Attribut
Attribut
Syntaktische und semantische Beschreibung
1. ATTRIBUT UND SATZGLIEDER
Das Attribut unterscheidet sich von den Satzgliedern. Während die Satzglieder im Satz allein verschiebbar sind, kann das Attribut in der Regel nur gemeinsam mit einem Satzglied verschoben werden.
- Er beantwortet den Brief des Freundes heute.
Den Brief des Freundes beantwortet er heute.
Es gibt noch einen tieferen Unterschied, der bei der Zurückführung der konkreten Sätze auf Grundstrukturen deutlich wird. Das Attribut ist eine potentielle Prädikation, es lässt sich auf eine prädikative Grundstruktur zurückführen.
- Das kleine Kind schläft fest.
Das Kind schläft.
Das Kind ist klein. (Attribut)
Das prädikativ Attribut steht im konkreten Satz in derselben Position wie die Adverbialbestimmung, unterscheidet sich von ihr aber in der Abhängigkeitsbeziehung: es bezieht sich nicht auf das Verb, sondern auf das Substantiv.
2. ATTRIBUT UND WORTKLASSEN
Das Attribut wird durch verschiedene Wortklassen repräsentiert, die vor oder nach einem Satzglied stehen und mit diesem verschoben werden.
1. In VORDERSTELLUNG erschienen Artikelwörter, Präpositionen, Partikeln, Adjektive und Partizipien
Artikel : Der Fehler
Präposition: wegen Krankheit
Partikel: nur Kinder
Adjektiv: der interessante Vortrag - nur Adjekt. und Partizip.
Partizipien: die geplante Reise sind als Attribute zu sehen
2. In NACHSTELLUNG erscheinen Substantive (bzw. substantivische Pronomina), Adverbien und Infinitive.
Die Zurückführung ist auf eine Prädikation möglich.
- Das Haus meines Vaters = mein Vater hat ein Haus
- Der Student dort = der Student ist dort
- Seine Hoffnung zu gewinnen = er hofft, dass er gewinnt
ABER:
- Der Schriftsteller schreibt gern Erzählungen über Kinder.
(Die Erzählungen sind über Kinder.)
- Er hat mir über die Versammlung gestern abend berichtet.
(Die Versammlung war gestern abend.)
3. DIE EINZELNEN ATTRIBUTE
Adjektiv und Adverb
Das attributive Adjektiv und das attributive Adverb sind prinzipiell aus der gleichen Prädikation abzuleiten:
- der fleißige Student = der Student ist fleißig
- der Student dort = der Student ist dort
Adjektive – die nur attributiv verwendeten Adjektive zugrunde liegen:
- das medizinische Personal = das Personal ist aus (dem bereich) der Medizin
- der bulgarische Wein = der Wein ist aus Bulgarien
- der zehnte Jahrestag = der Jahrestag ist der zehnte (Jahrestag)
Bestimmte Unterschiede zwischen Adjektiv und Adverb im konkreten Satz:
1. Zumeist die aus Substantiven gebildete Adjektive sind nicht attributfähig. (Schuld, Schade, egal, usw.)
2. Das attributive Adjektiv erscheint gewöhnlich vorangestellt-flektiert, das Adverb nachgestellt-unflektiert. (der interessante Vorschlag, der Vorschlag ist interessant)
3. Das attributive Adjektiv kann erweitert sein.
Partizip I und II
A) Die attributiven Partizipien I sind syntaktisch abzuleiten.
- aus dem Präsens Aktiv transitiver und intransitiver Verben:
das lesende Mädchen = das Mädchen liest
der Augenblick ist entscheidend = der Augenblick entscheidet
- aus dem Präsens reflexiver Verben:
der sich nähernde Zug = der Zug nähert sich
- aus dem modalen Passiv bei transitiven Verben:
die anzuerkennende Leistung = die Leistung ist anzuerkennen
= die Leistung muss anerkannt werden
B) Die attributiven Partizipien II sind syntaktisch abzuleiten.
- aus dem Perfekt Vorgangspassiv bei transitiven Verben:
das gelesene Buch = das Buch ist gelesen worden
- aus dem Perfekt Vorgangspassiv:
das geöffnete Fenster = das Fenster ist geöffnet
= das Fenster ist geöffnet worden
- aus dem Perfekt Aktiv:
der eingefahrene Zug = der Zug ist eingefahren
= der Zug fährt ein
- aus dem Perfekt der Reflexivkonstruktion:
das verliebte Mädchen = das Mädchen ist verliebt
= das Mädchen hat sich verliebt
Substantiv
A) Substantiv im GENITIV
- Genitivus possessivus (=HABEN – Verhältnis)
Das Haus meines Vaters = mein Vater hat ein Haus
- Genitivus definitivus (=SEIN – Verhältnis)
Die Pflicht der Dankbarkeit = die Dankbarkeit ist eine Pflicht
- Genitivus explicativus (= BEDEUTEN – Verhältnis)
Der Strahl der Hoffnung = der Strahl bedeutet Hoffnung
- Genitivus partitivus (TEIL-VON- Verhältnis)
Die Hälfte des Buches = die Hälfte ist Teil von dem Buch)
- Genitivus subjectivus (= SUBJEKT-PRÄDIKATs – Verhältnis)
Die Lösung des Studenten = der Student löst (die Aufgabe)
- Genitivus objectivus (=OBJEKT-PRÄDIKATs – Verhältnis)
Die Lösung der Aufgabe = (Der Stundent) löst die Aufgabe
B) Substantiv im Präpositionalkasus
Es liegen ihm verschiedenartige inhaltliche Beziehungen zugrunde. Die Präpositionen spielen dabei eine unterschiedliche Rolle.
- die Teilnahme (des Stundenten) am Wettbewerb = der Student nimmt am Wettbewerb teil. OBJEKT
- das Haus in der letzten Reihe = das Haus ist (befindet sich) in der letzten Reihe. LOKAL
- die Ankunft (des Gates) am Abend = der Gast kommt am Abend an. TEMPORAL
- die Antwort (des Kollegen) in der Erregung = der Kollege hat in der Erregung geantwortet. MODAL
Zum Präpositionalkasus mit „von“
Die Präposition VON nimmt unter den übrigen Präpositionen eine Sonderstellung ein, da sie als ERSATZFORM des GENITIVs auch verschiedene einhaltliche Beziehungen des Genitivattributs ausdrücken kann:
- das Bild Goethes = das Bild von Goethe
a) Attributives Substantiv im Singular mit Nullartikel:
Die Gewinnung von Kohle = der Einfluss von Wind und Wetter
b) Attributives Substantiv im Plural mit Nullartikel:
Der Bau von Kraftwerken = die Aufführung von Dramen
c) Attributive Eigennamen mit Nullartikel
Personennamen und geographische Namen auf –s, -x, -z, Namen von Institutionen stehen obligatorisch im Präpositionalkasus mit VON:
Die Parks von Paris = die Küste von Tunis
Zum merkmallosen Kasus