Deutsche Literatur 29

10. Heines Werk „Deutschland – Ein Wintermärchen“ als Ausgangspunkt für die Charakteristik seines literarischen Schaffens und für die Charakteristik des Jungen Deutschland.

a) Heine und seine Stellung in der Epoche des Jungen Deutschlands
Heinrich Heine gehört zu den Repräsentanten der Epoche, die in der deutschen Literatur als Junges Deutschland bezeichnet wurde. Diese literarische Bewegung kann man zwischen 1830 und 1840 zeitlich begrenzen.
Diese Zeit hat noch größere Bedeutung als man in der literatur-geschichtlichen Betrachtung annimmt. Deutschland – Ein Wintermärchen ist das zentrale Werk dieser Epoche, die man auch als Junges Deutschland und Vormärz oder auch mit dem Begriff Biedermeier bezeichnet. Wenn man von diesem Werk die Epoche erschließen will, dann nimmt sie progressive Züge. Heine spricht vom Ende der Kunstperiode, womit er Klassik und Romantik meint. In der Kunstperiode ging es um eine ästhetische Deutung von Kultur und Leben. Die Kunst war Selbstzweck. In Konkurrenz zur ästhetischen Lebeseinstellung tritt die Problematik von Politik und Öffentlichkeit. In diesen Zeiten spielen sich wichtige Veränderungen ab (Beginn der Industrialisierung, soziale Bewegungen, Kapitalismus, Kommunismus, Entstehung der Parteien, Pressefreiheit, Zensur, Journalismus) die am Anfang sind, aber desto größeren Einfluss auf die Literatur haben.
Die Autoren dieser Epoche verbanden gemeinsame Züge ihrer Schriften. Sie standen im Dienste des Vaterlandes. Statt Romantik tritt die realistische Darstellung der Gegenwart hervor. Die Lyrik wurde in dieser Zeit abgelehnt. Die Autoren bevorzugten eher journalistische Formen wie Feuilleton, Reisebild, Brief, Skizze, Novelle.
Im Jahre 1835 wurden die Werke des Jungen Deutschlands verboten und infolgedessen löste sich diese Bewegung aus.

b) D-WM als Abbild Deutschlands, Entstehung dieser epischen Verseerzählung
Im D-WM wird der entstehende deutsche Nationalismus das Grundthema. Es ist ein Deutschlandsbuch, wie man es mit diesem Anspruch und literarischer Intensität im 19-ten Jh. nicht wieder findet.
Die Literatur des 19-ten Jhs. versteht sich als Nationalliteratur. Durch die Politisierung der deutschen Öffentlichkeit wurde das Interesse an der eigenen Vergangenheit literarisch wachgerufen und auf die Gegenwart profitiert. Im D-WM finden wir Anspielungen auf antike Stoffe, auf die Geschichte bis zurück zu ihren Anfängen und auf die zeitgenössischen Zustände und Vorkommnisse.

Das Poem D-WM entstand unter dem Einfluss Heines Reise im Oktober 1843 nach 13 Jahren von Paris nach Hamburg. Das Datum und die Strecke bleiben aber wegen der Angst geheim. Heines Übersiedlung nach Paris hatte eine große Bedeutung für ihn. Es war für ihn freiwilliger Entschluss für einige Zeit im Zentrum der europäischen Kultur zu leben und nach dem Bundestagbeschluss vom 10. Dezember 1835 wurde dieser Ort zum ausdauerten Exil. Heine blieb aber deutscher Dichter und Deutschland war das Hauptthema seines literarischen Schaffens.
Die Reise ist nur ein Vorwand. Die einzelnen Stationen und Personen bilden nur die Anlässe zu einer Auseinandersetzung mit dem Bild Deutschlands, wobei sich der Autor nicht nur auf die Missstände dieser Zeit konzentrierte, sondern er zeigte hier auch den Weg zu ihrer Überwindung. Das D-WM hat dazu beigetragen, dass die nationale Frage für Deutschland im 19 Jh. radikal gestellt wurde und dient auch noch heute dazu die gebliebenen und die neu aufkommenden Probleme ins Bewusstsein zu bringen.