Deutsche Literatur 40
Frage Nr.15 THOMAS MANN * 1878 + 1955
Nach (bearbeiteten und erweiterten) Vorlesung der Dozentin Diana Petrusová
Der Analytiker, Chronist spätbürgerlichen Verfallskultur in Deutschland wurde Thomas Mann bald nach dem Tod des Vaters mit dem die Jahrhundertalte patrizische angesehene Kaufmannstradition der Familie erlosch, folgte er, die verhasste Schule verlassend, der Mutter vom Lübeck nach München. Versuche in Ausbildung in praktischen Berufen gab er auf und ging 1896 mit seinem Bruder Heinrich für mehrere Jahre nach Rom. Vorangegangenen kleinen Arbeiten folgten hier die ersten Teile des mit kaum 25 Jahren beendeten weitläufigen Romans – “Buddenbrooks. Verfall einer Familie“ ( 1901 ), der als erster der bedeutender nachfolgenden Erzzählungen Weltruhm gewann und auf den sich einviertel Jahrhundert später die Verleihung des Nobelpreises (für Thomas Mann) gründete (1929), eröffnete den deutschen Roman den Weg in die europäische- und Weltliteratur.
Überblickt man Thomas Manns Werk von dem 1. WK so zeigt sich, dass 4 Hauptfiguren seines literarischen Schaffens – Hanno – Buddenbrooks, Spinell – Tristan, Tonio Kröger – Tristan, Gustav Aschenbach – der Tod in Venedig – Künstler sind, die unter ihren angespannten Verhältnis zur Gesellschaft dieser Zeit ( der Differenz zu Kunst und realen Leben ) leiden, / an ihr zu Grunde gehen.
Deren Konflikte und Probleme hat man aus der Perspektive des leidenden Individuums dargestellt. Der soziale Ursachenkomplex bleibt im Hintergrund, die scheinbare Trennung des Individuums und der Gesellschaft gilt als unüberwindbar.
Ironie als stilistisches Prinzip setzt ein gebrochenes distanziertes Verhältnis zum Gegenstand der Darstellung voraus. Die Wirklichkeit ist noch darstellenswert aber sie wird nicht mehr ganz ernst genommen.
Ein Leitthema des mannschen Werks das spannungsreiche Verhältnis vom bürgerlichen Leben und Kunst ist an deutlichsten in der Novelle “Tonio Kröger“ (1903) angeschlagen.
Ausführliche Erörterungen über diese Problematik in dem 2. Teil der Erzählung zu der Titelfigur und Freundin Lisawetta lassen das Werk, dass der Autor rückblickend Einvierteljahr später zu seinem liebsten Werk erklärt, fast zu einer essayistischen Abhandlung werden. Tonio Kröger ist mit Autobiographischen Zügen ausgestattet, wie viele der mannschen Figuren.
Inhalt von Tonio Krüger:
Tonio Kröger, der Sohn eines Lübecker Großkaufmanns und dessen aus Südeuropa stammender Frau, hat es im Leben nicht leicht. Als Kind schon fällt er auf, nicht nur aufgrund seines Namens und seines Aussehens. Er hat andere Interessen als die anderen Kinder. Seine Leidenschaft gilt der Literatur und der Poesie, was ihn zum Außenseiter macht und isoliert.
Bereits im Laufe seiner Jugend fühlt er sich zu verschieden Personen und deren Körper- und Charaktereigenschaften, die sich von den seinen auffällig unterscheiden, stark hingezogen. Er liebt Hans Hansen und Ingeborg Holm, doch seine Liebe wird nicht erwidert. Nach dem Tod seines Vaters und der Wiederverheiratung seiner Mutter verlässt Tonio seine Heimatstadt. Im Münchner Künstlermilieu fristet er ein unbefriedigendes Dasein, obwohl ihm auch Erfolg beschieden ist. Nach 13 Jahren der Abwesenheit bricht er zu einer Reise zurück in die Heimat und zu einem längeren Aufenthalt in Dänemark auf. Im Verlauf dieser Reise findet er allmählich den Weg, der ihn zu sich selber führen wird.
Er schwankt zwischen Verachtung der bürgerlichen Welt und der Sehnsucht nach deren Normalität.
Buddenbrooks erzählen über den Verfall einer großbürgerlichen Familie des 19. Jahrhundert in Lübeck, basierend auf dem autobiographischen Material der Familie Mann, das der Autor bis in die Details der epochalen Gestaltung übernommen hat.