Deutsche Literatur 65

Frage Nr. 20. Das literarische Leben in Deutschland in den ersten Nachkriegsjahren (1945-1949).
( Exilanten, innere Emigration, neue Autoren; Gruppe 47; Kulturoffiziere, usw.;
Borchert, Eich, Böll, Schnure usw.)

Am 8. Mai 1945 wurde der 2. WK mit der bedingungslosen Kapitulation des deutschen Reiches beendet. Die ersten Jahre nach der Kapitulation sind politisch von der Entwicklung der ursprünglich 4 Besatzungszonen zu 2 getrennten Staaten gekennzeichnet. Am 28. 9. 1949 wurde die Bundesrepublik gegründet, Währungsreform wurde durchgeführt. Die Erfahrung materieller Not und geistiger Orientierungslosigkeit haben die Menschen am eigenen Leib erfahren. Man begannn mit der Wiederaufbau der Wirtschaft, wodurch sich die materielle Not bald verringerte. ( DDR entstand am 7.10.1949)

Die Nachkriegsliteratur
Im West und Ost siedelten sich jeweils verschiedene Autorengruppen an, die die Literatur bis Mitte der 50er Jahre bestimmten.
1.) Im Osten waren es v.a. aus dem Exil zurückgekehrte und der sozialistischen Idee und der kommunistischen Partei nahestehende Autoren, die sich einem moralischen Erziehungskonzept verpflichtet fühlten.
2.) Im Westen Deutschlands waren es v. a. Schriftsteller, die das Land nicht verlassen hatten;
die sog."innere Emigration". Es waren zwischen 1900-1915 geborenen Autoren, die den Zerfall der Weimarer Republik als Jugendliche erlebt hatten und waren vom Krisenbewustsein der späten 20er Jahre geprägt. ( Wolfgang Koeppen, Günter Eich, Erich Kästner...)

Exilautoren der Sowjetunion kamen nach Kriegsende nach Deutschland zurück und sie übernahmen sofort kulturpolitische Aufgaben. Johannes R. Becher wurde Präsident des "Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands". Ziel des Bundes war die antifaschistisch -demokratische Erneuerung und Vernichtung der Naziideologie auf allen Lebens- und Wissensgebieten.
Westemigranten ließen sich mit der Rückkehr nach Deutschland Zeit. Anna Seghers kam 1947 in das Land, sie wurde Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR. Bertolt Brecht kam 1949 aus der Schweiz nach Ostberlin, weil ihm dort ein Theater versprochen war.

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Der erste Schriftstellerkongress fand vom 4. bis 7. Oktober 1947 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin statt und blieb bis 1989 der letzte gesamtdeutsche. Das Ziel der Initiatoren war ein überparteiliches "Parlament des Geistes" zu bilden.
"Schriftsteller unter der Hitlerdiktatur und Schriftsteller in der Emigration" lauteten die beiden Hauptthemen des Kongresses. Einig waren sich die Anwesenden in der Ablehnung des Nazismus, uneinig darin, mit welchen literarischen Mitteln dies geschehen sollte. Die zentrale Rede hielt Becher, er appellierte v.a. an die Einheit Deutschlands.

Ende 1946 trat die Gruppe der neuen Autoren hervor. Diese hieß auch "die skeptische Generation". Es waren wirklich jungen Autoren, Anfang der 20er Geborenen.
Sie waren unter dem NS herangewachsen, für sie bedeutete 1945 den Zusammenbruch der einzigen Welt, die sie kannten.- Böll (Wanderer kommst du nach Spa.), Borchert (Draußen vor der Tür). Sie haben die Kriegswirklichkeit am eigenen Leib erfahren und bleiben ohne einer weiterreichenden Perspektive. Dies bezeugen auch die Worte Karl Jaspers in der Zeitschrift "Die Wandlung": "Wir haben fast alles verloren: Staat, Wirtschaft, die moralische Würde, das einigende Selbstbewusstsein als Volk."
Sie gehören der Trümmerliteratur an.
Besonders setzten sich die Autoren für eine "Reinigung der Sprache" von der Nazi-Ideologie ein. In den Westzonen sollte Literatur entstehen, die sich ganz unpolitisch mit dem "rein Menschlichen" beschäftigte. Die Trümmerliteratur beschrieb das unmittelbare Erleben des Krieges und Nachkrieges aus der Sicht der "kleinen Leute". Sie distanzierten sich von Ideologien und politischen Programmen, und orientierten sich am eigenen Erlebnis am eigenen "jetzt". Die Knappheit der Form ist charakteristisch für TrL.