DDR Literatur (Junge Autoren: Johannes Bobrowski ) NJ

Junge Autoren
Johannes Bobrowski (1917 - 1965)
In seinen Werken bearbeitet er das Grundthema: das Verhältnis der Deutschen zu östlichen Werken. Er
wurde in Ostpreußen geboren (heute Polen). Während des 2. Weltkrieges war er Soldat, begann zu schreiben,
aber es war schwach. In den 20-er Jahren war er bekannt durch seine Gedichtsammlungen: „Sarmatische Zeit“
(1961), „Schattenland Ströme“ (1962) - traurig, melancholisch. Er setzt bei seinem Publikum literarische
Kenntnisse voraus. Das Publikum muss Anspielungen auf andere deutsche Dichter selbst erkennen und deuten.
In seinen Romanen spielt eine große Rolle Landschaft des östlichen Europa. Bobrowski bekanntestes Roman
„Levins Mühle. 34 Sätze über meinen Großvater“ (1964) spielt sich um 1870 im Westpreußischen Grenzland
zwischen Deutschland und Polen. Lewin ist Jude und wird genauso wie Polen und Zigeuner vom Großvater
zu tiefste verachtet. Der Großvater ist ein aktiver Nationalsozialist und kämpft gegen andersrassige Minderheiten.
Er lässt Lewins Mühle zerstören nach dem er vergeblich versucht hat, sie von Lewin zu kaufen. Die
Charaktere sind volkstümlich dargestellt, obwohl es kein Heimatroman ist.
Die Spannungen zwischen verschiedenen Nationalitäten sind auch das Thema seines 2. Romans „Litauische
Claviere“ (1966).
Bobrowski war ein hervorragender Erzähler, einer der größten Begabungen der deutschen Nachkriegsliteratur.
Er hat seine Werke im Union-Verlag veröffentlicht (der einzige christliche Verlag).
Er ist ziemlich jung an Blinddarmentzündung (zápal slepého čreva) gestorben.
Erwin Strittmatter (1912 – 1994)
Er wurde in der Lausitz geboren, in seiner Kindheit sprach er mehr sorbisch als deutsch. Er musste dann
die deutsche Sprache erlernen. Er wurde dann ein Meister der deutschen Sprache. Im Westen war er wenig bekannt.
Er befasste sich mit dem Leben auf dem Lande, so wurde im Westen für einen konservativen Heimatdichter
gehalten. Er liebte die Natur, lebte auf dem Lande, züchtete Pferde. In der Hitlerzeit wanderte er durch
das Land und übte verschiedene Berufe aus. Dann musste er zu Armee, er desertierte in Griechenland und das
Ende des Krieges wartete er in einem Kloster als Münch ab. Dann ging er nach Osten, arbeitete als Redakteur
und begann zu schreiben. Das alles spiegelt sich in seinen Werken wieder.
Sein 1. Roman ist „Der Ochsenkutscher“ (1950) - er schildert das Leben auf dem Lande vor dem 2. Weltkrieg
mit einem sozialen Akzent.
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Dann begann er auch eine ideologisch gefärbte Literatur zu schreiben: der Roman „Tinko“ (1954). Ein 10-
jähriges Kind ist Hauptfigur, es pendelt zwischen seinem Großvater und Vater. Diese Großvaterfigur verkörpert
das Schöpferische, die Phantasie. Tinkos Vater dagegen verkörpert die richtige Ideologie, er versucht eine Revolution
auf dem Lande. Tinko fühlt sich zum Großvater hingezogen, zum Vater hat er keine echte Beziehung.
Er schrieb große Romantrilogie „Der Wundertäter“ (1957, 1973, 1980). Der Protagonist (autobiographische
Gestalt) ist Stanislaws Büdner, er ist dieser Wundertäter. Er hat verschiedene Fähigkeiten, kann mit dem
Blick verzaubern.
1. Teil der Trilogie ist ein phantasievolles Buch, endet mit der Desertion Stanislaws aus der Hitlerarmee.
2. Teil der Trilogie beginnt mit dem Dialog der 2 München, die ihren Platz in Deutschland suchen. Beide
wollten Schriftsteller werden. Der eine bleibt im Westen, Stanislaws geht in Osten. Immer wieder passieren
verschiedene Wunder. Alles was Stanislaws macht, wird von Meisterfaun kommentiert auf eine ironische Art
und Weise. Dieser Roman steht in der alten Tradition des alten Schelmenromans.
3. Teil der Trilogie erzählt die Geschichte nach der Gründung der DDR. Autor hatte mit diesem Roman
große Schwierigkeiten. Er erzählt hier mindestens 2 Geschichten. Die 1. ist Geschichte einer deutschen Frau,
die von einem russischen Soldat vergewaltig worden ist und die 2. betraf Stanislaws. Er ist Journalist, hat zuerst
große Erfolge, dann wird er aus allen G................. ausgeschlossen und wird Briefträger. Diese Briefträgerepisoden
sind sehr gut im Roman.
Roman „Ole Bienkopp“ (1963) (Ole = alt, Bienkopp = Bienenkopf) - aus heutiger Sicht nicht mehr interessant.
Ein Mann, Sonderling (Spitzname, Verbundenheit mit der Natur), kann Bienen zu sich locken, sie haben
ihm nichts getan. O. B. desertierte aus der Armee, kehrte zurück, lebte auf dem Lande, machte Revolution,
gründete die 1. LPG (JRD) - es wurde damals bestraft, es war zu früh für solche Sachen. Es gibt viele Figuren,
mit denen B. Probleme hat. Langsam verbessert sich die ganze Lage und B. stirbt zufällig.
Als der Roman erschien, wurde er heftig von den Kritikern angegriffen. Strittmatter versprach, keinen Roman
mehr zu schreiben, nur Kurzgeschichte oder kurze Sachen.
70-er Jahre - er hat wunderbare Geschichte erzählt, aber aus heutiger Sicht ist es uninteressant.
Weitere Werke: „Schulzenhofer Kramkallender“ (1966), „3/4-hundert Kleingeschichten“ (1971)
Anfang 70er Jahre erschienen die sog. „Nachtigallgeschichten“ in 3 Büchern:
1. Buch: „Die blaue Nachtigall oder der Anfang von etwas“
- Strittmatter erzählt, er sah 3 Mal im Leben die blaue Nachtigall, er war schön. Schöne autobiographische
Geschichten, seltene Momente des Glücks, Kindheitserlebnisse, ...
2. Buch: „Meine Freundin Tina Babe“
- 3 Geschichten, alle entstanden in der Slowakei (er fuhr jedes Jahr nach Piešťany zur Kur, sein
Frau Eva war Lyrikerin, sie schrieb auch ein Buch über die Slowakei). In diesem Buch diskutieren
Strittmatter und ein Kunsthistoriker im Bad in Piešťany über alles Mögliche.
3. Buch: „Grüner Juni“
Bis zu seinem Tode arbeitete S. an einem Werk/Projekt „Der Laden“ (autobiographisch). 2 Teile erschienen
in der DDR, der 3. Teil in der BRD nach seinem Tod. Er hatte begeisterte Rezensionen. S. veränderte etwas
nach der Wende. Man weiß es nicht sicher.