Das Schaffem von Max Frisch
Werke: Jürg Reinhart: Eine sommerliche Schicksalsfahrt (1934); Antwort aus der Stille (1937); Blätter
aus dem Brotsack : Geschrieben im Grenzdienst (1939); J'adore ce qui me brűle oder Die Schwierigen (1943);
Santa Cruz (1944, aber nur 1946 uraufgeführt); Nun singen sie wieder (1945); Bin oder die Reise nach Peking
(1945); Die Chinesische Mauer (1947); Tagebuch mit Marion (1947); Als der Krieg zu Ende war (1949); Tagebuch
1946 – 1949 (1950); Don Juan oder die Liebe zur Geometrie (1953); Stiller (1954); Achtung: die Schweiz
(1955); Homo Faber (1957); Biedermann und die Brandstifter (1958); Andorra (1961); Graf Öderland (1963);
Mein Name sei Gantenbein (1964); Erinnerungen an Brecht (1968); Biographie: Ein Spiel (1968); Wilhelm Tell
für die Schule (1971); Tagebuch 1966 – 1971 (1972); Essay Dienstbüchlein (1974); Montauk (1975); Triptychon
(1978); Der Mensch erscheint im Holozän (1979); Blaubart (1982); Forderungen des Tages. Portraits,
Skizzen, Reden 1943 - 1982 (1983); Schweiz ohne Armee? Ein Palaver (1989); Schweiz als Heimat? Versuch
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über 50 Jahre (1990)
Literarisches Werk: Das literarische Werk des Max Frisch befasst sich u. a. mit folgenden Überlegungen:
Wie kann der Einzelne Gewissheit über die eigene Identität erlangen? Wie konstruiert der Mensch sich
die eigene Biografie (vgl. Biografie. Ein Spiel, die Feststellung der Hauptperson, sie „probiere Identitäten an
wie Kleider“ in Mein Name sei Gantenbein, die Aussage „Ich bin nicht Stiller“ in Stiller)? Das Spätwerk Der
Mensch erscheint im Holozän untersucht die Rolle des Wissens und des Gedächtnisses für den Menschen: Wie
klein ist er mit seinen bescheidenen Erkenntnissen im Verhältnis zur Natur, was bleibt von ihm? Daneben spielt
auch die Zuweisung von Identitäten durch andere eine Rolle. Frisch möchte das Gebot „Du sollst dir kein Bildnis
machen“ auf die Beziehung unter Menschen übertragen wissen. Die Stücke Don Juan oder die Liebe zur
Geometrie und Andorra befassen sich u.a. mit den Folgen der menschlichen Neigung, sich vom Gegenüber ein
Bild zu machen, sie in eine Rolle zu drängen.
Des weiteren stellt Frisch immer wieder die Sonderstellung der Schweiz (als vermeintlich vorbildlich
demokratische und rechtsstaatliche Nation; die Neutralität usw.) in Frage, u.a. mit der Demontage des Nationalepos
von Wilhelm Tell in Wilhelm Tell für die Schule, worin der Gründungsmythos als eine Geschichte dargestellt
wird, die auf Zufällen, Unzulänglichkeiten und die Beschränktheit und den Opportunismus eines hinterwäldlerischen
Volkes verweist.
Dieses zweite Thema, das Wesen der Schweiz, verweist auf das Werk Frischs als ein politisches. Aber
auch die Schriften zum vorgenannten Thema der Identität öffnen sich zumeist zur Frage hin, welche Gesellschaft
mit den beschriebenen Personen zu machen ist: ironisch, weit weniger offensiv als das Brechtsche Theater
die Stücke, die Prosa mehr fragend denn Gewissheit verbreitend, bis hin zum „Lehrstück ohne Lehre“ (so
der Untertitel von Biedermann und die Brandstifter), in dem ein nach antikem Vorbild auftretender Chor als
Lehre aus dem Geschehen „Dummheit“ und „Unsinn“ konstatiert, selbst freilich aber auch nicht durch besonders
intelligente Feststellungen auffällt, sondern auch nur ein Teil des dargestellten „Blödsinns“ sein kann.