Der Kampf um die Einigung Deutschlands unter Preußen NJ
Der Kampf um die Einigung Deutschlands unter Preußen
1.) Die politische Reaktion nach der Revolution von 1848 – 48
a.) Die politische Ordnung in Preußen
In Preußen hatten die reaktionären Kräfte, König, Junkertum, Beamten, Bürokratie und Generalität (zbor generálov) in den ersten Monaten des J. 1849 ihre Macht so gefestigt, dass sie sich stark genug fühlten, die meisten Zugeständnisse zu widerrufen (odvolať, zrušiť, anulovať), die sie in der Revolutionszeit unterstem Druck der Massen hatten machen müssen. Vor allem sollte die Verfassung vom 5. 12. 1848 eingeschränkt werden. Die Regierung zwang dem Lande ein neues Wahlgesetz auf, das sog. Dreiklassenwahlrecht. Es half einer kleinen Zahl wohlhabender Gutsbesitzer (statkár) und Kapitalisten, ihre politischen Interessen gegenüber der großen Mehrheit des Volkes durchzusetzen. Die proletarischen Organisationen und Zeitungen wurden verboten und die Führer der Arbeiter verfolgt.
b.) Die Restaurierung des deutschen Bundes
Wahrend Österreich 1849 durch die Feldzüge zur Unterdrückung der Revolution in Italien und Ungarn gebunden war, versuchte Preußen seine Vorherrschaft in Deutschland durchzusetzen. Friedrich Wilhelm IV. von Preußen verhandelte deshalb mit den deutschen Fürsten über die Bildung einer Union unter preußischer Führung. Die Könige von Sachsen und Hannover schlössen angesichts der revolutionären Bewegung in ihren Ländern am 26. Mai 1849 ein Bündnis mit Preußen. Osterreich trat diesen Unionsplanen entschieden entgegen nach dem es die revolutionäre Bewegung in Italien und Ungarn niedergeworfen hatte. Es erzwang den Rücktritt Sachsens und Hannovers vom Bündnis mit Preußen. Die meisten deutschen Staaten stimmten im Mai 1850 dem Vorschlag Österreichs zu, dass der deutsche Bund fortbestehen (trvať ďalej) solle. Preußen gab aber seine Unionspläne noch nicht auf. Zar Nikolaus I., der Gendarm (žandár) Europas kam Österreich zur Hilfe. Sein drohendes Auftreten zwang Preußen zum Nachgeben. Es musste im November 1850 im Vertrag von Olmütz (Olomouc) auf die Union verzichten. Als aber Österreich den deutschen Zollverein zu sprängen versuchte, um die Vormachtstellung Preußen zu brechen, erlitt es eine Niederlage. Die ökonomischen Bedürfnisse erwie-sen sich stärker als alle reaktionären Bestrebungen.
c.) Die rasche Industrialisierung Deutschlands
Der deutsche Handel hatte sich von 1800 bis 1850 verdoppelt, von 1850 bis 1870 verdreifachte er sich. Die Industrieproduktion wuchs in diesen Jahren auf den doppelten Umfang an. Da Deutschland den Weg der industriellen Entwicklung später beschritt als England und Frankreich, konnte die dt. Bourgeoisie aus den Produktionserfahrungen dieser Länder sowie aus den Erfindungen besonders großen Nutzen ziehen und ihre Industrie auf den Grundlagen der neuesten Technik aufbauen. Die Ausdehnung (expanzia, rozpínanie) der Industrie und des Handels erforderte neue, schnellere und leistungsfähigere Transportmittel. Der Ausbau des Verkehrsnetzes beschleunigte ungeheuer die Industrie Deutschlands. Zwischen 1850 – 1870 begann sich die Produktion schon in Grossbetrieben zu konzentrieren. Die Grossbetriebe produzierten mit modernen Maschinen und waren so in der Lage, Waren billiger und in größeren Mengen zu erzeugen als die Handwerksbetriebe es vermochten. Nach der Revolution gingen immer mehr Junker (die reiche Adel auf dem Dorfe – Sissis Vater) zur kapitalistischen Wirtschaftsweise über. Die Anwendung landwirtschaftlichen Maschinen der künstlichen Düngung (umelé hnojenie) ermöglichte es den Agrarkapitalisten Ernteerträge (Ernteertrag = úroda) erheblich zu steigern. Besonders im Preußen und Sachsen machte die Industrialisierung der Landwirtschaft große Fortschritte. Dieser preußische Weg in der Entwicklung der Landwirtschaft hemmte die Entfaltung (rozvoj) des Kapitalismus in Deutschland, weil die Armut der Landarbeiter und Bauern die Aufnahmefähigkeit (pohlcovania schopnosť) des inneren Marktes einengte.
