Die deutsche Literatur in den 20. Jahren des 20. Jahrhunderts
Die deutsche Literatur in den 20. Jahren des 20. Jahrhunderts
Bertolt Brecht ist der Repräsentant der deutschen Literatur in den 20. Jahren des 20. Jahrhunderts. Diese Epoche wird auch als Epoche zwischen Expressionismus und Nationalsozialis-mus genannt.
In dieser Zeit erschöpf sich der Expressionismus geistig und künstlerisch. Seine Kunstlehren wirken vorwiegend auflösend. In der Erzählkunst herrscht das Experiment. In der Lyrik führt der Wille das Subjekt sich unmittelbar ausdrücken zu lassen, zu dem berüchtigten expressionistischen Schrei.
Die Expressionisten hören jetzt auf, die junge Generation zu sein. Sie wandeln sich, manche gehen tragisch zu Grunde. In der neuen jungen Generation hebt seine Reaktion gegen den Expres-sionismus an, die an Breite und Entscheidenheit mit der Reaktion gegen den Naturalismus vergli-chen werden kann. Dem expressionistischen Entusiasmus stellt sich eine kühle Sachlichkeit entgegen. Sie begnügt sich teilweise mit einer negativen Bestandsaufnahme. Sie steigert sich aber auch zum betonten modernen Nihilismus. Brechts Schaffen entwickelte sich gerade vom Nihilismus und Individualismus der Frühwerke mit ihrer farbigen Realitatsfülle.
In der Literatur entstand die Frage, in welchem Verhältnis Literatur und Wirklichkeit zueinander stehen, welche Funktion Literatur in den Klassenverhältnissen einnehmen soll, was antifaschichstische Literatur eigentlich ist und wie sie sich inhaltlich und formal von anderer Literatur unterscheidet. In deri große Kontroversen (der sogenannten Expressionismus-Debatte, der Diskussion um den Realismusbegriff) wurde versucht, eine Antwort auf diese Fragen zu geben. Die Expressionsismus-Debatte ging aus von der Frage, ob der Expressionismus ein Vorläufer des Faschismus gewesen oder ob er nich Ausgangspunkt für eine antifaschistische Entwicklung gewesen sei.
Einen Höhepunkt der antifaschistischen Literatur im Exil stellt Bertolt Brecht dar. In der Analyse und Einschätzung des Faschismus zeigte er sich den meisten anderen Exilautoren überlgen wie in der Entwicklung neuer literarische Formen, die er „von den Bedürfnissen des antifaschistischen Kampfes“, ableitete und nicht von einem abstrakten Realismusbegriff getan hatte. „ Über literarische Formen muss man die Realität befragen, nicht die Ästhetik, auch nicht den Realismus. Die Wahrheit kann auf viele Arten verschwiegen werden und auf viele Arten gesagt werden. Wir leiten unsere Ästhetik wie unsere Sittlichkeit von den Bedürfnissen unseres Kampfes ab“. Brecht begriff den Nationalsozialismus nicht als Verirrung, Naturkatastrophe, unglückliche Verkettung oder als Einbruch des Bösen, wie dies bürgerliche Autoren getan haben. Brecht setzte eine Materialistische Erklärung: „Die Roheit kommt nicht von der Roheit, sondern von den Geschäften, die ohne sie nicht mehr gemacht werden können. Viele von uns Schriftstellern, welche die Greuel des Faschismus erfahren und darüber entsetzt sind, haben diese Lehre nocht nicht verstanden, haben die Wurzel der Roheit, die sie entsetzt, noch nicht entdeckt. Es besteht immerfort bei ihnen die Gefahr, dass sie die Gruasamkeiten des Faschismus als unnötige Grausamkeiten betrachten."
Diese Epoche wird auch als die deutsche Literatur des Exils bezeichnet. Die Tatsache, dass Schriftsteller ihr Land aus politischen Gründen verlassen und im Exil leben und schreiben müssen, ist keine spezifische Erscheinungsform des deutschen Faschismus.
Haltungen und Lösungen werden teils durch Anschluss an die Tradition, teils durch Er-schliessung neuer Wirklichkeiten versucht. Wie auf der einen Seite der Zug zum Negativen, verstärkt sich auf der anderen der Zug zum Possitiven.
Es wird das gesamte geistige Geschehen der letzten 2 Jahren überprüft, um zu festen Antworten zu gelangen. Hier sind zwei entgegengesetzte Antworten möglich. Die eine Antwort gibt der Marxist. Das Übel der Zeit ist, dass der Mensch den Weg zum Menschen, zum irdischen Paradies, noch nicht zu Ende gegangen ist. Die andere Antwort gibt der religiöse Mensch. Seit dem 19. Jahrhundert hat der Mensch Gott und damit den wahren Seingrund preisgegeben, die Schuldisation des 19. Jahrhunderts muss rückgängig gemacht werden. Die Dichtung muss wieder im Raum einer durch die Religion geordneten und geklärten Welt stehen.
Im Expressionismus dominierte schon der Wille zur Menschenreform. In der Dichtung herrscht die weltanschauliche Dichtung vor. Das Kunstwerk bedeutet eine Folge, nicht das erste Ziel. Durch das Kunstwerk soll etwa Kosmos und Chaos gestaltet werden. Die Gattungen verlieren dadurch an Eigenbedeutung. Man kann jetzt oft nur feststellen, welche Haltung und Gesinnung der Autor vertritt und auf welchem geistigem und literarischem Niveau.
Die Aufgabe des Romans ist ein kritisches Bild der Zeit und ihrer Menschen zu zeigen.
Es entstand eine neue Literatur, deren kunstlerische Möglichkeiten, von der Tatsachenrepor-tage, bis zur heiteren Satire von der neuen Sachlichkeit bis hin zu einer erneuten Hingabe an Spuk, Magie und Traum reichten.
Vor allem der Raum zwischen Wien und Prag, also der Einflussbereich der Donaumonarchie Österreich-Ungarn zum Nährboden großer literarischen Einzelgänger wurde.