Deutsche Literatur 34

Theodor Fontane begann sehr spät mit seinen literarischen Werken, zu denen v.a. die Gesellschaftsromane gehören.
Er wurde von den französischen (Flaubert: Madam Boware) und russischen (Tolstoj: Anna Karenina) Realisten beeinflusst.
In seinen Romanen, meist historische Thematik, setzte sich besonders mit dem preußischen Adel auseinander.

Häufig porträtierte Fontane Frauengestalten, die als Opfer der gesellschaftlichen und sozialen Konventionen betrachtet werden und oftmals tragisch scheitern, so wie in seinem Roman
Effi Briest (1895).
Der Konflikt der konventioneller Ehe und der unerfüllten Liebe wird hier der Hintergrund für eine genaue und tiefe Gesellschaftskritikdarstellung.

Effi Briest ist ein 17-jähriges, adliges Mädchen, das den alten Baron von Innstetten auf das Betreiben ihrer Eltern heiratet. Heirat ist hier ein Mittel, eine bessere gesellschaftliche Position zu bekommen. Liebe ist im Hintergrund.
Effi sollte den Baron von Imstetten repräsentieren; für ihn ist die Kariere, guter Ruf wichtig. In dieser Gesellschaft waren die Ehefrauen von ihrem Ehemann völlig abhängig. Effi passt in dieser Gesellschaft nicht; sie ist jung, offen.
Das gesellschaftliche Leben in Kessin ist ihr langweilig. Sie geht eine Liebesbeziehung zu dem verheirateten Major Crampas ein. Sie findet bei ihm das, was sie bei ihrem Mann nicht gefunden hat, die Liebe. Baron von Imstetten findet durch Zufall Crampas alte Briefe an Effi.
Für ihn ist das Lebensglück zerstört. Er fordert Duell mit Crampas.
Inzwischen ist Effi krank geworden. Sie darf ihre Tochter Annie nicht sehen. Die Mutter kommt Effi besuchen, aber es ist ein „kaltes Besuch“, Gespräch von zwei fremden Menschen. Die Mutter hat das Kind verloren; die Mutter ändert am Ende die Stellung zu Imstetten.
Am Ende hat sich Effi geändert; sie ist ruhiger, reifer geworden. Sie ist kein naives Mädchen mehr; sie weißt, dass sie bald stirbt.

Wer trägt die Schuld auf diesem Tod? Die Gesellschaft.
Für Imstetten war Effi nur eine Episode. Er bleibt aber auch nicht glücklich.
Effi, Imstetten, die Eltern handeln nicht freiwillig, sie haben nach der Gesellschaft gehandelt.
Fontane schildert die Handlung wie sie kam. Er ist hier ein Kritiker. Er kritisiert das preußische System, wo alle nach den gesellschaftlichen Konventionen machen und wo niemand den Mut hat sich gegen die Gesellschaft zu stellen.

Überhaupt taucht das Motiv des Ehebruches, der nicht selten im Selbstmord endet, immer wieder in Fontanes Werken auf, so in L’Adultera (1882), hier mit noch tröstlichem Ende, Cécile (1887) oder Unwiederbringlich (1892).