Das Verb und seine Ergänzungen (Valenz des Verbs), Die Konjugation NJ
Das Verb und seine Ergänzungen (Valenz des Verbs)
- Jedes Verb fordert eine bestimmte Anzahl von Ergänzungen. Diesen Sachverhalt bezeichnet man als Wertigkeit (Valenz) des Verbs. Man unterscheidet Verben:
1.) die nur ein Subjekt haben (Das Baby schläft. Die Sonne scheint.)
2.) mit Subjekt und Akkusativobjekt (Er repariert sein Auto. Sie liest einen Roman.)
3.) mit Subjekt und Dativobjekt (Das Buch gehört mir. Sie dankte den Rettern.)
4.) mit Subjekt, Dativ- und Akkusativobjekt (Sie schenkt ihm ein Buch.)
5.) mit Subjekt und Genitivobjekt (Sie gedachten der Toten.)
6.) mit Präpositionalobjekt (Inge achtete auf ihre Schwester.)
7.) mit einem Prädikatsnomen (Das Essen schmeckt gut. Er wird Maurer. Sie ist intelligent.)
8.) mit Subjekt und Umstandsobjekt. (Die Sitzung dauerte zwei Stunden.)
Transitive und intransitive Verben:
- Verben, die eine Akkusativergänzung haben und von denen ein Passiv gebildet werden kann, nennt man transitive (zielende) Verben. Alle anderen Verben nennt man intransitive (nichtzielende) Verben.
Die Feuerwehr löschte den Brand.
(Passiv:) Der Brand wurde von der Feuerwehr gelöscht.
- Die wichtigsten Unterschiede in der Konjugation der Verben bestehen in den Formen des Präteritums und des Partizips II. Nach den Bildungsweisen dieser beiden Formen unterscheidet man:
1. regelmäßige (schwache) Konjugation
- Bei den schwachen Verben bleibt der Stammvokal in allen Formen gleich; das Präteritum wird mit -t- zwischen dem Stamm und den Endungen gebildet, das Partizip II mit der Vorsilbe ge- und mit der Endung -t.
Infinitiv 1. Pers. Sg. Präteritum Partizip II
sagen sagte gesagt
lieben liebte geliebt
2. unregelmäßige (starke) Konjugation
- Bei den starken Verben wechselt der Stammvokal (Ablaut); das Partizip II wird mit der Vorsilbe ge- und mit der Endung -en gebildet.
reiten ritt geritten
sprechen sprach gesprochen
binden band gebunden
werfen warf geworfen
- Bei einigen Verben verändert sich auch der auf den Stammvokal folgende Konsonant.
ziehen zog gezogen
stehen stand gestanden
- Eine weitere Gruppe der unregelmäßigen Verben hat im Präteritum und Partizip II Vokal- (und Konsonanten)wechsel, wird aber in den Endungen regelmäßig konjugiert.
brennen brannte gebrannt
denken dachte gedacht
bringen brachte gebracht
Verbformen
1. Personalform (finite Verbformen, konjugierte Verbformen)
- Verbformen, die in Person und Zahl mit dem Subjekt übereinstimmen, heißen Personalformen (finite Verbformen, konjugierte Verbformen). Person und Zahl werden durch Endungen (Personalendungen) angezeigt, die an den Verbstamm angefügt werden. Die Personalform des Verbs gibt Auskunft über:
die Person 1., 2., 3. Person Wer tut etwas?
die Zahl (Numerus) Singular, Plural Wie viele tun etwas?
die Zeit (Tempus) Präsens, Perfekt,
Prät., Plusquam, F I/II Wann geschieht etwas?
die Handlungsart (Genus) Aktiv Tut die Person etwas?
Passiv Wird etwas getan?
die Aussageweise (Modus) Indikativ Geschieht etwas wirklich?
Konjunktiv Ist es möglich, dass etwas geschieht?
Imperativ Aufforderung, etwas zu tun
2. Infinitiv und Partizip:
Der Infinitiv (Grund- oder Nennform) besteht aus dem Verbstamm und der Endung -en oder (bei Verben auf -el, -er) -n (komm-en, les-en, dunkel-n, kletter-n). Der Infinitiv steht:
1.) in Verbindung mit anderen Verben (vor allem mit dem Hilfsverb werden und Modalverben)
Ich muss abreisen.
Er scheint noch nicht ganz wach zu sein
Wann werden wir uns wiedersehen?
2.) als Satzglied oder als Attribut zu einem Substantiv.
Satzglied: Reisen bildet den Menschen.
Attribut: Unser Entschluss abzureisen stand fest.
3.) Hängen von einem Infinitiv andere Wörter oder Wortgruppen ab, liegt eine Infinitivgruppe (erweiterter Infinitiv) vor.
Dieses Problem zu lösen ist schwierig.
Er nahm sich vor, im neuen Jahr ein besserer Mensch zu werden.
Infinitiv oder Partizip II:
- Manche Verben, die mit einem anderen Verb im Infinitiv verbunden werden, ersetzen die Form des Partizips II durch den Infinitiv (immer bei Modalverben und brauchen).
Das hätte er mir auch schreiben können (nicht: gekonnt).
Sie hätte sich besser vorbereiten sollen.
Wir haben nicht lange zu warten brauchen.
Partizip I (Mittelwort I)
- Bildung: Infinitiv + -d (kommen-d, weinen-d, blühen-d)
- Gebrauch: als Attribut zu einem Substantiv oder Attribut (ein weinendes Kind) als Artangabe (Das Kind lief weinend zur Mutter)
Partizip II (Mittelwort II)
- Bildung:
1.) In der Regel erhält es die Vorsilbe ge-; ge- entfällt bei untrennbaren Verben, Verben auf -ieren, -eien u. a. und bei Zusammensetzungen mit Verben dieser beiden Gruppen. (stellen > gestellt, arbeiten > gearbeitet, brechen > gebrochen, bestellen > bestellt, verarbeiten > verarbeitet, zerbrechen > zerbrochen, prophezeien > prophezeit, vorbestellen > vorbestellt,…)
2.) Bei trennbaren Verben tritt -ge- zwischen Vorsilbe und Verbstamm. (vorstellen > vorgestellt, anbinden > angebunden,…)
- Gebrauch: hauptsächlich in der Verbindung mit Hilfsverben (Zeitformen und Passiv: er hat gesagt/er hatte gesagt = Perfekt und Plusquamp.; er wird gesagt haben/es wird gesagt = Futur II/Passiv); als Attribut zu einem Substantiv (ein geprügelter Hund) oder als Artangabe (Sie dachte angestrengt nach.)
- Partizipien, die nur noch als Adjektive empfunden werden, können auch Steigerungsformen bilden und in Verbindung mit sein, werden etc. als Artergänzung dienen.
Partizip I: Die Reise war anstrengender, als ich dachte.
Partizip II: Er ist gewandter geworden. Du hast immer die verrücktesten Ideen.