Deutsche Literatur 79
Günter Eich: Hörspiel Träume (1951) – war Maßstab für diese neue Form. Es war Geburtsstunde des deut. Theaters. (Hörspiele schrieb auch Ernst Jandl, Ingeborg Bachmann...) Es sind hier 5 Träume dargestellt. Da wird der Weltzustand symbolisch dargestellt, v. a. seine Leere und Gefährdung des gegenwertigen Welt des Zustandes. Die Personen sind in einem immer schneller dahinrollenden Güterwagen gefangen, sie verlieren auf einer Expedition ihr Gedächtnis. Sie leben in Hochhauswohnungen, deren Wände wie auch die eigenen Herzen innerlich bereits von Termiten zerfressen sind. Zwischen den einzelnen Szenen und am Ende wird der Hörer direkt angesprochen. Zitat: „Alles was geschieht, geht dich an.“ Dieses Hörspiel erzielte eine große Resonanz beim Publikum.
Andere Hörspiele von Günter Eich: Geh nicht nach El Kuwehd (1950), Die Mädchen aus Vitterbo (1952).
Mit dem Hörspiel haben sich noch diese Autoren beschäftigt:
Alfred Andersch – Fahrerflucht (1957)
Ingeborg Bachmann – Der gute Gott von Manhattan (1958)
Heinrich Böll – Klopfzeichen (1960)
Friedrich Dürrermat – Die Panne (1956)
Max Frisch – Biedermann und die Brandstifter (1953)
60-er jahre
- Politisierung...
Anfang 60-er Jahre – viele dokumentarische Stücke – Dokumentarisches Theater
In der BRD waren Studentenrevolte (in der DDR – Mauer), man setzt sich nicht einander mit dem Nationalsozialismus. Es kommt zu den Prozessen mit den Nationalsozialisten. Es wird gesprochen von Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Angst vor dem neuen Krieg wächst. Man war zu Ansicht gekommen, dass die Fiktion (das, was sich die Autoren ausgedacht haben) auf der Bühne den Menschen nicht verändern kann, sondern der Mensch muss konfrontiert werden mit historisch-politischem Fakt. Diese Auffassung war nicht neu. Die Vorgänger: z. B. B. Brecht, v.allem Erwin Piscator – er war in den 60-er Jahren der Wegbereiter des Dokum. Theater, er hat die ersten Stücke der DT inszeniert.
Typische Form des dokum. Theat. – Verhör – Prozesse werden oft inszeniert (die, die es gab, oder auch nicht gab).
Rolf Hochhuth (1931) – bekannter Stück – Der Stellvertreter. Ein christliches Trauerspiel (1963). Der Stellvertreter (Papst) – sehr provozierend, umstritten, es behandelt die Haltung der kathol. Kirche in der Zeit des 3. Reiches. Als Bühnenperson tritt auch Papst Pius der XII. auf als Person, er wird beschuldigt - während der Naziherrschaft aus diplomatischen Gründen keinen Versuch unternommen zu haben, um die Verschleppung und Ermordung der Juden zu verhindern.
Hochhuth hat viele Quellen - Dokumente bearbeitet, er führ in den Werken auch ausführliche Quellenbelege an. Seine Werke z. B. Soldaten (1967) – DS Theaterstück, behandelt W. Churchils Kampf gegen Hitler. Lüsistrate und die Nato (19739 – er wendet sich hier der Gegenwart zu. Wessis in Weimar (1993) – befasst sich mit den Schwierigkeiten des inneren Vereinigungsprozess in Deutschland.
Heiner Kipphardt (1922 – 1982) – In der Sache J. Robert Openheimer. Ein szenischer Bericht (1964) – in der Form des Verhörs. Der Autor verarbeitete hier das 3000 Seiten starke Verhandlungsprotokoll des Verfahrens gegen den Atomphysiker Openheimer. (1954 gab es dieses Verfahren. Warum? Wegen Verzögerung der Entwicklung der Wasserstoffbombe). Der Openheimer des Stückes (Figur) macht im Gegensatz zur histor. Person während der Verhandlung einen Wandlungsprozess durch, in dem er sich der moralischen Verpflichtung des Naturwissenschaftlers bewusst wird. Das Stück ist eine Warnung vor einer „wertfreien“ Wissenschaft. Thematisch steht dieses Werk dem Werk Die Physiker oder Leben des Galilei nahe.
Der bekannteste Vertreter des DT überhaupt ist Peter Weiß (1916 – 1982). Er hatte ein bewegtes Leben. Zuerst widmete er sich der Malerei. Sein Vater war Jude und deswegen musste die Familie 1934 nach London emigrieren. 1936 übersiedelten sie nach Böhmen, dort hat Weiß das Studium an der Kunstakademie angefangen, 2 Jahre später musste er wieder mal weg – Einmarsch der Deutschen, er ging nach Schweden. Seine 1. schriftstellerischen Versuche in schwed. Sprachen waren nicht besonders erfolgreich. 1947 kommt er als Reporter einer schwed. Zeitung nach De. Hier beginnt er die Sprache seiner Jugend zurück zu erobern und kultiviert seinen besonderen Stil. Das ist – komplizierte Grammatik beim einfachen Vokabular, reines Benennen der Realität. Anfang der 60-er Jahren wird man in der BRD auf seine Texte aufmerksam. Zum Beispiel seine Prosa: Der Schatten des Körpers des Kutschers (1960) wird als avantgardistische Prosa rezipiert.
Nach dem Tod seiner Eltern schrieb er 2 autobiog. Romane: Abschied von den Eltern (1961), Fluchtpunkt (1962).
Der Durchbruch zur Anerkennung gelang ihm mit seinen dokumen. Stücken.
Das 1.: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats, dargestellt durch die Schauspieltruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade. (1964) – 2 Akten – der Spielleiter und sein Gegenspieler werden gezeigt. Marat ist gescheiterter Aktivist der franz. Revolution. Das Geschehen wird gebrochen durch 3 Zeitebenen und durch das Spiel im Spiel (wenn in einem Stück noch 1 Stück gespielt wird).
1808 führt diese Schauspielgruppe Ereignisse aus dem Jahr 1793 auf, die ständig Paralellen zu den 60-er Jahren des 20. Jhs aufweisen.
Das 2. Stück – Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen (1965) – erregte Aufsehen und wurde Grund vieler Diskussionen, weil diesem Stück die Protokolle des Ausschwitz zugrunde liegen. Man fand (?) 1963 – 65 in Frankfurt statt und hat
Menschen – schockiert, P. Weiß hat es bearbeitet. Das ganze Material wird auf wenige Szene konzentriert, in denen Kläger und Angeklagte zum Wort kommen. Mit diesem Werk wurde die Form des DT weltweit bekannt.
Diskurs über ... Viet Nam ... (1968) – ein dok. Stück.
Trilogie Die Ästhetik des Wiederstands I – III. (1975, 1978, 1981).