Deutsche Literatur 41
Sie ist die Chronik und Bilanz einer Epoche mit der der Autor kritisch-skeptisch den Aufstieg und Fall einer patrizischen Familie über 4 Generationen hinweg darstellt. Die Entwicklung der Familie Buddenbrook/Mann ist nicht repräsentativ für die des deutschen Bürgertums im 19. Jahrhundert. Dennoch vermittelt die mit analytischem Scharfsinn nachgezeichnete Wirklichkeit der hansischen Kaufmannschaft eine Menge allgemein gültiger Züge – bürgerliches Klassenbewusstsein, politischer Konservativismus und die Tugenden der Ehrbarkeit und Aufrichtigkeit die das Bürgertum großgemacht haben.
Obwohl der Autor durch seine Darstellungsweise zu erkennen gibt, dass er stolz auf seine bürgerlich- patrizische Herkunft und ihre Normen ist, gehört seine auf sich selbst bezogene Liebe dennoch jenem morbiden Spätprodukt, dass für die bürgerlichen Geschäfte nicht Anspruch an die rechte Fähigkeit und Neigung aufzubringen vermag und sich dilettierend(im wissenschaftlichen oder künstlerischen Bereich als Dilettant tätig sein) der Kunst verschreibt.
Hanno Buddenbrook – ist als einzige Gestalt des Romans aus der ironisierenden Darstellung herausgegangen und geniest die volle Sympathie des Autors. Die Buddenbrooks stehen in der Tradition der europäischen und deutschen realistisch-kritischen Erzählkunst des 19. Jh.
Oft genug hat der Autor darauf hingewiesen, auf wessen Schultern er da steht. Das sind Storm und Fontane, auf der anderen Seite Tolstoj, Dostojevkij und Turgenev. Thomas Mann gehörte seit dem Erscheinen der Buddenbrooks bis zum Tod zu den auch international erfolgreichsten Schriftstellern des Jahrhunderts. ( Nobelpreis – 1929).
Seine ironisch-brillante und noansenreiche Schreibweise stellt hinsichtlich der Ausnutzung der Möglichkeiten, die die deutsche Sprache bietet, wohl einen der höchsten Grade der epochalen Kunst dar.
In der Novellensammlung “Tristan“ (1903) nehmen vor allem 2 Erzählungen dieses Grundmotiv wieder auf. Die glänzend gebaute Titelnovelle ist ein Vorklang zu seinem weiteren Werk „der Zauberberg“.
1905 heiratete T. M. in München Katja Prinkheim. Sie gehörte zum hohen Geistes- und Geldadel. Die treue und kluge Frau wurde zu seiner Seelengefährtin. Dies war für Thomas Mann zugleich ein Schritt, der ihm (finanzielle) Sicherung seiner Existenz gewährleistete. So führte er zurückgezogen und distanziert ein geordnetes Leben großbürgerlichen Stils, bestimmt durch Fleiß und eine strikte Regelung der Arbeitszeit und Disziplin. Dadurch wurde ihm möglich sich umfassende Kenntnisse über die Weltliteratur anzueignen und diese Bildung in seine schriftstellerische Produktion zu integrieren und das imponierende literarische und breite essayistische Werk seines Lebens zu erreichen.
Nach T. Kröger folgte ein liebenswürdiges, aber auch utopisch- ironisches, (und zugleich) vernünftiges Märchen, wie der Autor es nannte-der kleine Roman, “Königliche Hoheit“ ( 1909 )
Unerbittlich enthüllt die sprachlich und gestalterisch vollkommene Novelle “Der Tod in Venedig“ ( 1913 ) aufs neue die tödliche Gefährdung der Künstlerischen Existenz durch Natur und Wirklichkeit.
Eschenbach, Schriftsteller hohen Ranges wird als Künstler und als Mensch in einem morbiden Klima der verzaubernden Lagerumstände von der Disziplin künstlerischen Schaffens ständig Schritt für Schritt in das tödliche Abenteuer und in die Verfallenheit an die Gestallt eines vollkommen schönen Knaben gezogen. Er fällt der vereinzelnd auftretenden Cholera zum Opfer.
In den Jahren vor dem 1. WK plante T.M. einen Roman um Friedrich dem Grossen. Der Ausbruch des WKs veranlasste den Autor zum ausführlichen Essay “Friedrich und die Grosse Koalition 4. Ein Abriss für den Tag und für die Stunde“ (1915) zu veröffentlichen. Dieser Essay folgte gegen Ende des Weltkrieges ein bekenntnishaftes Werk “ die Betrachtungen eines Unpolitischen“ ( 1918 – später überarbeitet). In der Tat bleiben eigentlich politische Fragen ganz außer Betracht wie im seinen erzählerischen Werk gesellschaftspolitische Probleme uns im Bereich der Arbeitsklasse kaum in Erscheinung treten.
Thomas Mann schafft in den Betrachtungen die Grundlage für das geschichtliche und prinzipielle Gegenüberstehen der deutschen Kultur und der westlichen Zivilisation, von der (westlichen Zivilisation) er nicht so sehr politische Machtsansprüche als einen deutschen Kulturauftrag ableitet (erwartet).
Er nahm einen schon 1913 gefassten Plan wieder auf, in dem er die inneren Voraussetzungen den Betrachtungen korrigierend von dem neu gewonnenen Standpunkt auf eine Analyse der deutsch- europäischen Vorkriegsgeistigkeit und der Endphase in die sie gelangt war, vornahm.