Expressionismus

Expressionismus


Der Begriff Expressionismus besteht aus lateinischen Wörtern „ex“ und „premere“ und bedeutet „Ausdruckskunst“. Unter diesem Begriff versteht man eine literarische Bewegung, die etwa in der Zeit zwischen 1906 – 1923 das damals literarisch-künstlerische Leben nicht nur in Deutschland bestimmte. Schon sein Name weist darauf hin, dass in dieser literarischen Bewegung der Ausdruck und die äußere Form die größte Rolle spielen, wobei man innerlich gesehene Wahrheiten und Erlebnisse darstellen will. (vgl. http://de.wikipedia.org/w iki/Expressionismus)
Wenn man die Entstehung und den Sinn dieser Kunstbewegung verstehen will, muss man sich zuerst die Situation der damaligen Zeit klären. Die Ursachen der raschen Entwicklung der Gesellschaft, die solche avantgardistischen Bewegungen wie Expressionismus nach der Jahrhundertwende ermöglichte, findet man schon in der bürgerlichen Revolution 1789. Sie bedeutete nämlich einen Umsturz im Leben in dem Sinne, dass das feudale System bekämpft wurde und der Kapitalismus an der Bedeutung gewann. In praktischen Leben bedeutete es, dass sich der Kreis der einflussreichen Menschen, die vor der Revolution die Könige und Keiser bildeten, auch auf das Bürgertum erweiterte. Im Laufe der Zeit gründete nämlich jeder, der sich durchsetzte, eine Fabrik oder ein Unternehmen, um zu überleben.(vgl. Kronika Lidstva, 609ff). Da man in der ersten Hälfte des 19. Jhs. wichtige physikalische Gesetze formulierte, dank denen man große technische Fortschritte machte, waren die industriellen Gebiete sehr gefragt. For allem in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. erfand T. A. Edison die Glühbirne, C. Benz konstruierte den ersten Benzinwagen, es fanden erste Flugversuchen statt, und andere technische Fortschritte bildeten einen Nährboden für die Industrie und Schwerindustrie. (vgl. Kronika Lidstva, 694ff). So entstand das große und bekannte Unternehmen von A. Krupp, das in kurzer Zeit neue Technologien in Eisenhüttenwesen und Stahlindustrie erfand. Der kapitalistische Kampf und die Industrialisierung brachten die Großmächte dazu, dass sie die anderen Kontinente mit militärischen Kräfte eroberten. Als Grund kann man hier einerseits Mangel an Rohstoffen und Suche nach billigen Arbeitskräften, andererseits Machtergreifung über die Welt nennen. Gegen diese Tendenz konnte auch der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck nichts tun, der ein Initiator der Vereinigung Deutschlands und des Friedens war, das heisst, dass die Politik ins Innenland gerichtet war. Wilhelm II. hatte aber imperialistische Interessen und nach der Entlassung Bismarcks konzentrierte er sich auf die Aussenpolitik. Da die Innenpolitik, soziale Probleme und kultureller Zustand vernachläßig wurden, verschlechterte sich die soziale Situation der Bevölkerung und die Kleinbetriebe gerieten in Konkurs, wobei die Handwerker keine Chance zu überleben hatten. Die Industrie wurde monopolisiert und die armen Menschen ziehen in die Großstädte mit der Hoffnung um, dass sie dort die Arbeit finden. Sie lebten aber in sozialer Not und wurden marginalisiert. Das verstärkte nur die Ideen über Sozialdemokratie. Das Bürgertum war aber um Jahrhundertwende von den technischen Fortschritten so begeistert, dass es die Begriffe wie Politik der Aufrüstung, soziale Problematik, Probleme der Arbeitenden und Kolonialkonflikte ignorierte und naiv glaubte, dass die Probleme selbst gelöst werden. Diese Epoche ist also die Zeit der imperialistischen Weltpolitik des nationalen Selbstbewusstseins aber auch der nationalen Rücksichtslosigkeit und Egoismus. Deshalb findet man in dieser Epoche viele Kontraste, die sich in der Kunst spiegelten.(vgl. Kronika Lidstva, 819).
Die wichtigsten deutschen Expressionisten sind zwischen den Jahren 1880 – 1895 geboren und wurden mit solcher Welt konfrontiert. Die jungen Dichter des Expressionismus standen zu meist aus bürgerlichen intellektuellen Schichten und besuchten fast alle das Gymnasium und die Universität, wo sie über die Ideale lernten, die in der wirklichen Welt gar nicht stimmten. Weiter wurden sie mit den Konventionen im Elternhaus und mit der traditionellen Bildung und Kultur konfrontiert, die in der modernen Welt schon keinen Platz hatten. .(vgl. Vorlesungen von doc. D. Petrusová) Nach der Philosophie des Agnostizismus von Immanuel Kant verlor die Nachahmung der Natur und der Welt in der Kunst ihre Wichtigkeit, weil nach dieser Philosophie die Wahrnehmung der Realität durch die Sinnenorgane der Menschen begrenzt ist. Die Zeit danach wurde die Welt philosophisch durch den subjektiven Idealismus von Philosophen wie Hegel, Fichte, Schopenhauer oder Nietzsche geprägt. Das führte dazu, dass sich die Menschen immer mehr mit ihrer Psyche und Innenwelt beschäftigten, was sich auch in der Kunst deutlich äußerte. Weiter wurden große Fortschritte in der Psychologie gemacht, wobei 1879 Psychologie als Wissenschaft anerkannt wurde, dass zum Beispiel die Menschen durch Unterbewusstsein gesteuert sind und dass die Träume große Bedeutung fürs Leben haben. Nach der Erfindung der Photographie 1926 hatte es schon in der Kunst keinen Sinn, die reale Welt zu schildern, sondern man wollte die innerlich gesehenen Wahrheiten und Gefühle ausdrücken. In den kapitalistischen und industriellen Zeiten verloren die Vorstellungen über die statische Welt ihre Bedeutung und die Künstler versuchten in ihren Werken aus der sich schnell änderten Welt Momente, Ausdrucke und Erlebnisse festzuhalten.(vgl. Kronika Lidstva, 815) In diesem Sinne sollte man neben den anderen avantgardistischen Bewegungen auch den Expressionismus verstehen. Vielleicht bringen die Wörter von Hermann Unrath, bedeutendem Beobachter dieser Zeit, mehr Licht in dieser Problematik:

