Analyse der Figuren und der Beziehungen zueinander-Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen

Analyse der Figuren und der Beziehungen zueinander

UNRAT

Unrat ist 57 Jahre alt und seine Lebensgeschichte bleibt dem Leser unbekannt. Man weiss eigentlich nicht wie er sich mit Vorname heisst. Das Leben können wir nur aus einigen Ausschnitten rekonstruieren. Unrat studierte alte Sprachen. In dem ferneren Studium unterstützte ihn eine Witwe, die er auch später heiratete. Sie hatten zusammen einen Sohn. Dieser Sohn erfüllte nicht die Unrats Erwartung, deshalb trat er sich von ihm.
Der Leser erfährt noch wie Unrat aussieht: Er hat magern eingeknickte Beine, ein hölzernes Kinn mit dem dünnen, graugelben Bärtchen und seine rechte Schulter ist höher als die linke. Oft wird er hier mit einem Tier verglichen. Seine Schüler sehen ihn als ein Vieh, das man aber nicht totschlagen darf. Sein Aussehen hängt sehr nahe mit seinem Inneren zusammen. Seine Bewegungen sind eigentlich Ausdruck seiner inneren angespannten Verfassung. Ihn symbolisiert die graue Farbe. Er trägt grauen Mantel, sein Gesicht und auch Hände beschrieb H. Mann als grau.
Unrat arbeitete seit 30 Jahren an seinem alten Schreibtisch was zur psychischen Deformation führt. Er hat sich sein ganzes Leben nur mit der Lehrerarbeit gewidmet. Den Schüler ist er sozial aber weit unterlegt. Hinter die Autorität, Pflicht, Macht und Karriere steckte er seine eigene Schwäche.
Unrat ist für die Leser eine Figur, mit der man nicht anfangen kann.



Ein Junge, Sohn vom Konsul, der gerade 17 Jahre alt ist. Der Leser soll in ihm gleich einen Unrats Gegenspieler erkennen. Er ist fast immer schwarz angezogen und hat einen schwarzen Hut auf dem Kopf. Selbst Lohmann hat schwarze Haare. In der Welt symbolisiert die schwarze Farbe: Tod, Trauer und Unterwelt. In diesem Roman soll er mit dieser Farbe eigentlich den Unrats Untergang symbolisieren. Lohmann hat Kenntnisse, die er sich ausserhalb der Schule verschaffen hat. Er verhält sich oft als Souverän, sein Geist ist frei und seine Persönlichkeit ist stark, was ihm auch in die Gegenposition zu Unrat stellt. Lohmann selbst stellte sich aber in die Rolle des Leidenden.


Er liebt die 30-jährige Dora Breetpoot, die für ihn wegen den gesellschaftlichen Umständen unerreichbar ist. Seine Liebe zu ihr ist also unerfühlt. Er protestierte gegen die bürgerlichen Umständen und gegen die Konventionen und Moral. Was er an Unrat gut findet, ist gerade seine anarchistische Stellung.

