Die Charakteristik der Hauptfiguren und Analyse des Werkes Der kaukasische Kreidekreis
Die Charakteristik der Hauptfiguren und Analyse des Werkes
Im Werk treten sowohl Hauptfiguren als auch Nebenfiguren auf. Zu den Hauptfiguren gehören: Georgi Abaschwilli, seine Frau Natella Abaschwilli, ihr gemeinsames Kind Michel, das Küchenmädchen Grusche, Lavrenti Vachnadze , seine Frau Aniko, der Dorfschreiber Azdak. Die Nebenfiguren sind der Sänger Arkadi Tscheide, Niko Mikadze, Mikha Loladze, Stallknecht, Hausknecht, Gefreiter, die Bäuerin(vorübergehend Grusches Schwiegermutter), ihr Sohn Jussup, Schauwa(Polizist), Bruder Anastasius(Mönch).
Azdak- Dorfschreiber, starke Persönlichkeit, hat Sinn für die Gerechtigkeit, in vielen Fällen machte er richtige Entscheidungen. Im Werk ist er als kluger Mensch beschrieben.
Simon Chachava- Soldat von Beruf, Verlobt von Grusche, liebt Grusche, begleitet Natella Abaschwilli als Wächter.
Grusche Vachnadze – Verlobter von Simon, arbeitet als Küchenmädchen. Sie ist ganz treu Simon. Sie ist eine starke und mutige Frau. Sie stammt aus der niederen Schicht, arm. Ihr Verlobter Simon wurde abkommandiert. Das einzige, was ihr bleibt, war Kreuz. Beim Abschied mit ihm sagte sie: „ Geh du ruhig in die Schlacht, die bittere Schlacht Aus der nicht jeder wiederkehrt: Wenn du wiederkehrst, bin ich da. Ich werde warten auf dich unter der grünen Ulme Ich werde warten auf dich unter der kahlen Ulme Ich werde warten, bis der letzte zurückgekehrt ist Und danach. Kommst du aus der Schlacht zurück Keine Stiefel stehen vor der Tür Ist das Kissen neben meinem leer Und mein Mund ist ungeküsst wenn du wiederkehrst Wirst du sagen können: alles ist wie einst.(Brecht,S:2018-2019)
Grusche ist im Werk als positive Gestalt geschildert. Sie besitzt die guten Eigenschaften wie die Opferwilligkeit. Obwohl sie nicht die biologische Mutter von kleinem Michel war, hat sie sich um ihn so gekümmert, als ob sie wirklich wäre. Sie drückt das mit folgenden Sätzen aus: „Da dich keiner nehmen will. Muss nun ich dich nehmen. Mußt dich, da kein andrer war Schwarzer Tag im magern Jahr Halt mit mir bequemer. Weil ich dich zu lange geschleppt Und mit wunden Füßen Weil die Milch so teuer war Würdest du mit lieb. (Wollt dich nicht mehr missen). Werf dein feines Hemdlein weg wickle dich in Lumpen Wasche dich und taufe dich mit dem Gletscherwasser.“(Brecht, S.2041) „ Tief ist der Abgrund, Sohn Brüchig der Steg Aber wir wählen, Sohn Nicht unsern Weg. Mußt den Weg gehen Den ich weiß für dich Mußt das Brot essen Das hab ich für dich. Müssen die paar Bissen teilen Kriegst von vieren drei Aber ob sie groß sind Weiß ich nicht dabei.“( Brecht,S:2043) Diese Gedanke ist sehr eindrucksvoll. Das Brot symbolisiert das Leben. Dieses Zitat dokumentiert sehr schön die Beziehung zwischen ihr und „ihrem“ Kind. Sie denkt mehr als an es, als an sich selbst. Es ist für sie wichtiger als ihr eigenes Leben. Das kann man auch als Ausdruck „ der Mutterliebe“ und Opferwilligkeit von Grusche bezeichnen.
