DDR Literatur (Junge Autoren: Christa Wolf 2 ) NJ
Umfangreicher und komplizierter Roman „Kindheitsmuster“ (1976) - Erzählerin heißt Nelly, der Roman
hat 3 Zeitebenen:
1.) Erzählerin reflektiert hier die Gegenwart (1973) und die Ereignisse im Chile
2.) Reise Nellys nach Polen, Schlesien mit ihrem Mann und Tochter - sie sucht ihren Geburtsort.
3.) umfangreiche Ebene über die Vergangenheit - Nellys Kindheitserinnerungen (3. Reich), parodierte
Weise: eine glückliche Kindheit in schrecklichen Nazi-Zeiten. Dieser Teil ist keine Reflexion
mehr, es ist ein Erzählen über Kindheit, die hier als Idylle erscheint.
Es gab darüber viele Diskussionen. Es ist keine Frauenliteratur.
Erzählung „Kein Ort. Nirgends“ (1979) - keine Frauenliteratur. Der Titel ist wörtliche Übersetzung von gr.
Utopie. Die Handlung kehrt in die Vergangenheit (Romantik). Begegnung von 2 Menschen: Heinrich von Kleist
und Karoline von Günderode (wenig bekannte Dichterin). Die ganze Handlung spielt in einem Nachmittag.
Die Begegnung ist fiktiv. Es geht um keine Handlung. Es überwiegen Dialoge, manche sind Zitate, aber es wird
nicht gezeichnet. Das Buch heißt so, weil für diese Personen kein Ort existiert, wo sie glücklich sein könnten.
Es sind tragische Personen am Rande der konventionellen Gesellschaft. Beide begehen Selbstmord. Dieses
Buch hatte auch aktuellen Aspekt. Diesen hat sie mehrmals benutzt. Es geht um die Polarität der Welt (Ost-
West). Der Stoff ist historisch, aber der Aspekt ist aktuell und Zeitkritisch.
Erzählung „Kassandra“ (1975) – Ch. Wolf sprach an Frankfurter Vorlesungen über Entstehung Kassandra.
Stoff ist historisch: Krieg zwischen Griechen und Trojanern. Kassandra ist Tochter des trojanischen Herrschers
Priamos. Sie kann die Zukunft sehen, aber Niemand wird ihr glauben. Es sind letzte Momente des Lebens. Sie
erinnert sich an Leben in Troja. Sie erzählt auch berühmte Erlebnisse, die wir aus Homer kennen. Wolf schreibt
es aber aus der Frauenseite. Bei Homer halfen die Götter beiden Seiten. Die Helden waren Achilles und Hektor.
Bei Wolf sind es keine Helden. Achilles ist wie Vieh, er vergewaltigt Kassandra. Hektor ist ein Ausnahme
- ihr Geliebte. Kassandras Benehmen im Krieg: sie zieht sich zurück, es ist eine Art der matriarchalischen
Kolonie, Gebiet der Neutralität, eine Utopie. Es ist eine Provinz der Menschen, die mit dem Krieg nicht
zu tun haben wollen.
Kassandra ist kein historisches Buch, es geht um die damalige Weltlage. Jede Episode hat einen aktuellen Zeitbezug.
Auch die Figuren sind aktuell.
Dieses Werk bedeutete für Wolf den Durchbruch in die Weltliteratur. Ihre nächsten Werke wurden nicht so
populär.