2.) Die Innere- und Außenpolitik in Preußen bis 1870
a.) Zwei Wege der Einigung Deutschlands
Das Jahr 1859 brachte einen Aufschwung der nationalen Bewegung in Deutschland. Es wurde durch den Krieg des Königreichs Sardinien und Frankreichs gegen Österreich ausgelöst, der mit dem Ziel geführt wurde, ein einheitliches Italien herzustellen. Marx und Engels setzten sich für den revolutionären Weg der Einigung Deutschlands für eine gesamtdeutsche Republik ein. Die preußischen Junker dagegen bestrebten sich, die Einigung Deutschlands unter ihrer Hegemonie durch dynastische Kriege durchzuführen (mit der Ausschaltung Österreichs).
b.) Der Verfassungskonflikt in Preußen
Im Jahr 1858 hatte in Preußen der mehr als 60-jährige Prinz Wilhelm die Regentschaft (vladárstvo), für seinen an einer unheilbaren Geisteskrankheit leidenden Bruder übernommen. 1861 nach dem Tod Friedrich Wilhelm IV. bestieg er als König Wilhelm I. den preußischen Thron. Wilhelm - war ein Feind des bürgerlichen Parlamentarismus und Liberalismus und ein Anhänger des Absolutismus (Monarchie), dennoch machte er der Liberalen-national gestimmten Bourgeoisie (B.) bei seinem Regierungsantritt einige Scheinzugeständnisse (zdanlivé ústupky?). Er wollte sie damit für seine Heeresreform (reforma vojska) gewinnen. Die liberale preußische Bourgeoisie hat keine grundsätzlichen Einwendungen gegen die Reform, denn die Einigung und Rührung Preußen war ohne einschlagkräftiges Heer nicht zu verwirklichen, aber sie sträubte sich gegen die Verlagerung der Dienstzeit. Die Mehrheit der Mitglieder des Abgeordneten Hauses weigerte sich, ihre Zustimmung für die erforderlichen Geldner für alle mal zu geben. Als der König und seine Ratgeber erkannten, dass die liberale B. nicht kämpfen würde, beschlossen sie ohne Rücksicht auf die Haltung des abgeordneten Hauses zu reagieren. Im September 1862 ernannte Wilhelm I., den Junker Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten. Bismarck verfügte einfach über die Staatsgelder, ohne das Abgeordnete Haus um Genehmigung zu fragen. Der Heereskonflikt hatte sich so zu einem Verfassungskonflikt ausgeweitert.
c.) Bismarck und seine politische Konzeption
Für den preußischen Junker Bismarck, der zweifellos der fähige und klügste Vertreter seiner Klasse war, gab es allerdings nur den Weg der Vereinigung Deutschlands von oben unter preußischer Führung. Als Bismarck 1862 das Amt des preußischen Ministerpräsidenten übernahm, wandte er sich gegen die liberale Bourgeoisie sofern sie seinen Planen entgegentrat. Das Jahr 1863 brachte den Höhepunk des Verfassungskonfliktes. Bismarck liest das Abgeordnete Haus öfters auflösen und setzte die Heeresreform durch. Der Verfassungskonflikt nahm aber erst nach dem Sieg über Österreich 1866 ein Ende.
d.) Die Annährung an Russland
In der Außenpolitik war Bismarck bestrebt (usilovný), die wohlwollende (priaznivá) Neutralität des zaristischen Russlands zu sichern, um so seine Pläne durchführen zu können. Es bot sich dazu Gelegenheit beim polnischen Aufstand (von 1863) zu dessen Niederwerfung Bismarck dem Zaren preußische Truppen zur Verfugung stellte.