Das Westdeutsche Drama (Nachkriegsjahre und die 50-er Jahre) NJ

Das westdeutsche Drama
Nachkriegsjahre: 3 Werke spielen große Rolle, 3 Autoren. Sie wurden im Theater schon gleich nach dem
Krieg aufgeführt:
Carl Zuckmayer (1896 - 1977)
- Repräsentant der Exilgeneration
- 1945 kehrte er nach dem Krieg in die Schweiz zurück
- 1946 wurde in Zürich sein Drama „Des Teufels General“ erfolgreich aufgeführt. Thema des Mitläufers im 3.
Reich, der spät zur Einsicht kommt und einen heldenhaften Tod begeht. Thema wirkt heute oberflächlich und
im Bezug auf die Glorifizierung des Generals Harras verharmlosend (uninteressant). Damals nach dem Krieg
war es erfolgreich.
Günter Weisenborn (1902 - 1962)
- 1946 hatte in Berlin sein Drama „Die Illegalen. Drama aus der deutschen Widerstandsbewegung“ eine Premiere
- war am Untergrundkampf und illegalen Widerstand beteiligt
- er propagierte den Widerstand gegen die Tyrannei, auch wenn der Widerstand aussichtslos erscheint
- Zitat: „Die Welt liebt Opfer. Aber sie vergisst sie. Die Zukunft ist vergesslich.“
Wolfgang Borchert (1921 – 1947)
„Draußen vor der Tür“ - ein Stück, das kein sehen will. Bitter. Reale und irreale Ebene. Trümmerliteratur.
50-er Jahre:
- ein neues Genre entwickelt sich gewaltig: Das Hörspiel - Rundfunk eröffnete bisher unbekannte Gestaltungsmöglichkeit
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Hörspiel
- das Publikum sieht Mimik und Gestik nicht
- Zuschauer ist viel aktiver
- der Zuhörer kann alleine sein
- nonverbale hat keinen Platz, deswegen der Lyrik
nahe
Theaterstück
- wenn alle klatschen, klatsche auch ich
- ich reagiere nicht so, als ich alleine reagieren
würde
- rein akustische Vermittlung erlaubt den Verzicht auf eine realistische äußere Handlung
- was im Hörspiel möglich ist, muss im Theater nicht möglich sein
- Realitäts- und Zeitebene können wechseln
- die psych. Verfassung der Figuren kann ausschließlich in den Mittelpunkt treten, ihre Erinnerungen und Erwartungen,
Hoffnungen und Ängste
- entsprechend wird auch beim Hörer die Phantasietätigkeit angeregt, er baut eine innere Bühne auf
- das Hörspiel spricht das subjektive Bewusstsein des Hörers an. Die äußere Welt kann zurücktreten und damit
steht das Hörspiel der Lyrik nahe. Deswegen nennen wir diese Art auch das poetische Hörspiel.
Unterschiede zwischen Hörspiel und Theaterstück
Günter Eich: Hörspiel „Träume. Vier Spiele“ (1953) war Maßstab für diese neue Form. Es war Geburtsstunde
des deut. Theaters. (Hörspiele schrieb auch Ernst Jandl, Ingeborg Bachmann, ...) Es sind hier 5 Träume
dargestellt. Da wird der Weltzustand symbolisch dargestellt, v. a. seine Leere und Gefährdung des gegenwärtigen
Welt des Zustandes. Die Personen sind in einem immer schneller dahinrollenden Güterwagen gefangen, sie
verlieren auf einer Expedition ihr Gedächtnis. Sie leben in Hochhauswohnungen, deren Wände wie auch die
eigenen Herzen innerlich bereits von Termiten zerfressen sind. Zwischen den einzelnen Szenen und am Ende
wird der Hörer direkt angesprochen. Zitat: „Alles, was geschieht, geht dich an.“ Dieses Hörspiel erzielte eine
große Resonanz beim Publikum.
Andere Hörspiele von Günter Eich: „Geh nicht nach El Kuwehd“ (1950), „Die Mädchen aus Vitterbo“ (1952).
Mit dem Hörspiel haben sich noch diese Autoren beschäftigt:
Alfred Andersch: „Fahrerflucht“ (1957)
Ingeborg Bachmann: „Der gute Gott von Manhattan“ (1958)
Heinrich Böll: „Klopfzeichen“ (1960)
Friedrich Dürrenmatt: „Die Panne“ (1956)
Max Frisch: „Biedermann und die Brandstifter“ (1953)