Der Lebenslauf der Brüder Grimm
Der Lebenslauf der Brüder Grimm
Jacob Ludwig Karl Grimm wurde am 4. 1. 1785 in Hanau geboren. Ein Jahr später am 24. 1. 1786 folgte Wilhelm Carl. Als die „Brüder Grimm“ bezeichnet man heute diese beiden Ältesten, der überlebenden sechs Kinder. Drei ihrer Geschwister starben schon im frühen Kindesalter. Diese „Brüder Grimm“ verbanden sich ihr ganzes Leben lang zu einer einmaligen, über sieben Jahrzehnte andauernde Lebens- und Arbeitsgemeinschaft.
Die unbeschwerte Kindheit und das gute Ansehen endeten, als der Vater am 10. 1. 1796 starb. Sie mussten das Haus verlassen und zogen mehrmals um. Für ihre Söhne sah ihre Mutter das Jurastudium vor. Die Voraussetzung hierfür war eine höhere Schulausbildung, die sie in Steinau nicht erhalten konnten. Nur durch Unterstützung einer am Kasseler Hof lebenden Schwester der Mutter, Henriette Zimmer, konnte dieses Studium ermöglicht werden. Sie nahm Jacob und Wilhelm bei sich auf, damit die beiden in Kassel auf die Schule gehen konnten. Beim Eignungstest schnitten beide nicht besonders gut ab. Jacob kam in die unterste Klasse und Wilhelm musste ein Jahr lang Nachhilfestunden nehmen.
Durch Fleiß wurden beide aber bald zu den Besten ihrer Klassen. Obwohl sie ihr ganzes Leben miteinander verbunden waren, waren sie doch unterschiedliche Erscheinungen. Beide schrieben regelmäßig Briefe an ihre Familie, mit der sie tief verbunden waren.
1802 kam Jacob auf die Universität in Marburg. Doch er fühle sich sehr einsam ohne seinen Bruder Wilhelm, zog sich darum zurück.
Ein Jahr später folgte Wilhelm, und beide waren froh wieder vereint zu sein. Der Rechtshistoriker Prof. Friedrich Carl von Savigny führte die Brüder im Kreis der Romantiker ein, vor allem aber durften sie die Bibliotheken benutzen. Dort fand Jacob auch den „Einstieg“ in das Mittelalter. Hier in Marburg lernten sie auch Clemens Brentano und Achim von Arnim kennen.
Savigny forderte Jacob im Januar 1805 auf, ihm nach Paris zu folgen, um ihn zu unterstützen. Die Mutter zog mit den „Kleinen“ nach Kassel zur Schwester. Das durch Savigny geschulte historische Denken stellten die Brüder Grimm fortan gleichsam in den Dienst der Dokumentation und Erforschung der mittelalterlichen deutschen Literatur, wie eine Anonyme und zum Teil noch mündlich überlieferte Volkspoesie. Durch Armin/Brentanos Liedersammlung gewannen die beiden Einblick in die Praxis des Sammelns und Publizierens alter literarischer und volksläufiger Texte. Ihren dabei schnell wachsenden Kenntnissen auf diesem Gebiet kam auch ihrer beruflichen Tätigkeit als Kasseler Bibliothekare zugute.
Die politische Situation verschlechterte sich und die Brüder bekamen keine Anstellung und waren somit ohne Einkommen. Ein herber Schlag traf sie, als ihre Mutter am 27. 5. 1807 starb. Mit 23 Jahren wurde Jacob das Familienoberhaupt. Diese Stellung behielt er sein Leben lang. Wilhelm reiste zur Tante nach Gotha.
Am 20.Dezember 1812 erschien „Kinder- und Hausmärchen“, das für Erwachsene gedacht war, zum ersten Mal. Die Zeichnungen machte ihr Bruder Ludwig. Erst als die Kinder in Koblenz und die von Savigny so begeistert waren, entschlossen sie sich an die Planung des zweiten Bandes heranzuwagen, der 1814 herauskam.
Der zweite Band der Grimms „Deutsche Sagen“ mit den „Geschichtlichen Sagen“ erschien 1818, der ausschließlich auf eigene Quellenstudien beruhte und sich zu den 1816 veröffentlichten „Ortssagen“ unterschied.
