Der interkulturelle Ansatz
Der interkulturelle Ansatz
Bei der weltweiten Verbreitung der nach dem pragmatisch-funktionalen Konzept erstellten Lehrwerke für den fremdsprachlichen Deutschunterricht wurde deutlich, dass „kommunikative Kompetenz in Deutsch als Fremdsprache „ nicht überall auf der Welt und nicht für alle Menschen dasselbe bedeutet und dass deshalb auch die Unterrichtsverfahren nicht einfach „exportiert“ werden konnten.
Kritik am pragmatisch-funktionalen Konzept
Fraglich ist in zielsprachenfernen Ländern und kulturell andersartigen Regionen insbesondere:
- die Betonung des mündlichen vor dem schriftlichen Sprachgebrauch, der Vorrang des Sprechers vor dem Lesen/Schreiben und die Ausrichtung des Lehrgangs an Sprechintentionen, wenn weder ein unmittelbares Bedürfnis noch die Möglichkeit zu einer Kommunikation mit einem Partner aus dem Zielland besteht
- die allzu einseitige Orientierung an „Alltagssituationen“ und „Alltagsthemen“ der Zielsprachenländer, zu denen man keinen unmittelbaren Zugang hat
- die Beschränkung des Lesens auf Alltagstexte unter weitgehender Vernachlässingung literarischer Texte
- die Ausklammerung der Muttersprache bei der Anlage des Lernprogramms und der Lernprogression
- die Nichtberücksichtigung von eigenkulturellen Rahmenbedingungen des Lernens, angefangen bei der Sprachenfolge, den äusseren Bedingungen bis hin zu kulturspezifischen Lerntraditionen und Wertorientierungen.
Das Erlernen einer Fremdsprache, die nicht als lingua franca (internationale Fremdsprache) gebraucht wird- dazu gehört Deutsch in den zielsprachenfernen Ländern ohne Zweifel-, muss dazu beitragen , dass der Schüler die fremde Welt, die ihm in Unterricht begegnet, besser verstehen lernt und dass aus der Auseinandersetzung mit der fremden Welt die eigene Welt deutlichere Konturen annimmt. An dieser Stelle zeigt sich, wie schwierig ist es, Lehrwerke mit pragmatisch-funktionaler Orientierung, die auf einen Aufenthalt in den Zielsprachenländern vorbereiten sollen und die deshalb vorwiegend auf die Erarbeitung von Themen und Situationen aus dem deutschen Alltag abgestellt sind, weltweit einzusetzen.