Deutsche Literatur 31

Heine, Heinrich (1797-1856),
Schriftsteller. Er war einer der größten Dichter der deutschen Literatur.
Heine wurde am 13. Dezember 1797 als Sohn eines jüdischen Tuchhändlers in Düsseldorf geboren. 1819 bis 1825 studierte Heine in Bonn, Göttingen und Berlin Jura und promovierte zum Dr. jur. Da es Juden damals in Deutschland verboten war, einen juristischen Beruf auszuüben, ließ er sich 1825 protestantisch taufen, ohne jemals später als Jurist tätig zu werden. In Berlin, dem neben Weimar wichtigsten Zentrum des zeitgenössischen kulturellen Lebens in Deutschland, verkehrte Heine in literarisch-künstlerischen Kreisen, knüpfte dort Verbindungen zur geistigen und gesellschaftlichen Elite der Stadt und empfing hier entscheidende Anregungen für den Beginn seiner dichterischen und publizistischen Laufbahn. 1826 reiste er nach England, 1828 nach Italien. 1827/28 war er Mitarbeiter von J.F. Cottas »Neuen allgemeinen politischen Annalen«. Im April 1831 ging Heine als Korrespondent der »Allgemeinen Zeitung« (Augsburg) nach Paris, wo er, abgesehen von zwei Reisen nach Deutschland (1843 und 1844), bis zu seinem Tod lebte. In Paris schloss er sich den Saint-Simonisten an. 1835 wurden seine Schriften in Deutschland verboten (Beschluss des Bundestags des Deutschen Bundes gegen das Junge Deutschland). Seit 1841 war Heine mit Crescence Eugénie Mirat, genannt Mathilde (*1815,1883); seine letzte Liebe galt Elise Krinitz, genannt Mouche (*1830,1897). Ab 1848 lag Heine in seiner »Matratzengruft«, langsam an einem Rückenmarkleiden dahinsiechend.

Autor und sein Werk
Aus der Studentenzeit stammen »Gedichte« (1822) und zwei tragisch-dramatische Versuche (»Tragödien, nebst einem lyrischen Intermezzo«, 1823), aber erst die »Reisebilder« (2 Bände, 1826/27 mit »Harzreise« und »Nordsee«; zwei weitere Bände 1830/31 mit »Reise von München nach Genua« und »Die Bäder von Lucca«) hatten mit ihrem neuartigen Wechsel von witzig-beschreibender Prosa und lyrischen Einlagen, ihrem leichtfüßigen und elegant plaudernden Stil so starken Erfolg, dass er fortan als freier Schriftsteller leben konnte. Die in den »Reisebildern« verstreuten Verse sammelte er, um viele neue vermehrt, im »Buch der Lieder« (1827), der erfolgreichsten deutschen Gedichtsammlung (auch im Ausland). Viele der scheinbar improvisierend leichten Lieder und Balladen Heines sind zumal in der Vertonung durch F. Schubert, F. Mendelssohn Bartholdy und R. Schumann überaus populär geworden. Die Lyrik Heines erreicht ihre Einzigartigkeit durch die ironische Brechung der Gefühle und Erlebnisse, die poetische Illusion wird durch die verschiedenen Spielarten geistreicher Pointen im Zusammenspiel mit Reflexion des Dichters zerstört. In ihrer Variierung der Distanzmöglichkeiten, im Reiz der Dissonanz, der überraschenden Zusammenschau disparater Elemente beeinflusste sie entscheidend das moderne Gedicht.

Parallel zum lyrischen Werk entwickelte Heine eine moderne, feuilletonistische Prosa, die durch pointierten, unterhaltsamen, zugleich polemischen Stil gekennzeichnet ist. Die in »Der Salon« erschienenen Erzählungen »Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski« (1834), »Florentinische Nächte« (1837, 1. Fassung 1836, in: »Morgenblatt für gebildete Stände«) und »Elementargeister« (1837) spielen effektvoll mit den Möglichkeiten komödiantischen Erzählens. »Der Rabbi von Bacharach«, ein Sittengemälde über die mittelalterliche Judenverfolgung, vereint Sage, Geschichtsschreibung und fiktive Biografie.

Heine strebte danach, zwischen Deutschland und Frankreich zu vermitteln, indem er französische Kultur und Liberalität in Deutschland, deutsche Literatur und Philosophie in Frankreich bekannt machte: »Zur Geschichte der neueren schönen Litteratur in Deutschland« (1833, 2Bände; erweitert 1836 als »Die Romantische Schule«), »Französische Zustände« (1833), »Der Salon« (1834-49, 4 Bände, Sammlung).