Geschichte der deutschen Phonologie

Geschichte der deutschen Phonologie

A. Gründung

Viele Sprachwissenschaftler sehen in N. S. Trubetzkoy den Begründer der Phonologie. Im Jahre 1928 vorlegte er auf dem ersten Internationalen Linguistenkongreß im Haag die Thesen zur historischen Phonologie. Er schrieb „Grundzüge der Phonologie“ (1939), wo er völlig abgeschlossene Darstellung der Betrachtungsweisen und Methoden dieser zwischen weithin anerkannte linguistischen Disziplin vorlegte.
(Stock, E.: Phonologie der deutschen Gegenwartssprache, Leipzig 1982, Bibliographisches Institut, S. 37)





B. Entwicklung

Im Jahre 1936 war der Prager linguistische Zirkel begründet, hierher gehörte De Saussure. Dieser Zirkel beschäftigte sich mit allen sprachwissenschaftlichen Teilgebieten. De Saussure verpflichtet der scharfen Abgrenzung der langue (= Sprache als Zeichensystem) von der parole (=Vorgang des Sprechens). Im Jahre 1960 schrieb Jakobson: „Grundlagen der Sprache“, eine Studie die auf früheren Untersuchungen fußt und verschiedentlich schon publizierte Auffassungen zusammenfaßt und präzisiert. Bloomfield hatte die Bedeutung des Bedeutungsproblems als einen außersprachlichen Phänomen erklärt und gefordert. Er wollte die linguistische Analyse ausschliesslich auf den Sprachlichen Formen aufbauen und die Bedeutung als die generative Grammatik. In seinem Werk: „Syncactic Structures” (1957) betrachtete er die Grammatik als ein Mittel, das alle grammatisch – richtigen Sätzen einer Sprache erzeugt (= generiert, daher generative Grammatik) und sie mit Hilfe von Strukturbeschreibungen spezifiert.
( Stock, E.: Phonologie der deutschen Gegenwartssprache, Leipzig 1982, Bibliographisches Institut, S. 40, 45, 49, 53)

C. Entwicklung der deutschen Intonation

Von Vertretern der Prager Schule und von den meisten sowjetischen Forschern wird die Intonation als Sprachmelodie betrachtet, bzw. Komplexphänomen. Für Romportl sind die bedeutendste satzphonetischen Mittel der „Intonation im weiteren Sinne“ die Ton – (Sprechmelodie), die dynamischen und die quantitativen Mittel. Nach Artemov ist Intonation als Einheit von Melodie, Rhythmus, akzentueller Gliederung, bzw. Akzentverteilung und Tempo im alltäglichen Kommunikationsgeschehen weitgehend automatisch erfaßt wird und zwar in einer Einheit mit den lexikalischen, syntaktischen und stilistischen Besonderheiten eines Satzes. Um das Sprachliche vom sprecherischen abzugrenzen, führt er die Begriffe Intonem und konkrete Intonationsstruktur ein. Eine reihe von Phonologen beurteilt die Intonation nur als Randerscheinung des Sprachlichen und ordnet sie nicht in die Beschreibung des Sprachsystems ein. Martiner (1963) unterscheidet zwischen dem Akzent (Wortakzent), der Intonation (=Sprachmelodie) und den Tönen (= Differenzierungsmittel). Nach ihm hat Akzent und Intonation keine Darstellungsfunktion, sondern nut eine Ausdrucksfunktion der semantischen Interpretation der fraglichen Äußerungen gehört folglich der Rückgriff auf die Intonation als ein Muster von Tonhöhen-, Lautheits- und Dauermodifikationen. In diesem Sinne stellt Artemov fest, daß die Intonation die zunächst rein lexikalisch – syntaktische Bedeutung eines Satzes präzisiert. Die Intonation wird hier als ein grammatisches Mittel aufgefaßt, das neben anderen Mitteln wirkt und mit ihnen in Wechselbeziehung steht. Neben Tonhöhe, Tempo und Lautheit ist nach experimentellen Untersuchungen für ein sicheres Erkennen unbedingt die Wahrnehmung der Gesamtheit der Suprasegmentalen Merkmale erforderlich, also einschließlich der Variationen des Stimmklangs. Bisher gibt e aber lediglich Versuche, die Intonation als Sprechmelodie neben Akzent und Gliederung in Grammatik zu inkorporieren. Es ist die Frage der Zukunft. Sie wird es ermöglichen, die Satzphonologischen Probleme befriedigender zu lösen.
(Stock, E.: Phonologie der deutschen Gegenwartsprache, Leipzig 1982, Bibliographisches Institut, S. 224 – 225, 227 – 228)