Das Westdeutsche Drama (60-er Jahre:Peter Weiß) NJ
Peter Weiß
(1916 - 1982)
Der bekannteste Vertreter des DT überhaupt. Er hatte ein bewegtes Leben. Zuerst widmete er sich der Malerei.
Sein Vater war Jude und deswegen musste die Familie 1934 nach London emigrieren. 1936 übersiedelten
sie nach Böhmen, dort hat Weiß das Studium an der Kunstakademie angefangen, 2 Jahre später musste er wieder
wegen des Einmarsches der Deutschen weg. Er ging nach Schweden. Seine 1. schriftstellerischen Versuche
in schwedische Sprache waren nicht besonders erfolgreich. 1947 kommt er als Reporter einer schwedischen
Zeitung nach Deutschland. Hier beginnt er die Sprache seiner Jugend zurück zu erobern und kultiviert seinen
besonderen Stil. Das ist komplizierte Grammatik beim einfachen Vokabular, reines Benennen der Realität. Anfang
der 60-er Jahre wird man in der BRD auf seine Texte aufmerksam. Zum Beispiel seine Prosa „Der Schatten
des Körpers des Kutschers“ (1960) wird als avantgardistische Prosa rezipiert.
Nach dem Tod seiner Eltern schrieb er 2 autobiographische Romane „Abschied von den Eltern“ (1961) und
„Fluchtpunkt“ (1962).
Der Durchbruch zur Anerkennung gelang ihm mit seinen dokumentarischen Stücken:
„Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats…“ (1964) – in 2 Akten werden der Spielleiter und sein
Gegenspieler gezeigt. Marat ist gescheiterter Aktivist der franz. Revolution. Das Geschehen wird gebrochen
durch 3 Zeitebenen und durch das Spiel im Spiel (wenn in einem Stück noch 1 Stück gespielt wird). 1808 führt
diese Schauspielgruppe Ereignisse aus dem Jahr 1793 auf, die ständig Parallelen zu den 60-er Jahren des 20.
Jahrhunderts aufweisen.
„Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen“ (1965) - erregte Aufsehen, weil diesem Stück die Protokolle
des Auschwitz-Prozesses zugrunde liegen. Der Prozess fand 1963 - 65 in Frankfurt statt und gab grauenhaftesten
Einblick in die eigene Vergangenheit. Menschen waren schockiert. Das ganze Material wird auf wenige
Szene konzentriert, in denen Kläger und Angeklagte zum Wort kommen. Mit diesem Werk wurde die Form des
DT weltweit bekannt.
Stück in 2 Akten „Diskurs über ... Viet Nam ...“ (1968) - ein dokumentarisches Stück
Romantrilogie „Die Ästhetik des Widerstands I - III“ (1975, 1978, 1981)
In weiterem Sinne des Wortes gehört zu dem DT auch das Werk von Günter Grass „Die Plebejer. Ein
deutsches Trauerspiel“ (1966) - im Hintergrund sind die Ereignisse von 17. Juni 1953 (Aufstand in Berlin -
DDR), ein wirtschaftlicher Streit der Berliner Arbeiter. Grass hat diese Ereignisse verarbeitet. Er sagte: „Es war
eine deutsche, also gescheiterte Revolution.“ (die Deutschen sind nicht fähig, eine Revolution zu führen)
Neue Volksstück - neben dem dokumentarischen Theater Ende der 60-er Jahre (nach 1933 verboten)
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Volksstück - keine lange Tradition in der Geschichte
- populär in der Zeit der Weimarer Republik (Ödön von Horvath)
- Ende 60-er Jahre fangen 2 unbekannte Schauspieler an, die Szene für die Bühne zu schreiben:
Martin Sperr und Franz Xaver Kroetz - Sprache ist dialektgefärbt, kaum literarisiert. Spielort
und Personen stehen in den Traditionen der Volksstücke.