ATTRIBUT 2 NJ
1.2 NACHGESTELLTE ATTRIBUTE
1.2.1 Genitivattribut
Attribute, die durch ein Substantiv im Genitiv repräsentiert werden, müssen auf verschieden Weise abgeleitet werden, da ihnen verschiedene Arten von Prädikationen zugrunde liegen, den auch verschiedenartige inhaltliche Beziehungen entsprechen.
das Haus meines Vaters
- mein Vater hat ein Haus
die Pflicht der Dankbarkeit
- die Dankbarkeit ist eine Pflicht
1.2.2 Adverbialattribut
Bei den Adverbien hat die Attribuierung als Ausnahme zu gelten. Attribuirbar ist nur eine kleine Zahl ursprünglicher Adverbien mit temporaler oder lokaler Bedeutung. Das Adverb erscheint gewöhnlich nachgestellt – unflektiert. Beim Adverb sind verschiedentlich Homonymien möglich:
das Haus dort drüben
1.2.3 Präpositionalattribut
Auch dem substantivischen Attribut im Präpositionalkasus liegen verschiedenartige inhaltliche Beziehungen zugrunde. Im einzelnen handelt es sich um solche Beziehungen, die sich durch Objektsbeziehungen und durch adverbiale Beziehungen ausdrücken lassen. Die Präpositionen spielen dabei eine unterschiedliche Rolle. Während bei den Objektsbeziehungen die Präposition nichts über die Art der Beziehung aussagt, ist bei den Adverbialbeziehungen die Art der Beziehung weitgehend aus der Bedeutung der Präposition ablesbar.
das Haus an der Ecke
1.2.4 Nebensätze
Infinitivkonstruktion:
Dem attributiven Infinitiv mit zu liegt – wie verschiedene substantivischen Attributen – eine Objektsbeziehung zugrunde:
die Hoffnung (des Sportlers), den Pokal zu gewinnen
- der Sportler hofft (darauf), den Pokal zu gewinnen
(der Sportler hofft (darauf), dass er den Pokal gewinnt)
(der Sportler hofft auf den Pokalgewinn)
Relativsatz:
Das Relativum als Einleitungswort hat Satzgliedwert im eingebetteten Satz und setzt vor der Einbettung ein in beiden Teilsätzen identisches Element voraus. Bei der Einbettung wird dieses identische Element im eingebetteten Satz obligatorisch durch das Relativum (als Prowort) substituiert, das damit nur die Identitätsbeziehung zu dem identischen Element im übergeordneten Satz (dem sogenannten Bezugswort) und nicht eine semantische Beziehung zwischen den beiden Teilsätzen signalisiert:
Die Frage, die du mir gestellt hast, ...
Indirekter Fragesatz:
Der Indirekte Fragesatz ist nur als eingeleiteter Nebensatz möglich. Einleitungswörter sind Interrogativpronomina und – adverbien oder die Konjunktion ob.
Die Frage, ob so etwas sinnvoll ist, ...
Die Frage, wie sinnvoll so etwas ist,...
1.2.5 Apposition
Auch die Apposition ist eine Art Attribut. Die Apposition ist referenzidentisch mit ihrem Bezugswort, d.h., Apposition und Bezugswort beziehen sich auf den gleichen Sachverhalt in der aussersprachlichen Realität. Die Apposition ist immer weglassbar und kann an die Stelle ihres Bezugswortes im Satz substituiert werden. Sie ist ein reduzierter Kopulasatz. Es gelten folglich die gleichen Selektionsbeziehungen zwischen Apposition und Bezugswort wie zwischen Subjekt und Prädikativ des entsprechenden zugrunde liegenden Kopulasatzes. Die Apposition wird durch ein Substantiv repräsentiert. Das als Apposition fungierende Substantiv ist im Kasus mit dem Bezugswort identisch. In formaler Hinnsicht ist zwischen einer engen und einer lockeren Apposition zu unterscheiden. Die enge Apposition ist nicht durch Kommas vom Bezugswort abgetrennt und kommt in Vorder- und Nachstellung vor. Die lockere Apposition wird durch Kommas abgetrennt und ist immer nachgestellt. Sie unterscheiden sich auch in der Flexion: Während die lockere Apposition gewöhnlich mit dem Bezugswort im Kasus übereinstimmt, ist die enge Apposition zu meist morphologisch nicht gekennzeichnet.
Enge Apposition
a) Vornamen
Bezugswort ist der Familienname oder ein zweiter Vorname. Die Apposition steht vor dem Bezugswort. Bezugswort und Apposition haben Nullartikel:
Heinrich Mann, Johann Sebastian
b) Verwandschaftsbezeichnungen, Berufsbezeichnungen, Tittel, Anredeformen
Bezugswörter sind Personennamen. Die Apposition steht vor dem Bezugswort und sie haben Nullartikel:
Onkel Gerhard, Tante Christa,
Lehrer Müller, Klempnermeister Schulze,
Professor Schmidt, Oberbürgermeister Bär,
Herr Meier, Kollege Kuhn
Bei Verwandschaftsbezeichnungen, Berufsbezeichnungen und Titteln als Apposition wird der Kasus nur am Bezugswort, nicht an der Apposition gekennzeichnet:
das Haus Onkel Gerhards
das Geschäft Klempnermeister Schulzes
Anredeformen als Apposition werden zu meist mit dem Bezugswort flektiert:
der Vortrag Herrn Meiers
der Urlaub Kollege(n) Wieners
Lockere Apposition
Die lockere Apposition wird bei der Verbindung mehrerer Appositionen bevorzugt, besonders wenn diese umfangreicher sind:
Professor Dr. Schall, Ärtztlicher Direktor des
Kinderkrankenhauses Neustadt
seine beiden Söhne, Andreas und Michael
mein Freund Hans, ein begeisterter Schachspieler
Donnerstag, der 7. September 1972