Bertolt Brechts Biographie

Bertolt Brechts Biographie

Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg als Sohn eines Fabrikdirektors geboren. 1917 machte er Abitur. Anschließend studierte er Medizin in München. 1918 leistete er vorübergehend Kriegs- und Sanitätsdienst. 1923 wurde er Dramaturg an den Münchener Kammerspielen, 1924 am Deutschen Theater.
Sein erstes Stück war Baal (1918). Sein zweites Stück Trommeln in der Nacht schrieb Brecht, als er kaum einundzwanzig Jahre als war, in Augsburg und München. Dieses Stück konzentrierte sich auf ein revolutionäres Thema: Den Spartakusaufstand. Aber er weicht in diesem Stück vom lehrhaften Mittel ab, da er dieses Mittel noch als ein Mittel des Klassenkampfs weigerte. Das Stück war gekennzeichnet durch dieselben Spuren des Nihilismus und Anarchismus wie die anderen Stücke aus dieser früheren Phase. Seine literarisch produktive Zweideutigkeit kennzeichnete ebenfalls seinen Welterfolg der Dreigroschenoper. Brecht stellte dieses Stück in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Kurt Weill aufgrund der englischen Beggars’ Opera von John Gay aus dem 18. Jahrhundert, die E. Hauptmann ins Deutsche übersetzt hatte, in wenigen Monaten zusammen. Die Dreigroschenoper wurde am 31. August 1928 im Theater am Schiffbauerdamm uraufgeführt. Dieses Stück war durch die bittersüße und selbstbewusst kokette Leichtfertigkeit der 20er Jahre gekennzeichnet. In dieser Hinsicht übertraf dieses Stück alle anderen Stücke aus dieser Zeit.
Die Dreigroschenoper enthielt einige ideologische und dramaturgische Unzulänglichkeiten, die das Publikum erlaubten, das Stück im großen und ganzen zu genießen, ohne sich betroffen zu fühlen. Trotzdem war das Stück ein Meisterstück: Es verband traditionelle und fortschrittliche Elemente, Musik und Reden, subtile Metapher und deutliche Thematik, dramatische Spannung und epische Zäsuren, scharfsinnige Weißheit und packende Popularität. Die Dreigroschenoper erlebte einen andauernden Erfolg. Dieser Erfolg ist nicht nur auf das freizügige Thema und die aufregenden Songs zurückzuführen, sondern auch auf die kritische Wahrheit hinsichtlich des Systems. Die sensationelle Uraufführung der Dreigroschenoper, die Brecht Weltruhm brachte, erfolgte ein Jahr vor der Weltwirtschaftskrise, die von dem Zusammenbruch der New Yorker Börse am 24. Oktober 1929 provoziert wurde. Die Wirtschaftskrise verschärfte die politische Situation und die bitteren Kämpfe zwischen den linken proletarischen und den nationalsozialistischen Kräften. Bertolt Brecht begann Marxismus zu studieren. 1927 wurde er ein führendes Mitglied einer dramaturgischen Gruppe, die Piscators Theater gründete. 1929 beobachtete Brecht den „Blutigen Mai“ in Wedding, als die Polizei auf die unbewaffnete Arbeiter losschoss, die trotz des Verbots zusammentraten, um ihre traditionelle Maitagsdemonstration zu machen. Folglich gab Brecht seine Taktik der Skadalisierung der Bourgeoisie auf, die er bisher auf ziemlich spielerischer Weise angewandt hatte. Er bekannte sich zum Sozialismus. Von da an führte Brecht eine Reihe von ausgesprochen didaktischen Stücke. Der Höhepunkt dieser Phase war Die Maßnahme. Seine Lehrstücke sind ein einmaliger und einzelner Versuch, die marxistischen philosophischen und politischen Gedanken in die Stücke als ästhetische und dramatische Elemente einzubauen. Die ersten Lehrstücke wurden im Sommer 1929 auf den Baden-Badener Festspielen aufgeführt. Nach dem Stück Die Maßnahme wurde Die Mutter 1931 aufgeführt. Das war seine letzte Aufführung vor seiner Flucht vor dem Nationalsozialismus ins Exil.
Als die Nazis an die Macht kamen, floh er in die Schweiz, nach Dänemark, England, Schweden, in die Sowjetunion und die USA (Kalifornien). Diese Exiljahre erwiesen sich aber als eine der erfolgreichsten Schaffungsperioden Brechts, in der er viele wichtige Stücke, u.a. Der kaukasische Kreidekreis (1945) schrieb.
Nach dem politischen Verhör vor einem amerikanischen Unterausschuss verließ Brecht Amerika und kehrte nach Europa zurück. Zunächst blieb er in der Schweiz. Später übersiedelte Brecht nach Ost-Berlin (1949).
Dort gründete er das Berliner Ensemble unter der Leitung H. Weigel, das zunächst im Deutschen Theater, ab 1954 im Schiffbauerdamm-Theater spielte. 1949 bis 1956 inszenierte er seine eigenen Stücke und errang internationalen Ruf. Er war ab 1950 Mitglied der Akademie der Künste in Ostberlin. 1951 willigte er in eine Änderung seiner Oper Verhör des Lukullus ein, die von den ostdeutschen Behörden erwünscht wurden. Seine Haltung zum Arbeiteraufstand am 17. Juli 1953 war eigentlich zwiespältig: „Der 17. Juni hat die ganze Existenz verfremdet. In aller ihrer Richtungslosigkeit und jämmerlicher Hilflosigkeit zeigen die Demonstrationen der Arbeiterschaft immer noch, dass hier die aufsteigende Klasse ist. Nicht die Kleinbürger handeln, sondern die Arbeiter.“ (20.8.1953) Von seinem Brief an die SED wurde in Ostdeutschland aber nur der letzte Teil veröffentlicht, der als seine eindeutige Parteinahme interpretiert wurde. Diese entstellte Stellungnahme verursachte in Westdeutschland Brecht-Boykott. 1954 wurde ihm der Stalin-Friedenspreis verliehen. Dank der erfolgreichen Aufführungen seiner Stücke, u.a. des Kaukasischen Kreidekreises in Paris, gewann Brecht allmählich wieder Zugang zu bundesdeutschen Bühnen. Brecht starb am 14. August 1956 in Berlin.