Deutsche Literatur 68
Alfred Andersch
(1914 – 1980)
war ein linker Mann (ľavičiar), er war sogar in der Kommunistischen Partei, dann hat er sie verlassen – Antikommunist.
Werke: Die Kirschen der Freiheit (1952) – kein Roman – autobiographische Berichte.
Thema: die Flucht von den Problemen und der Entscheidung. (es ist immer bei ihm das Thema – die Flucht). Er stellt da die gehärtete Jugend in Deutschland und seine Desertion in die freiheitliche Welt dar.
Roman: Sansibar oder der letzte Grund (1957) – Roman über das Leben in der Hitler- Zeit. Es ist die Geschichte der Rettung einer Jüdin und eines Kunstwerkes (Plastik von Barlach). Es gibt hier 5 Personen in einer Kleinstadt an der Ostsee und an ihren Verhalten wird exemplarisch das Verhalten der Menschen gezeigt. Die Personen wollen die Rettung vollziehen. Alle haben unterschiedliche Beweggründe für ihr Handeln (schwärmerische). Im Vordergrund ist das Thema der Flucht in die Freiheit und zugleich spiegelt sich Anderschs eigene Aussichtslosigkeit und Unentschlossenheit während des 3. Reiches im Werk ab.
Seit 1958 lebte er in der Schweiz bis zu seinem Tode. Seit 70-er Jahren war er schweizerischer Staatsbürger. Er schrieb auch Reiseberichte.
Sein Roman: Efraim (1967) – die Gestalt eines heimatlosen Juden deutscher Herkunft mit englischem Pass.
Kurz vor seinem Tode hat er eine Erzählung geschrieben: Der Vater eines Mörders (1980) – er geht zurück in seine Jugend und berichtet über die Geschichte an einer Griechischstunde. Durch die Schilderung der Unterrichtsstunde, wo mit einem autoritären Erziehungssystem die Stunde geführt wird- mit Angst und Unterdrückung, gibt es die Antwort auf die Frage, wie es zu den Ereignissen von 1933 hatte kommen können.
Heinrich Böll (1917 – 1985) – Mitglied der Gruppe 47. Er bekannte sich zur Trümmerliteratur, schrieb aus moralischen Gründen, realistisch über die Kriegs- und Nachkriegszeit, obwohl mit einer großen hintergründigen Bedeutung.
Er war ein Meister der Kurzgeschichte - er begann nach dem Weltkrieg. Vorbild: amerikanische Short Storrys – Hemingway. In einer Kurzgeschichte muss die Handlung kurz sein, im Mittelpunkt kann eine Episode, ein Mensch oder eine Atmosphäre stehen.
Kurzgeschichten:
Der Zug war pünktlich (1949)
Wanderer, kommst du nach Spa... (1950) – Sammlung, wo eine Kurzgeschichte mit diesem Titel ist – die Hauptperson ist ein Jungem, er ist schwer verwundet. Er wird ins Lazarett gefahren. Das Lazarett ist seine ehemalige Schule. Er hat die Schule nur vor 3 Monate verlassen, jetzt ist er da zurückgekehrt. An der Tafel steht: Wanderer, kommst du nach Spa... Diesen Satz musste er, „der Wanderer“ in der Schönschrift aufschreiben. Es ist ihm in leichtverstümmelten (zmrzačený) Form gelungen. Auf diesem Opertisch erkennt er, dass er selbst verstümmelt ist – es fehlt ihm ein Bein und beide Arme. Die Spritze des Arztes raubt ihm das Bewusstsein. (So endet es.)
Andere Werke:
Wo warst du Adam? (1951)
Und sagte kein einziges Wort (1953)
Haus ohne Hüter (1954)
Billard um halb zehn (1959)
Ansichten eines Clowns (1963)
Ende einer Dienstfahrt (1966)
Gruppenbild mit Dame (1971)
Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1974)
Frauen von Flusslandschaft (1958)
Er erhielt seinen Nobelpreis nach dem Erscheinen des Romans Gruppenbild mit der Dame – ein umfangreicher Roman. Die Handlung geht in die Zeitgeschichte zurück. Diese Ereignisse werden aus der Alltagsperspektive der Protagonistin geschildert und aus der Sicht zahlreicher Nebenfiguren. Es ist ein Kriegs- und Nachkriegsroman, kann aber auch als radikale Kritik deutscher Wirklichkeit verstanden werden.
Protagonistin – Leni – etwa 48 Jahre alt in der Erzählgegenwart. Sie ist eine vollkommene Außenseiterin, sie weigert sich konsequent den Anpassungszwängen der Gesellschaft. Der Roman ist eigentlich Lenis Lebensweg. Dieser fast lückenloser Lebenslauf wird auf pseudodokumentarische Weise (pseudodokumentarisch: es macht einen Eindruck, als ob es wirklich wäre) erzählt: er beinhaltet Berichte, Protokolle, Bespräche, Eindrücke und Gespräche der Personen, die zu Leni in Beziehung oder nicht stehen. Leni selbst lässt sich nicht befragen (, sie antwortet nicht). Die Geschichte erzählt Verf. (Abkürzung – Verfasser, der Autor) (wieder etwas pseudodokumentarisches) Er mischt sich nur ausnahmsweise in Geschehen ein (ein objektiver Verfasser). Leni – Dame, ist stolz, ehrlich, man kann ihr nicht nahe kommen, sie ist niemals taktisch kalkulierend, für ihre Umgebung ist sie oft unheimlich und unbequem, merkwürdig. Sie ist sinnlich erotisch und religiös, aber nicht im kirchlichen Sinne. Sie lebt anders, als von ihr die Gesellschaft erwartet (sogar verlangt). Sie heiratet, die Ehe dauert 3 Tage. Dann hat sie eine Beziehung mit einem russischen Kriegsgefangenen – Boris. Er stirbt kurz nach dem Kriegsende. Sie hat mit ihm einen Sohn, er will Müllkutscher werden und will Zustimmung von Leni. In der Erzählgegenwart (1970) erwartet Leni ein Kind von einem türkischen Arbeiter und wird vielleicht Mohammedanerin.
Der Roman ist episodenhaft und fragmentarisch erzählt. Es ist die Kritik der gesellschaftlichen Zustände, aber zugleich die Geschichte einer großen Liebe. Leni ist intuitiv, gefühlssicher, moralisch (moralische Gestalten spielen bei H.B. eine große Rolle), ausdrücklich mit der Mutter Jesu verglichen, sogar mit märchenhaften Zügen dargestellt und steht im Gegensatz zu der Gesellschaft, die durch Streben nach Profit und Egoismus bestimmt wird.