Die Reichskanzlerschaft Bismarck (Teil 1) NJ

Die Reichskanzlerschaft Bismarck
(1871 - 1890)

1.) Die stürmische Entwicklung des Kapitalismus

a.) Die Gründerjahre
Die Vereinigung Deutschlands beseitigte (odstrániť) die Hemmnisse für die Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft. Die deutsche Bourgeoisie besaß jetzt einen zusammenhangenden inneren Markt. Bismarck hatte 5 Milliarden Goldfranken aus dem besiegten Frankreich herausgepresst. Der Milliardensegen ermöglichte der deutschen Schwerindustrie den Bau neuer Fabrikanlagen. In den Jahren 1870 – 1873 wurden hunderte von Aktiengesellschaften sowie eine Reihe mächtiger Banken, so die
Deutsche Bank und die Dresdnerbank werden als Gründerjahren bezeichnet.
Damals entstanden aber auch viele Schwindelunternehmen. Das Bürgertum wollte schnell und mühelos reich werden. Die mächtigen Bankiers und Industriellen benutzten den
Grund der Schwindel zu einem Raubzug (lúpežná výprava) gegen die schwächeren Unternehmer und die
Werktätigen (pracujúci). Das künstlich erzeugte Gründungsfieber endete 1873 mit einem großen
Krach – dem Gründugskrach, als sich eine Krise über die ganze Welt ausbreitete. Damals
verloren 10 tausende von Kleinbürgern ihre Ersparnisse. Tausende von kleinen und mittleren
Unternehmern gerieten in Konkurs.

b.) Der industrielle Aufschwung
Mit den Gründerjahren nahm die deutsche Industrie einen stürmischen Aufschwung. In den kapitalistischen Betrieben, besonders in den finanzkräftigen Grossbetrieben wurden technische Neuerungen, neue Erkenntnisse der Wissenschaft und neue Produktionsverfahren angewandt. Die kapitalistische Entwicklung verstärkte die Zusammenwallung der Arbeiter in den Industriezentren. Vor allem in Ruhrgebiet, in Sachsen und in Oberschlesien entwickelten sich Industrieorte wie Essen, Durinsburg. Chemnitz, oder Kattowitz schnell zu Großstädten.

2.) Die Innenpolitik Bismarck

a.) Der so genannte Kulturkampf
Die katholische Kirche stand der Vorherrschaft (nadvláda) des protestantischen Preußens argwonisch (nedôverčivo) gegenüber. Unter ihrem Einfluss entstand 1870 eine neue politische Partei. Sie erhielt den Namen „Zentrum“ da ihre Abgeordneten im Zentrum des Reichstagssaales saßen. Als in Bayern die Geistlichen von der Kanzel (kazateľnica) aus Bismarcks Politik angriffen, wurde im Dezember 1871 der so genannte Kanzelparagraf erlassen (vydať nariadenie). Dieses Reichsgesetz bedrohte jeden Geistlichen mit Gefängnis, der von der Kanzel herab Angriffe gegen den Staat richtete. Noch einschneidender (výraznejšie) wirkte, dass im März 1872 für Preußen erlassene Schulaussichtsgesetz, das den Kirchen die Aufsicht (dozor) über alle öffentlichen Schulen und Anstallten entzog (odňať) und sie dem Staat übertrug. Im Juni 1872 folgte das Gesetz über das Verbot des Jesuitenordens (jezuitský rád) in Deutschland. Das Gesetz über die Zivilehe (občiansky sobáš), dass vorher nur in Preußen Gültigkeit hatte, wurde auf das gesamte Reichsgebiet ausgedehnt (bol rozšírený). Bürgerliche Kreise verherrlichten (Verheerung = pustošenie) Bismarcks Kampf mit der Kirche als einen „Kulturkampf“.

b.) Das Sozialistengesetz
Bei den Reichstagswahlen 1877 erhielt die sozialistische Arbeiterpartei fast 500 000 Stimmen. Damit wurde sie zur viertstärksten Partei in Reichstag und stellte 12 Abgeordneten. Die Erfolge der sozialistischen Bewegung beunruhigten die Bourgeoisie und die Junker. Bismarck fand durch die im J. 1878 gegen den Kaiser versuchten Attentate den willkommenen Anlass um die stärksten Unterdruckungsannahmen gegen die Arbeiterbewegung einzuleiten, obwohl diese Arbeiterbewegung mit den Attentaten freilich (prirodzene) nichts zu tun hatte.
Das Terrorgesetzt gegen die Arbeiterbewegung, kurz als Sozialistengesetz bezeichnet, verlor alle Vereinigungen, die mit sozialdemokratischen sozialistischen oder kommunistischen Bestrebungen (snaha) in Beziehung gebracht werden konnten. Im Schutz des Ausnahmsgesetztes gingen die Unternehmer mit Maßregelungen (disciplinárny zákrok, potrestanie) aller Art gegen die Arbeiter vor. Entlassungen und Ausspähungen wegen sozialistischer Gesinnung (zmýšľanie, názor) häuften sich.

c.) Bismarcks „Sozialreformen“
Parallel zu den gewaltsamen Unterdruckungsmaßnahmen gegen die Sozialdemokratie der Politik der Peitsche (bič) leitete Bismarck als Politik des Zuckerbrotes (motúzok popod nos) eine demagogische Sozialgesetzgebung ein um ein Gegengewicht gegen die revolutionären Forderungen der Arbeiterklasse zu schaffen. So wurde 1883 das Gesetzt über die Krankenversicherung, 1884 das Unfallversicherungsgesetz und 1889 das Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz geschaffen.