.
Beschreibung des Protagonisten: Mahlke ist ein Einzelkind und hat keinen Vater mehr. Er wohnt mit
seiner Mutter und deren Schwester in einem Haus in Danzig. Aufgrund seines großen Adamsapfels wird er verspottet,
was bei ihm Kompensationsreaktionen (Leistung, Verbergen des Adamsapfels) hervorruft. Er ist eigenartig
angezogen und bringt seine Haare mit Zuckerwasser in Form. Zudem ist er sehr gläubig und trägt immer
einen Anhänger, auf dem die Jungfrau Maria abgebildet ist. Er ist fromm und geht jeden Sonntag in die Kirche.
Außerdem ist er in der Hitlerjugend.
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Erzähler: Ein Freund Mahlkes, der Pilenz heißt, erzählt die Geschichte in der Ich- und Wir-Form; von
Mahlke spricht der Erzähler in der Er-Form, wechselt jedoch manchmal plötzlich in die Du-Form. Somit fühlt
sich der Leser mal mehr, mal weniger in das Geschehen involviert. Pilenz nennt Mahlke nur einmal im ganzen
Buch bei seinem richtigen und vollen Namen, ganz am Anfang.
Leitmotiv: Der Titel enthält das Leitmotiv der gesamten Novelle. Katze und Maus werden dabei abwechselnd
durch eine Katze im Spiel mit Mahlkes Adamsapfel oder durch Autoritätspersonen im Umgang mit
Mahlke bzw. der ganzen deutschen Jugend der damaligen Zeit symbolisiert.
Ein weiteres Leitmotiv stellt der Ritterkreuzorden dar, der an allen entscheidenden Wendepunkten des
Buches eine wichtige Rolle spielt. Ursprünliche sollte die Novelle daher den Titel „Der Ritterkreuzträger“ haben.
Inhalt: Mahlke und seine Freunde sind ca. 16 Jahre alt. Sie schwimmen im Sommer jeden Tag zum
Wrack eines polnischen Minensuchbootes. Mahlke sucht nach einem Ausgleich für seine körperliche Unförmigkeit
und schwimmt zum Beispiel weit voraus oder taucht, während die anderen faulenzen, um Gegenstände
aus dem Kahn hochzuholen. Weil er Schilder vom Schiffswrack entfernt und um von seinem Adamsapfel abzulenken,
trägt er einen Schraubenzieher um den Hals. Die anderen sind zwar beeindruckt von Mahlke, lästern
aber trotzdem über ihn: „Schön war er nicht. Er hätte sich seinen Adamsapfel reparieren lassen sollen. Womöglich
lag alles nur an dem Knorpel.“ (Zitat aus Katz und Maus) Weil er den Adamsapfel verstecken und von ihm
ablenken will, erfindet Mahlke sogenannte Puscheln, eine Art Fliege, nur mit zwei Kugeln.
Im darauffolgenden Sommer will Mahlke nicht mehr tauchen und schwimmt auch nur mit zum Kahn,
nachdem ihn seine Clique dazu überredet hat. Aber einmal rettet er einen jüngeren Schüler aus dem Wrack und
entdeckt währenddessen die Funkerkabine des Minensuchbootes. Weil diese über dem Wasserspiegel ist, verweilt
er dort länger. Da die Freunde dies nicht wissen, haben sie Angst um ihn, bis er sich aus der Kabine ein
Lebenszeichen gibt. Er richtet sich in der Funkerkabine eine Kammer ein, u.a. auch mit Gegenständen der Gottesmutter.
Außer einem Jagdpiloten hält ein U-Boot-Kapitän eine Rede an dem Gymnasium der Jungen, dem so
genannten Conradium und Mahlke stiehlt ihm sein Ritterkreuz. Die Kameraden verraten ihn aber nicht, sondern
beschuldigen einen anderen. Nachdem er seinen Triumph gefeiert hat, gibt Mahlke den Orden einem Oberstudienrat
zurück und muss die Schule wechseln.
Nach diesem Vorfall sehen die anderen ihn den ganzen Sommer nicht. Weil Pilenz, der Erzähler, ein
Ministrant ist, sieht er Mahlke in der Kirche und wird von ihm nach Hause eingeladen.
Dann wird Mahlke nach dem Absolvieren des „Notabiturs“ zum Reichsarbeitsdienst einberufen. Pilenz
und seine Kumpel werden Luftwaffenhelfer. Später kommen die anderen auch zum Reichsarbeitsdienst, Mahlke
ist zu dieser Zeit aber schon Unteroffizier. Er hat bereits ein Ritterkreuz verliehen bekommen, als er Fronturlaub
hat. Sein Rektor Klohse erlaubt es ihm allerdings aufgrund der Vorkommnisse mit dem Ritterkreuz des UBoot-
Kommandanten nicht, eine Rede an seiner ehemaligen Schule zu halten. Aufgebracht lauert er ihm vor
seinem Haus auf und ohrfeigt ihn.
Nach Urlaubende will Mahlke nicht mehr an die Front zurück. Deswegen hilft ihm Pilenz, sich in der
Funkkammer des polnischen Minensuchbootes zu verstecken. Mit Bauchschmerzen taucht Mahlke in den
Schiffsbauch hinein, gibt aber kein Lebenszeichen mehr und verschwindet.
Sprachliche Merkmale: Wie in vielen anderen Werken ist auch Katz und Maus durch den für Günter
Grass typischen „kafkaesken“ Sprachcharakter bezeichnend. Er schreibt verwirrend, undurchschaubar, bedrohlich.
Die langen, komplizierten Sätze unterstützen diesen Eindruck.
In der wörtlichen Rede verwendet er häufig Dialekt, schreibt in unvollständingen Sätzen - oftmals ohne
Verb - oder fasst ein paar Wörter zu einem zusammen. Außerdem gibt Günter Grass den agierenden Personen
ziemlich seltsame Namen (z. B. Hotten Sonntag, Tulla Pokriefke) und beschreibt eigenartige Vorgänge: sie
kauen Möwenmist und spucken ihn in die Ostsee; die Kapelle, die früher eine Turnhalle war und in der man
noch immer den „Kreide-Leder-Turner-Mief“ riecht, sind nur einige Beispiele dafür.
Zudem wird immer wieder der Zustand des Adamsapfels beschrieben.