Deutsche Literatur 10

Autorinformation:
Adelbert von Chamisso, eigentlich Charles Adélaïde de Chamisso de Boncourt, wurde am 30.1.1781 auf Schloss Boncourt in der Champagne geboren und floh während der Französischen Revolution mit seinen Eltern nach Deutschland. 1796 wurde er Page am preußischen Königshof in Berlin und schlug zwischen 1798 und 1807 eine Offizierskarriere im preußischen Heer ein. Von 1804 bis 1806 fungierte er neben Karl August Varnhagen von Ense als Herausgeber des Grünen Almanachs. In den Jahren 1811 und 1812 war Chamisso Gast im Hause der französischen Schriftstellerin Germaine de Staël am Genfer See und nahm 1815 bis 1818 als Naturforscher an einer Weltumsegelung teil. Nach seiner Rückkunft arbeitete er zunächst als Gehilfe, später als Vorsteher des Herbariums am Botanischen Garten in Berlin (Übersicht der nutzbarsten und schädlichsten Gewächse, 1827; in der Neubearbeitung von R. Schneeball-Graf 1987 neuerlich herausgegeben). Im Übrigen war Chamisso in den Künstlerzirkeln Berlins ein gern gesehener Gast, vor allem im Kreis der Serapionsbrüder um E.T.A. Hoffmann, der mit seiner Erzählung Die Abenteuer der Silvesternacht (1814) bzw. der Binnengeschichte (Die Geschichte vom verlorenen Spiegelbilde) eine Replik auf den Schlemihl schuf. Zwischen 1833 und 1838 gab Chamisso gemeinsam mit Gustav Schwab den Deutschen Musenalmanach heraus. Er starb am 21.8.1838 in Berlin. Naturwissenschaftlern ist er vor allem im Zusammenhang mit Forschungen zur Fortpflanzung von Manteltieren, namentlich der Salpen, bekannt. Darüber hinaus verfasste er eine Abhandlung Über die Hawaiische Sprache (1837). Ludwig Thoma entlieh sich den Namen Chamissos als Pseudonym für seine satirischen Beiträge im Simplicissimus. Der Adelbert-von-Chamissopreis ist nach dem Autor benannt.
Chamissos bekanntestes literarisches Werk ist zweifellos die 1814 entstandene Novelle Peter Schlemihls wundersame Geschichte, in dem er das zu seiner Zeit - u.a. durch Johann Wolfgang von Goethes Bearbeitungen des Faust-Stoffs - sehr populäre Motiv des Teufelspaktes aufgriff und variierte.
In seiner Lyrik stand Chamisso unter dem Einfluss Goethes und Ludwig Uhlands. Neben Balladen mit sozialer Thematik (Die alte Waschfrau) wurde insbesondere sein Zyklus Frauen-Liebe und Leben (1830) bekannt, den Robert Schumann vertonte. Seine Eindrücke der Weltumsegelung hielt Chamisso sehr lebendig in seiner von Johann Georg Adam Forster inspirierten Schrift Reise um die Welt mit der Romanzoffischen Entdeckungs-Expedition (1836) fest, einem Meisterwerk der Reiseliteratur.
A. von Ch. litt sehr, fühlte sich im Leben sehr einsam – als Franzose unter den Deutschen (er war ein fr. Emigrant in Berlin, hatte Schwierigkeiten sich zurechzufinden), als Katholiker unter Protestanten… Das brachte er zum Ausdruck in seinem Schaffen (die Erfahrung von Entfremdung, ). An 1. Stelle in seinem lyrischen Schaffen ist das Thema Liebe. Er behandelte auch den Naturwissenschaft. Sein Schaffen spiegelt aber vor allem die Leiden des Volkes, des einfachen Menschen.

Auch dieses Werk spiegelt autobiographische Züge, seine eigene Erfahrungen wider. Genauso auch das bürgerliche Millieu, im Mittelpunkt steht das Geld. Das Geld spielt in der kapital. Gesellschaft eine große Rolle, trotzdem ist Schlemihl unglücklich. Durch den Verlust des Schattens wird er zu einem Außenseiter, die Schattenlosigkeit bedeutet den Verlust der Identität. Ähnlich, wie im Faust kommt es zu einem Packt mit Teufel. Ein Unterschied ist, dass Peter sich wegen diesem Vertrag schämt.

Chamisso sieht sein Werk als eine Art Märchen an. Thomas Mann verwendet dafür den Begriff ,,phantastische Novelle". Die germanistische Forschung spricht von einer Märchennovelle. Es gibt zwei gegensätzliche Wesensmerkmale des Werkes an. Einerseits wird auf die literarische Gattung ,,Märchen" verwiesen, andererseits auf die Novelle. Während das Märchen eine homogen wundersame Welt darstellt, charakterisiert die Wiedergabe einer realen Welt die Novelle. In Chamissos ,,Peter Schlemihl" findet eine Vermischung beider Formen statt, reales Geschehen ist gelegentlich von irrealen Momenten durchsetzt.

Der Autor bietet die Möglichkeit, neue Perspektiven historischer Bedingungen zu erkennen.
Das literarische Vorstellen einer erfundenen realen Welt, die häufig mit nachprüfbaren geographischen und historischen Angaben durchsetzt ist, in die unvermittelt das Irreale einbricht, ist kennzeichnend für diese Novelle. Eine Übertragung der gedanklichen Zusammenhänge um die phantastische Stilform führt zu dem geschichtlichen Hintergrund der Romantik, zu dem einschneidenden Ereignis für Europa, der französischen Revolution. Durch sie werden gesellschaftspolitische und religiöse Ordnungen in Frage gestellt. Kirche und Fürsten fühlen sich um ihren Einfluss bedroht, die Bürger sehnen sich nach mehr Unabhängigkeit. In der bestehenden Ordnung fühlt man sich dennoch relativ sicher, obwohl man nicht mit allem einverstanden ist. Die zunehmende Freiheit wird aber auch teilweise als Mangel empfunden. Vor diesem Hintergrund bildet in der Romantik die Novelle neben der Ballade die bevorzugte literarische Gattung.