"Darum geht es, dass der Mensch sich wiederfinden will... Die Maschine hat ihm die Seele weggenommen - und jetzt will ihn die Seele wiederhaben. Darum geht es; alles, was wir erleben, ist nur der ungeheure Kampf um den Menschen, Kampf mit der Maschine.
Wir leben ja nicht mehr, wir werden gelebt... Niemals war eine Zeit von solchem Entsetzen geschüttelt, von solchem Todesgrauen. Die ganze Zeit wird ein einziger Notschrei, auch die Kunst schreit mit. Sie schreit nach dem Geist: das ist der Expressionismus!"
.(vgl. http://de.wikipedia.org/w iki/Expressionismus)
Die Expressionisten versuchten also mit ihren Werken nicht die Schönheit zu schildern, was bei den älteren Werken der Fall war, sondern es ging vor allem um Künstlers Gefühle, wobei sie die Normen und Konventionen brachen. Die Werke handelten aber allgemein nicht über Ursachen der gesellschaftlichen Krise, sie schilderten auch keine Lösungen. Sie existierten nur und schrieen in die Welt.(vgl. Velikáni Hudby, 318)
Die wichtigste Gattung des deutschen Expressionismus in der Literatur war die Poesie. Die Gedichte schreibt man nämlich sehr schnell, wobei man die Gedanken unmittelbar ausdruckt. Die expressionistische Poesie unterscheidet sich aber von der klassischen Poesie mit einigen Merkmalen. Es geht vor allem um Reihungsstil, unter welchem man die Aneinanderreihung kurzer Hauptsätze, die weder syntaktisch noch logisch miteinander verbunden sind, versteht. Damit druckt der Autor aus, dass er die angetroffenen Teilaspekte der Wirklichkeit nicht mehr zu einem geordneten Ganzen verbinden kann, sondern dieser Wirklichkeit ratlos gegenübersteht. Weiter ist die Metaphorik zu nennen, unter welcher verschiedene Konnotationen, Neologismen oder Wortfetzen gehören. Der Autor benutzt sie um die Nuancen in der Bedeutung von Wörtern zu finden, mit denen er dann die Analogie zwischen der realen Welt und der von ihn gesehene Welt herstellen kann. Weiter verwendet man oft Dynamisierung der Sprache durch eine Vielzahl an Verben der Bewegung, Rhythmus, Variation der gebräuchlichen Syntax und Grammatik, Telegrammstil (kurz, Ellipsen, einzelne Wörter), Sprachverknappung (weglassen von Artikeln, Partikeln, Füllwörtern), Worthäufung, Ironie, Darstellung des Peinlichen und Hässlichen und Personifizierungen. Sie dienten auch dazu, das Gedicht ungewöhnlich zu machen. Man kann nämlich auch sagen, dass die Menschen in der industriellen Zeit langsam die Interessen an Kunst verloren. Sie beschäftigten sich nämlich immer mehr mit den technischen und praktischen Sachen, die verursachten, dass die Kunst unwichtig und uninteressant geworden ist. Deshalb versuchten die Autoren der Avantgarde durch die Deformation der Wirklichkeit, die Schockierung und die Ungewöhnlichkeit die Leserinteressen wiederzuerwecken..(vgl. http://de.wikipedia.org/w iki/Expressionismus)
Mit der zunehmenden Politisierung der Literaten während des 1. Weltkrieges trat das Drama in den Vordergrund. Das Drama wurde durch Musik, Tanz, Pantomime, Bühnenbild und Lichteffekte unterstütz, wobei die Personen nicht als individuelle Wesen, sondern typisiert dargestellt werden. Meist wurde als Hauptfigur ein junger Mensch ins Zentrum gesetzt, der Konflikte mit den Schicksalsgewalten, mit der engstirnigen Gesellschaft oder mit dem eigenen Vater austrug. Die prosaischen Werke des Expressionismus stehen eher im Hintergrund (vgl. Vorlesungen von doc. D. Petrusová)
Anfangs der 20. Jahre verfiel der Expressionismus als einheitliche Bewegung. Viele Vertreter dieser Strömung starben jung, während des 1. Krieges wurden sie politisiert und in den 30. Jahren wurde Expressionismus als „entartete Art“ genannt, die im Dritten Reich verboten wurde.