Jacobs wissenschaftliche Arbeit galt vornehmlich seinen sprachgeschichtlichen Untersuchungen, während Wilhelm sich der erweiterten und überarbeiteten Neuauflage der „Kinder- und Hausmärchen“ widmete, verbunden mit einer wissenschaftlichen Kommentierung.
In der Dieterichschen Buchhandlung in Göttingen erschien 1819 der Erste Teil der „Deutschen Grammatik“ von Jacob Grimm. Im selben Jahr erschien auch die dreibändige Neuauflage der „Kinder- und Hausmärchen“. Die beiden ersten Bände schmückten Radierungen ihres Bruders Ludwig: eine Illustration zu „Brüderchen und SchwesterchenI“.
1822 wurden ihre Märchen ins Englische übersetzt.
Am 15. 5. 1825 heiratete Wilhelm und noch im selben Jahr wurde Jacob, sein erster Sohn geboren. Sein zweiter Sohn, Herman, kam 1828 auf die Welt. In dieser Zeit schrieb Jacob eine Quellensammlung „Deutsche Rechtsaltertümer“. 1826 erschien der zweite Band der „Deutsche Grammatik“. Von der Berliner Uni erhält Jacob den Titel Ehrendoktor.
Wilhelms wissenschaftliches Hauptwerk „Die deutschen Heldensage“ erschien 1829 in Göttingen.
Im Oktober erhielten die Brüder das Angebot, in Göttingen in den Staatsdienst des Personalunion mit Großbritannien verbundenen Königreich Hannover zu treten: Jacob als ordentlicher Professor und, wie auch Wilhelm, als Bibliothekar. Die Missachtung, die sie durch ihren Landesherrn erfahren hatten, bestimmte sie, dem Ruf zu folgen.
1830 traten Jacob und Wilhelm ihren Bibliotheksdienst an. Von der akademischen Gesellschaft sahen sich die Grimms freundlich aufgenommen. Bei Dieterich erschien 1831 der dritte Teil Jacobs „Deutschen Grammatik“. Zur selben Zeit erhielt Wilhelm an der Göttinger Universität eine außerordentliche Professur.
Ein Jahr später schlug Karl Lachmann der Berliner Akademie der Wissenschaft die Mitgliedschaft der Brüder Grimm vor. Jacob wird auswärtiges, Wilhelm korrespondierendes Mitglied.
In Berlin erschien 1834 „Reinhart Fuchs“. Obwohl das Titelblatt nur Jacob Grimm als Herausgeber nennt, betrachten es die beiden als gemeinsames Werk. Es enthielt Quellen zur Überlieferung jener Tierfabeln, aus der Goethe den Stoff zu seinem 1794 veröffentlichten Versepos „Reinecke Fuchs“ gewonnen hatte.
Mit dem vierten Teil schließt Jacob Grimm 1736 seine „Deutsche Grammatik“ ab.
1837 feierte man 100 Jahre Göttinger Universität, und auch die Brüder feierten mit. 1840 erschien eine dritte Ausgabe der Märchen. Durch Bettina von Arnim bekamen beide eine Stellung in Berlin. Ende des Jahres erschien die vierte Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“, die sie Bettina von Arnim widmeten. 1841 zogen sie nach Berlin um, wo sie Vorlesungen gaben.
1841 erhielt Jacob den Orden der französischen Ehrenlegion, und 1842 überreichte man ihm den neu gestifteten Orden Pour le Mérite. Allerdings konnte sich Jacob über diese Ehrungen nur leicht freuen, da etwa zur gleichen Zeit sein Bruder Wilhelm schwer und lebensgefährlich erkrankte. Auch Jacob klagt 1843/44 über gesundheitliche Störungen.
Jetzt war auch schon die 5. Auflage ihrer „Kinder- und Hausmärchen“ erschienen und Jacob freute sich über den wachsenden Erfolg ihres gemeinsamen Märchenwerkes.
Beide reisten viel in der Welt herum, um Vorträge zu halten. Auf diesen reisen genossen sie die Schönheit und die Kunst der Länder. Die Brüder gehörten seit ihrer Jahre in Berlin wieder ganz alleine der wissenschaftlichen Arbeit.
1846 debattierte man auf Tagungen, bei politischen Begegnungen, auf fachlichen Kongressen und auf der ersten Germanistenversammlung den Wunsch nach einer deutschen Einigung.
Am 16. Dezember 1859 stirbt Wilhelm und am 20. September 1863 Jacob, wobei er sein „Wörterbuch“ unvollendet zurücklassen musste.