GEGENSEITIGE BEZIEHUNGEN

Unrat tritt in diesem Roman als die Hauptfigur, Lohmann als sein Hauptgegner. Lohmann ist zugleich auch der einzige Schüler, dem sich Unrat nicht überlegen fühlt. Der Haas zum Lohmann wächst im Laufe der Handlung. Später beschäftigt sich Unrat die ganze Zeit mit ihm. Aus seinem Ziel Lohmann zu fassen, wachsen wichtigere und grössere Ziele. Dazu kommt noch der Konkurrenzkampf um Rosa Fröhlich, welche Unrat langsam lieben beginnt.
Hier kommt zu einem ersten scheinbaren Stieg vom Unrat: „ Unrat erfreute sich der Bedeutung, der er in der Garderobe erobert hatte. Lohmann durfte nicht mehr hoffen, ihm zu ersetzten. Würde Lohmann etwa behalten haben, dass er der Rosa Bolero dort zum Färben sollte?“ (H. Mann.: Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen, 2002, S. 111).
Danach folgt aber auch schnell Unrats Niederlage. Er verhält sich beim Hünengrabprozess ganz schlecht. Nach dem Prozess trennt sich Unrat für kurze Zeit von Fröhlich, aber dann finden sie den Weg zu sich wieder. Er verliebt sich jetzt ganz in sie. Er will mit ihr für immer bleiben und so macht er ihr einen Heiratsantrag. Rosa ist zuerst überrascht, aber sie braucht doch Sicherheit und Geld, darum nimmt sie den Auftrag an. Unrat fühlt sich in dieser Situation als Sieger. Er ist mit Rosa verheiratet und Lohmann hat die Stadt verlassen.
Unrat rächt sich also an den anderen. Die Vernichtung erlebt Kieselack und von Erztum. Unrat ist jetzt stolz auf sich, nur aus Lohmann hat er immer Anst.
Später kam Lohmann in die Stadt zurück. Unrat will selbst das Verderben von ihm verurteilen. Er verbot Rosa sich mit ihm treffen. Sie nimmt das mit gemischten Gefühlen auf und wenn sie dann Lohmann in der Stadt trifft, provoziert sie ihn. Sie unterhalten sich über die beiden vergangenen Jahre und sie lädt ihn ein, am Nachmittag, wenn niemand zu Hause sein wird, zu Besuch. Lohmann kam. Er erwies über die Schulden, die Rosa (auch Unrat) hat. Er will sie natürlich bezahlen, dabei fühlt sich Fröhlich peinlich, sie will nicht verkauft sein. Deshalb gibt Lohmann seine Brieftasche geöffnet auf den Tisch. Rosa hat Lust ihn zu reizen, weil nur er ihr vom Unrat verboten war.


In diese Situation kommt Unrat.: „Lohmann stand noch da, wohl eines grossen Schreckens: denn hier wurde den verbrechen begangen. Unrat, der interessante Anarchist, beging ausmachte Verbrechen. Nun war der Anarchist eine moralische Seltsamkeit und ein wohlverständliches Extrem, das Verbrechen eine Steigerung allgemein menschlicher Neigung und Affekte, die nichts Auffallendes hatte.“ (H. Mann.: Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen, 2002, S. 237).
Unrat völlig ausser sich, raubte die Brieftasche. Lohmann ruft die Polizei. Unrat aber auch Rosa werden verhaftet, was eigentlich die letzte und tiefste Niederlage von Unrat ist: „Er sprudelte Wasser, empfing von hinten einen Stoss, stolperte das Trittbret hinan und gelangte kopfüber auf das Polster neben der Künstlerin Fröhlich und ins Dunkel.“ (H. Mann.: Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen, 2002, S. 239).
Gerade diese letzten zwei Wörter symbolisieren, wohin Unrats letzter Weg führt.

Analyse der Handlungsorten

In diesem Roman sind vor allem zwei Orte dargestellt.
Einerseits ist es die Schule. Die Schule ist Ort, wo man erzieht, vermittelt die bürgerliche Tugend, vermittelt die strenge wissenschaftliche Bildung, Ort der autoritären Disziplin und der starken Ordnung
Andererseits ist es der Blauen Engel. Dieses Ort ist das Ort des Vergnügens, der Ablenkung, der sexuellen Freiheiten aber auch der Unordnung.
Unrat kann in diesem Werk niemals beide Orte gleichzeitig beherrschen. So bedeutet der Sieg an einem Ort gleichzeitig auch Niedergang an dem anderen. Am Anfang herrschte Unrat in dem Klassenzimmer am Gymnasium, später ist er Herrscher in dem Blauen Engel.
Beide diese Orte bestehen aus zwei Zimmern. In der Schule ist es das Klassenzimmer und die Kabuff, wo Unrat zur Bestrafung der Schüler benutzte. Im Blauen Engel ist es das Umkleidezimmer und auch der Konzertsaal. Es geht um keine öffentlichen Räume, so dass Unrat hier nicht gefährden werden kann.
Unrat schätzt sich vor allem die Schule sehr hoch, nur später verändert sich die Situation. Der blaue Engel wird langsam zur seinen eigentlichen Welt, wo er viel Zeit verbringt.
Die Handlung des Romans spielt sich teilweise auch im Seebach ab. Hier beginnt auch der persönliche Kampf gegen die Gesellschaft in der Stadt und der Schüler, die er nicht fassen konnte.