Natella Abaschwilli- Gouverneursfrau- reiche, eingebildete Frau, sie ist an Luxus gewöhnt. Sie benimmt sich arrogant zu den anderen Menschen, vor allem zu Dienstmädchen: „Weil ich dich gefasst habe. Ich habe schon lange ein Auge auf dich. Nichts im Kopf, als dem Adjutanten Augen drehen! Ich bringe dich um, du Hündin.“(Brecht, S:2020)
Lavrenti Vachnadze- Bruder von Grusche. Er hat seine Schwester zu sich genommen, hat ein gutes Herz, er weiß über die Situation, in der sich Grusche befindet. Deshalb hat er einen Plan ausgedacht. Da Simon abkommandier ist, muss das Kind Vater haben. Er fürchtete davor, dass die Menschen begonnen, davon zu sprechen, dass Grusche das Kind alleine hat und außerdem seine Frau Aniko ist auch fromm und konservativ: „Laß mich sagen, was wir machen werden. Du brauchst eine Stelle, wo du hinkannst, und da du ein Kind hast, muss du einen Mann haben, dass nicht die Leute reden. Ich habe mich also vorsichtig erkundigt, wie wir einen Mann für dich bekommen können. Grusche, ich habe einen gefunden. Ich habe mit einer Frau gesprochen, die einen Sohn hat, gleich über dem Berg, ein kleiner Hof, sie ist einverstanden.“(Brecht, S.:2050) Aber Grusche hat schon ihrem Verlobten Simon versprochen, auf ihn zu warten: „Aber ich kann keinen Mann heiraten, ich muss auf Simon Chachava warten.“(Brecht, S:2050) In diesem Teil löst der Autor das Problem der damaligen Epoche. Alleinstehende Mutter war für damalige Zeit unvollstellar. Der Bruder von Grusche denkt an moralische Gesetze und öffentliche Meinung. Er will nicht, dass seine Schwester in Schwierigkeiten geriet und von der Gesellschaft nicht akzeptiert wird. Und weniger denkt er an das Kind im Gegensatz zu Grusche. Für sie nicht wichtig, was die Gesellschaft über sie denkt. Ihr geht es in erster Linie um die wahre Liebe zum Kind. Ihr Bruder hat schon alles erledigt, wie es schon sagte: „Gewiß. Das ist alles bedacht. Du brauchst keinen Mann im Bett, sondern einen Mann auf dem Papier. So einen hab ich gefunden. Der Sohn der Bäuerin, mit der ich einig geworden bin, stirbt gerade. Ist das nicht herrlich? Er macht seinen letzten Schnaufer. Und alles ist, wie wir behautet haben: “ einen Mann überm Berg!“ Und als du zu ihm kamst, tat er den letzten Schnaufer, und warst eine Witwe. Was sagst du?“( Brecht, S:2050) Hier zeigt sich der Charakter Grusches Bruder, der widerspruchsvoll ist. Einerseits will er nicht, dass sie alleine bleibt und anderseits wählt er für sie einen Mann, der gerade stirbt. Und seinen Plan findet er herrlich. Das halte ich für traurig und grob.
Grusche anfangs zögert, aber dann stimmt zu: „ Ich könnte ein Papier mit Stempeln brauchen für Michel.“(Brecht, S: 2050) Hier sieht man das Gute ihres Herzens, ihre Aussage überzeugt uns wieder, dass sie nicht egoistisch handelt, sondern sie bevorzugt wieder das Kind, damit es Vater hat.
Im Werk zeigt sich der Unterschied zwischen den einzelnen Hauptfiguren. Einerseits ist es die Sprache und Handeln und anderseits Frage der Gerechtigkeit. Grusche ist ein einfaches Mädchen aus Palast und Natella Abaschwilli eine Person aus der höheren Schicht der Gesselschaft. Grusche ist zwar ohne Mittel, um ein Kind zu erziehen, aber sie kann aus der Situation viel gewinnen. Natella Abaschwilli handelt nicht mit Vernunft. Sie war glücklich, dass sie einem gewissen Unglück entflohen ist, aber das an das Wichtigste hat sie nicht gedacht. Man kann sagen, dass sie sich während der Flucht gar nicht für das Kind interessierte. Sie interessiert sich erst für Michel- ihr Sohn, wenn es zum Gericht kommt. Da treffen sich die beiden Frauen. Und jede will sich ihr Recht in Anspruch nehmen. Der Richter Azdak hat Sinn für die Gerechtigkeit, obwohl die Funktion der Justiz nach dem Krieg nicht für alle Menschen zugänglich war. Das Land war zersplittert und alle Institutionen waren geschlossen. Nach dem Ende des Krieges hat sich die Situation nur langsam verbessert. Über die Gerechtigkeit haben ungebildete Menschen entschieden. Deshalb gab es viele Fälle, in denen nicht gerecht entschieden wurde. Azdak, der Dorfschreiber hat den Beruf des Richters schon ausgeübt. Er war der einzige , den diesen Fall mit Kind lösen konnte. Die sagenhafte Probe mit Kreidekreis, wo das Kind gestellt wurde, hat diese ganze „Komödie“ um das Kind gelöst. Der Kreidekreis stellt ein Symbol der Wahrheit und Gerechtigkeit dar. Für Azdak war nicht die Frage des Eigentums, der die Frau Abaschwilli besitzt wichtig, sondern die Frage, wie sich die Frauen zu diesem Problem stellen. Das Kind wurde der zugesprochen, die sich das menschliche Leben schätzt und ihm nicht verachtet.