Deutsche Literatur 5

Handlung des ersten Teils

Vor dem Beginn sind die lyrische Zuneigung und zwei Vorspiele. In der Zuneigung zeigt der Dichter sein Verhältnis zum Stoff und Schaffensprozess: Die „schwankenden Gestalten“ der Tragödie vermitteln Sehnsucht und Schmerz zugleich, zwei Grunderfahrungen, die den Gegenstand und die Bedingungen des Schreibens gleichermaßen bestimmen.
Das Vorspiel auf dem Theater bringt ein Gespräch zwischen Schauspieldirektor, Dichter und Lustiger Person, ohne direkten Bezug auf das Stück.
Der Prolog im Himmel mit dem Wechselgesang der Erzengel und dem Dialog zwischen Gott und Mephisto greift einerseits zwar auf die – für das frühe 19. Jhd.- religiöse Bilderwelt des 16. Jhd.-s zurück. Exposition: Mephisto wettet mit Gott, dass es ihm gelingen werde, Faust auf seine Wege herabzuziehen.
Die Ausgangsituation ist die gleiche wie im Puppenspiel: Der berühmte Anfangsmonolog zeigt Faust im nächtlichen Studierzimmer, unbefriedigt vom Studium der Wissenschaften, deren trockener Rationalismus seinem Erkenntnisanspruch nicht genügen kann. Er wendet sich der Magie zu. Doch hier schon entfernt sich die Tragödie entscheidend von dem vorgegangenen Stoff: Faust ruft den Erdgeist, die wirkende Kraft der Natur, um durch ihn zu einer ganzheitlichen, grenzüberschreitenden Wahrheitserfahrung zu gelangen. Der verzweifelte Faust sieht den letzten Ausweg in dem Freitod. Aber der Klang der Osterglocken und Auferstehungschöre, der in seine Studierstube dringt, hält ihn mit dem Zauber der Kindheitserinnerung zurück. Sein Osterspaziergang mit Wagner führt ihn unter feiernde Bürger und Bauern. Er ist mit der Beschränktheit der Existenz unzufrieden. Bei dieser Gespaltenheit des Fausts tritt Mephisto auf. Faust tritt in den Pakt mit Mephisto. Faust will aus eigener Kraft zur Welterkenntnis gelangen.
Als Faust verkleideter Mephisto führt ein Dialog mit einem ratsuchenden Studenten auf der Art der Satire. Er spricht von Wissen und Liebeslust. Dann kommt Faust mit dem Zaubermantel von Mephisto in den Keller in Leipzig, wo Studentenparty ist. Die folgende Szene zeigt Fausts Verjüngung in der Hexenküche, die zur Liebestragödie führt. Faust erblickt in einem Zauberspiegel das Bild einer Frau, das ihn zu glühendem Begehren entzündet. In Gretchen wird diese Vision Wirklichkeit. Faust bedrängt Mephisto, ihn mit Gretchen zusammenzuführen. Das unschuldige Mädchen macht alles, was Faust fordert. Das Schlafmittel, was ihrer Mutter gegeben wurde, endet in einer Katastrophe: tödlich. Valentin, Gretchens Bruder, der die Entehrung der Schwester rächen will, fällt durch Mephistos Eingreifen im Kampf mit Faust; Gretchen tötet in Verzweiflung das Kind, das sie geboren hat und endet im Kerker. Gretchen, von Faust verführt, Mörderin der Mutter und ihres Kindes, mitschuldig am Tode ihres Bruders, ist zu Mephistos Gegenspielerin geworden. Sie übergibt sich in Gottes Hände.
In die Liebestragödie ist – Bild der Dämonie des Geschlechtlichen – die „romantische“ Walpurgisnacht (slovensky - noc valkyr) auf dem Blocksberg eingeführt. Hier wird Gegensatz von Liebe und Lust – Unvereinbarkeit von Erotik und Ehe dargestellt.